Direkt zum Inhalt
ESC-Siegerin Jamala auf Russlands Fahnungsliste
Rubrik

Weil sie das Land kritisiert ESC-Siegerin Jamala auf Russlands Fahnungsliste

co - 21.11.2023 - 16:00 Uhr

2016 gewann die ukrainische Sängerin Jamala (40, mit bürgerlichem Namen Susana Jamaladinova) den Eurovision Song Contest in Stockholm mit ihrem Song „1944“. Das Lied beschäftigt sich mit vergangenen Kriegsverbrechen gegen die Bevölkerung der von Russland besetzten Krim. Auch bei dem jetzigen russischen Angriffskrieg kritisierte die Musikerin immer wieder russische Kriegsverbrechen. Jetzt landete Jamala auf Russlands Fahndungsliste.

Wegen „Fake News“

Anscheinend begründet Russland die Entscheidung mit angeblichen Falschinformationen, die Jamala über die russische Armee verbreitete. In Russland gelten alle Informationen als falsch, die nicht der offiziellen Linie des Putin-Regimes entsprechen. Ein Grund für die Fahnung nach Jamala ist ihre Kritik am Massaker, das 2022 in Butscha stattfand. In dieser Stadt tötete das russische Militär nach ukrainischen Angaben 458 Zivilistinnen und Zivilisten. Russland ist – wie bei allen anderen Meldungen über russische Kriegsverbrechen – empört über die „erfundenen“ Vorwürfe. Schon im Oktober schaffte Jamala es auf Russlands Fahndungsliste. Diesen Monat wurde in Abwesenheit von einem russischen Gericht verhaftet.

So reagierte Jamala

Als die Musikerin von dem Fahnungsaufruf erfuhr, adressierte sie die Meldung sogleich in einer Instagram-Story. Dazu veröffentlichte sie einige der Schlagzeilen und kommentierte unter anderem mit einem Facepalm-Emoji. Jamala tourt gerade durch Australien, um dort Spenden zu sammeln und die Menschen darauf aufmerksam zu machen, was in der Ukraine passiert. In der Story baute sie auch ein Foto von sich vor dem Opernhaus in Sydney ein. Als Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte, flohen die Sängerin und ihre Familie aus dem Land.

Dieses Jahr brachte Jamala ihr Album „Qirim“ mit traditionellen krimtatarischen Liedern heraus. Gegenüber der BBC erklärte die Sängerin anlässlich der Veröffentlichung, das Album sei ihr Versuch, ihrem „Heimatland – der Krim – eine starke Stimme zu geben“. Sie erklärte: „Die Jahrhunderte des Russischen Reiches, dann der Sowjetunion, jetzt Russland – sie haben eine Menge Propaganda gemacht, um uns zum Schweigen zu bringen. Dann haben sie der ganzen Welt erzählt, dass wir nicht existieren. Aber wir kennen die Wahrheit. Ich kenne die Wahrheit. Und deshalb ist es für mich wirklich wichtig, diese Wahrheit durch die Geschichten hinter jedem der Songs auf diesem Album zu zeigen.“ Daneben setzt sich Jamala auch für LGBTI*-Rechte ein.

Über „1944“

Schon Jamalas ESC-Siegerlied „1944“ war Russland ein Dorn im Auge, denn dieses handelt vom 18. Mai 1944, als krimtatarische Familien auf Stalins Befehl aus dem Schlaf gerissen und aus ihren Häusern vertrieben wurden. 200.000 Krimtatarinnenen und Krimtataren (eine muslimische Minderheit) wurden an diesem Tag gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und nach Zentralasien zu reisen. Wer sich weigerte, wurde erschossen. Auch Jamalas Großmutter gehörte zu den Vertriebenen. In dem Song hieß es unter anderem: „Wenn Fremde kommen, kommen sie in dein Haus. Sie töten sich und sagen: Wir sind nicht Schuld, nicht Schuld.“

Viele sahen in „1944“ einen Kommentar zu Russlands illegaler Annexion der Halbinsel Krim, die vor 2014 zur Ukraine gehörte. Insbesonders Russland behauptete, dass der Songtext politischer Natur sei und daher gegen die Regeln des ESC verstieße. Die Europäische Rundfunkunion, die den Wettbewerb ausrichtet, erlaubte das Lied jedoch. In der Folge übertrumpfte es den russischen Beitrag und holte den Sieg. Obwohl die Ukraine erst seit 2003 am ESC teilnimmt, gewannen schon drei ukrainische Acts: Ruslana mit „Wild Dances“ (2004), Jamala (2016) und das Kalush Orchestra mit „Stefania“ (2022). Russland gewann nur ein einziges Mal, und zwar 2008 mit Dima Bilans „Believe“.

Auch Interessant

Neuzugang bei Queer Eye

Jeremiah Brent ersetzt Bobby Berk

Die neunte Staffel von Queer Eye startet bald mit Neuzugang Jeremiah Brent. Kommt bald auch Olympiasieger Tom Daley ins Team der Fab Five?
Madonna zum Schnäppchenpreis

Charity-Shop verkaufte Tour-Outfits

Madonna-Fans im siebten Himmel: Ein britischer Charity-Show verkaufte jetzt Original-Outfits von Madonna für ein paar britische Pfund.
Tom Fords Shopping-Laune

Umzug nach London wegen Trump?

Modedesigner Tom Ford war in Shopping-Laune und kaufte sich eine Villa im Herzen Londons für 104 Millionen US-Dollar.
Comeback der Scissor Sisters

Neue Tour 2025 in Großbritannien

Comeback der Scissor Sisters: Die schwule Kultband geht 2025 auf Tour in Großbritannien und feiert damit das 20-jährigen Jubiläum ihres Debütalbums.
MTV Europe Music Awards

Auszeichnung für Pet Shop Boys

Freude und Trauer bei den MTV Europe Music Awards: Preise gehen an Schwulen-Ikonen wie den Pet Shop Boys und Taylor Swift. Trauer über Liam Payne.
Kampf für Schwule

Jamie Lee Curtis als Mutmacherin

US-Schauspielerin Jamie Lee Curtis ruft die LGBTI*-Community dazu auf, sich nach Donald Trumps Wahlsieg stärker für ihre Rechte zu engagieren.
Drew Barrymores Geständnis

Pikante Sexstellung offenbart

Im Plauderton versehentlich zur lesbischen Sexstellung gewechselt - so erging es jetzt Schauspielerin Drew Barrymore, Presse-Skandälchen inklusive.
Homophobe Attacke

Bruder von Travis Kelce rastet aus

Jason Kelce verteidigt seinen Bruder Travis und dessen Freundin Taylor Swift vor einem homophoben Fan - und die schwulen Fans feiern ihn online dafür.
Mahnung an die Community

Jannik Schümann ist kampfbereit

Der schwule Schauspieler Jannik Schümann warnte jetzt vor einem Rechtsruck in der Gesellschaft und ist kampfbereit für die Community.