Outing mit Tom Daley Der Olympionike steht Sportlern zur Seite, die sich bisher nicht geoutet haben
Der britische Ex-Turmspringer und Olympionike Tom Daley (31) berichtete erst vor wenigen Tagen über seine Essstörung, die ihn seit über einem Jahrzehnt bis heute plagt. Nun sprach der fünffache Olympiamedaillengewinner darüber, wie schwierig es auch heute noch ist, sich als Spitzensportler zu outen. Immer wieder suchen demnach Kollegen Rat bei dem heute 31-Jährigen, der sich 2013 mit einem YouTube-Video medienwirksam als schwul geoutet hatte.
Daley hilft ungeouteten Sportlern
Im Just For Variety-Podcast erklärte Daley, er spreche „ziemlich oft“ mit „ziemlich vielen“ nicht geouteten Athleten aus diversen Sportkategorien, die ihn zumeist über die sozialen Medien kontaktieren. Häufig seien dabei auch Sportler, die aus „jenen Ländern und Orten kommen, in denen es bis heute illegal ist, schwul zu sein.“ Daley dazu: „Sie wissen nicht, was sie tun sollen, wie sie sich verhalten sollen, und offensichtlich ist das Coming-Out in bestimmten Ländern eine ganz andere Erfahrung als in Großbritannien oder den USA, sodass es noch immer ziemlich gefährlich sein kann. Ich sage ihnen immer, dass ich als Gesprächspartner zur Verfügung stehe, weil ich weiß, dass diese Situation eine sehr einsame Erfahrung ist.“
Im Fokus der Öffentlichkeit
Daley ist beruflich und privat auch nach dem Ende seiner Sportkarriere sehr erfolgreich, nebst ersten TV-Shows, einer neuen Streaming-Dokumentation und der eigenen Modefirma lebt er die meiste Zeit des Jahres zusammen mit seinem Ehemann Dustin Lance Black und den beiden gemeinsamen Kindern Robbie und Phoenix in Los Angeles. Trotzdem könne er sich noch gut an die schwierige Zeit erinnern, als er sich mit 19 Jahren geoutet hat. „Es war eine echte Herausforderung und ich war mir nicht sicher, ob ich jemals die Chance bekommen würde, herauszufinden und zu erforschen, wer ich wirklich war. Ich stand damals in Großbritannien total im Fokus der Öffentlichkeit und dachte mir, jeder würde mich beobachten und sich dauernd dabei denken: `Was ist mit ihm? Was tut er da?`.“
Dabei wird das Versteckspiel als junger schwuler Erwachsener nicht einfacher, so Daley weiter: „Als Heranwachsender versteckt man, egal auf welcher Ebene, wer man ist. Man versucht, in anderen Bereichen mehr zu leisten, weil man von dem ablenken will, was an einem 'falsch' ist. Es ist eine echte Herausforderung, als queeres Kind aufzuwachsen. Es war eine wirklich einsame Erfahrung, so aufzuwachsen und immerzu so geheim halten zu müssen, wer ich war.“
Kein authentisches Leben in Einsamkeit
Um so mehr wolle er heute jemand sein, der anderen Sportlern in der Öffentlichkeit hilft, zu ihrer Homosexualität zu stehen – auch wenn ihm klar sei, so Daley, wie schwierig das bis heute sein kann. Er wolle trotzdem ein „Resonanzboden“ für jene Sportler sein, die mit ihrer Sexualität kämpfen. „Kämpft euch nicht alleine da durch. Selbst wenn es nur eine andere Person gibt, der ihr wirklich vertraut, sprecht mit dieser. Wenn man alleine kämpft und das so lange geheim hält, selbst wenn man noch nicht bereit ist, sich zu outen, dann ist es trotzdem gut, wenn man eine Person hat, der man sich anvertrauen und mit der man offen über seine Probleme sprechen kann. Zumindest eine Person, in deren Gegenwart man wirklich authentisch sein kann. Es ist anstrengend, das alles unter Verschluss zu halten.“ Daley hat gerade einen neuen Dokumentarfilm mit dem Titel „1.6 Seconds“ veröffentlicht, der seine Turmspringer-Karriere, sein Coming-Out als schwuler Mann und sein Leben mit seinem Mann und seinen Kindern nachzeichnet.