Direkt zum Inhalt
Deutscher Handball-Profi Lucas Krzikalla ist schwul
Rubrik

Ein wichtiger Lebensschritt Deutscher Handball-Profi Lucas Krzikalla ist schwul

co - 04.10.2022 - 13:00 Uhr

Deutscher Handball-Profi Lucas Krzikalla outet sich als schwul

Der 28-jährige Handball-Star Lucas Krzikalla spielt auf der Position Rechtsaußen beim SC DHfK Leipzig. Jetzt, während einer kurzen Spielpause im Oktober, outete er sich als schwul. Den Zeitpunkt hatte er laut der Welt am Sonntag ganz bewusst gewählt.

Offenes Geheimnis auf Instagram

Schon seit längerer Zeit hält sich Krzikalla in den sozialen Medien nicht mehr mit Pärchenfotos zurück: „Seit einem Jahr poste ich immer wieder mal was von mir und Chris, so heißt mein Freund – jetzt keine ganz innigen Fotos, aber schon Arm in Arm.“ Heute könne er jedoch sagen, was er damals noch nicht wagte: „Ich bin schwul, ich habe einen Freund, den ich liebe, und ich bin sehr glücklich darüber.“

„Wie lange noch die Lügen?“

„Warum nicht einfach diesen Schritt machen und sagen, dass man schwul ist?“ Darüber denke Krzikalla schon seit einem Jahr nach: „Wie lange noch das ewige Verstellen, die Lügerei, und für wen denn überhaupt? „Idioten, die dumme Sprüche machen, wird es immer geben. Ich will für das stehen, was ich mache, und nicht über meine Sexualität definiert werden. Und ich freue mich, jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen. Das hier ist einer der wichtigsten Schritte in meinem Leben.“

Anderen Mut machen

Vor seinem Outing hatte sich Krzikalla mit dem Schweizer Marco Lehmann (28) ausgetauscht, der sich im Januar 2021 öffentlich outete (SCHWULISSIMO berichtete). Dabei sei ihm bewusst geworden: „Ich will zu mir stehen und für uns eintreten, um anderen Mut zu machen. Ich weiß allein von fünf Handballspielern in der ersten und zweiten Liga, die es vielleicht innerhalb der Mannschaft erzählen, aber Angst haben, mit einem Coming-out ihrer Karriere zu schaden.“

Änderungen aus dem Inneren

„Die Sexualität, wer wie leben will, muss einfach egal sein – in jedem Beruf“, so Krzikalla weiter. „Und damit sich endlich etwas ändert, müssen wir Profisportler jetzt auch selbst etwas unternehmen. Die Veränderung muss auch von innen kommen, aus dem Sport selbst. Nach Jahren der Diskriminierung haben wir, wenn wir alle den Mut haben, jetzt die Chance, tatsächlich ein für alle Mal etwas zu ändern.“ Für ihn ist klar: „Jedes Coming-out ist eine große Befreiung. Und zwar nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Darum geht es mir.“

Angst vor Offenheit

Krzikalla sprach auch über die Ängste, die viele Sportler zurückhalten: „Du willst dein Team nicht in Schwierigkeiten bringen. Wir repräsentieren ja auch Verein oder Verband. Da kann man nicht einfach für sich allein entscheiden. […] In einer Mannschaft müssen sich alle blind aufeinander verlassen können. Ich hatte das Gefühl, jeder vertraut mir – und ich bin dann derjenige, der das Teamvertrauen missbraucht und allen etwas vorlügt.“

Toxische Männlichkeit

Dabei ginge es vielfach um Vorurteile: „Ein Mann darf alles, er darf sich bloß nicht schwach einem anderen Mann gegenüber zeigen – vor allem nicht im Sport. […] Schwule seien zu verweichlicht für den harten Kontaktsport, sie seien weniger stark als Heterosexuelle. Die Leute wollen Muskeln, Härte, Löwenschreie, Abklatschen.“ Auch er selbst habe sich deswegen „totalen Psychostress“ gemacht und hatte Angst vor aufgekündigten Freundschaften und dem Ausschluss aus dem Verein. Wie sich herausstellte, waren Krzikalla Ängste unbegründet – alle hätten „easy“ reagiert.

Vorbildfunktion

Aktiven Spielern wie Ex-Fußballer Philipp Lahm (38) in seinem Buch „Das Spiel“ vom Coming-out abzuraten, findet Krzikalla „total daneben“: „Wir Sportler sind Vorbilder für viele. Wir sind es, die etwas bewegen können.“ Im Fußball ginge es um viel mehr Geld als beim Handball. Doch Krzikalla findet: „Diese ,Kosten-Nutzen-Rechnung‘ darf es nicht mehr geben.“ Er wünscht sich, dass die zukünftige Generation „einfach gar nicht mehr [darüber] reden muss“.

Auch Interessant

Statement von Robert De Niro

Unterstützung für queere Tochter

Klares Statement von Hollywoodstar Robert De Niro: Der Oscarpreisträger steht seiner trans* Tochter nach ihrem Outing bei.
Werde eine Drag-Queen

RuPauls Diven proben den Aufstand

Was tun gegen LGBTIQ+-Hass aus dem Weißen Haus? RuPauls Drag-Queens raten dazu, sich bunt und laut dem Hass entgegenzustellen. Werde zur Drag-Queen!
Offen schwul in Hollywood

US-Schauspieler Brandon Flynn

Licht und Schatten, gute Drehbücher und Homophobie – der schwule Schauspieler Brandon Flynn kennt beides!
Wehmut bei Troye Sivan

„Die Poppers Party ist vorbei!“

Mitte März wurde publik, dass die USA verstärkt gegen Poppers vorgehen. Popstar Troye Sivan betonte jetzt wehmütig: „Die Poppers Party ist vorbei!“
Sexszenen mit Verfallsdatum

US-Prüderie bei „Fellow Travelers”

2023 sorgten die schwulen Sexszenen in der Serie „Fellow Travelers“ für Schlagzeilen. Ob das heute noch machbar wäre, bezweifelt Matt Bomer.
Freddie ist der Beste

Gamer-Voting für Queen-Sänger

Freddie ist der Beste! Die Gamer-Community wählte Ex-Queen-Sänger Freddie Mercury zum größten Sänger aller Zeiten.
Mikas Homophobie-Erfahrungen

Der Brite erlebte immerzu Angriffe

Der britische Musiker Mika plauderte jetzt über seine Karriere und jahrelange Homophobie: Seine Musik sei einfach zu schwul, so die Kritiker.
Chris Colfer wird zum Kerl

Muskelspiele beim Musikfestival

Der Ex-Glee-Star Chris Colfer zeigt online Muskeln, aus dem Boy wird ein Kerl. Und ganz nebenbei hat er sich eine neue Karriere aufgebaut.
Erzwungenes Outing

Matt Bomer über sein Coming-Out

Der US-Schauspieler Matt Bomer hat sich jetzt erstmals über die Zeit rund um sein offizielles und teilweise erzwungenes Coming-Out 2012 geäußert.