Ein wichtiger Lebensschritt Deutscher Handball-Profi Lucas Krzikalla ist schwul
Deutscher Handball-Profi Lucas Krzikalla outet sich als schwul
Der 28-jährige Handball-Star Lucas Krzikalla spielt auf der Position Rechtsaußen beim SC DHfK Leipzig. Jetzt, während einer kurzen Spielpause im Oktober, outete er sich als schwul. Den Zeitpunkt hatte er laut der Welt am Sonntag ganz bewusst gewählt.
Offenes Geheimnis auf Instagram
Schon seit längerer Zeit hält sich Krzikalla in den sozialen Medien nicht mehr mit Pärchenfotos zurück: „Seit einem Jahr poste ich immer wieder mal was von mir und Chris, so heißt mein Freund – jetzt keine ganz innigen Fotos, aber schon Arm in Arm.“ Heute könne er jedoch sagen, was er damals noch nicht wagte: „Ich bin schwul, ich habe einen Freund, den ich liebe, und ich bin sehr glücklich darüber.“
„Wie lange noch die Lügen?“
„Warum nicht einfach diesen Schritt machen und sagen, dass man schwul ist?“ Darüber denke Krzikalla schon seit einem Jahr nach: „Wie lange noch das ewige Verstellen, die Lügerei, und für wen denn überhaupt? „Idioten, die dumme Sprüche machen, wird es immer geben. Ich will für das stehen, was ich mache, und nicht über meine Sexualität definiert werden. Und ich freue mich, jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen. Das hier ist einer der wichtigsten Schritte in meinem Leben.“
Anderen Mut machen
Vor seinem Outing hatte sich Krzikalla mit dem Schweizer Marco Lehmann (28) ausgetauscht, der sich im Januar 2021 öffentlich outete (SCHWULISSIMO berichtete). Dabei sei ihm bewusst geworden: „Ich will zu mir stehen und für uns eintreten, um anderen Mut zu machen. Ich weiß allein von fünf Handballspielern in der ersten und zweiten Liga, die es vielleicht innerhalb der Mannschaft erzählen, aber Angst haben, mit einem Coming-out ihrer Karriere zu schaden.“
Änderungen aus dem Inneren
„Die Sexualität, wer wie leben will, muss einfach egal sein – in jedem Beruf“, so Krzikalla weiter. „Und damit sich endlich etwas ändert, müssen wir Profisportler jetzt auch selbst etwas unternehmen. Die Veränderung muss auch von innen kommen, aus dem Sport selbst. Nach Jahren der Diskriminierung haben wir, wenn wir alle den Mut haben, jetzt die Chance, tatsächlich ein für alle Mal etwas zu ändern.“ Für ihn ist klar: „Jedes Coming-out ist eine große Befreiung. Und zwar nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Darum geht es mir.“
Angst vor Offenheit
Krzikalla sprach auch über die Ängste, die viele Sportler zurückhalten: „Du willst dein Team nicht in Schwierigkeiten bringen. Wir repräsentieren ja auch Verein oder Verband. Da kann man nicht einfach für sich allein entscheiden. […] In einer Mannschaft müssen sich alle blind aufeinander verlassen können. Ich hatte das Gefühl, jeder vertraut mir – und ich bin dann derjenige, der das Teamvertrauen missbraucht und allen etwas vorlügt.“
Toxische Männlichkeit
Dabei ginge es vielfach um Vorurteile: „Ein Mann darf alles, er darf sich bloß nicht schwach einem anderen Mann gegenüber zeigen – vor allem nicht im Sport. […] Schwule seien zu verweichlicht für den harten Kontaktsport, sie seien weniger stark als Heterosexuelle. Die Leute wollen Muskeln, Härte, Löwenschreie, Abklatschen.“ Auch er selbst habe sich deswegen „totalen Psychostress“ gemacht und hatte Angst vor aufgekündigten Freundschaften und dem Ausschluss aus dem Verein. Wie sich herausstellte, waren Krzikalla Ängste unbegründet – alle hätten „easy“ reagiert.
Vorbildfunktion
Aktiven Spielern wie Ex-Fußballer Philipp Lahm (38) in seinem Buch „Das Spiel“ vom Coming-out abzuraten, findet Krzikalla „total daneben“: „Wir Sportler sind Vorbilder für viele. Wir sind es, die etwas bewegen können.“ Im Fußball ginge es um viel mehr Geld als beim Handball. Doch Krzikalla findet: „Diese ,Kosten-Nutzen-Rechnung‘ darf es nicht mehr geben.“ Er wünscht sich, dass die zukünftige Generation „einfach gar nicht mehr [darüber] reden muss“.