„Be Who You Wanna Be“ Drag-Show im Halbfinale des Eurovision Song Contests 2023
Der Eurovision Song Contest bewies beim zweiten Halbfinale am 11. Mai einmal mehr, dass die Veranstaltung die „offizielle queere Olympiade“ ist. Hintergrund dieser Aussage ist das „wahrhaft ikonische“ Drag-Trio, das den Länder-Acts an diesem Abend die Show stahl.
Drag-Medley für die Freiheit
Nachdem alle 16 Acts ihre Songs vorgestellt hatten, begann die Pausenunterhaltung. Dazu betraten die drei Gastgeberinnen Alesha Dixon, Julia Sanina und Hannah Waddingham die Bühne. Sie begaben sich in eine „Queen Machine“ und traten als die Drag-Queens Miss Demeanour, Mercedes Benz-Over und Tomara Thomas wieder heraus.
Umgeben von zahlreichen Background-Tänzerinnen und -Tänzern und Tausenden von Lichtern, die in allen Farben des Regenbogens erstrahlten, tanzte das Trio zu einem Medley aus „Free Yourself“ von Jessie Ware, „Free Your Mind“ von En Vogue, „Free“ von Ultra Naté und „We Got Love“ von Jessica Mauboy.
Eine riesige Überraschung
Bei diesem Auftritt fielen vielen Zuschauenden doch glatt die Kinnladen herunter: „Wie ich aufgekeucht habe“, twitterte beispielsweise TV-Kritiker Scott Bryan. „Die Drag-Queens sahen, dass wir an diesem Abend nur langweilige Balladen bekommen“, so ein anderer Kommentar. Eine weitere Person bemerkte, dass die Veranstaltung besser immer von Drag-Queens moderiert werden sollte.
Wichtiges Thema
Andere Kommentare lobten, dass der ESC mit der Performance ein klares Statement setzte: „Angesichts der Angriffe auf LGBTI*-Personen … weltweit und der Tatsache, dass Drag-Artists oft im Mittelpunkt der Wut von Fanatikern stehen, kam dieser Auftritt zur rechten Zeit. Er erinnerte daran, dass Drag einfach gute Unterhaltung ist.“
Ein weiterer Kommentar bezeichnete die Show als „Mittelfinger an alle Konservativen in der Politik“. Das fand auch der deutsche ESC-Kommentator Peter Urban: „Sei, was Du sein willst. Drag-Queens gehören zur Kultur des ESC wie Toleranz und Respekt. Ein aktuelles Thema angesichts der Diskussionen im Süden Deutschlands und in konservativen Staaten der USA.“
Europa heißt Vielfalt
Auch die Frankfurter Allgemeine bezeichnete die Drag-Show als den bemerkenswertesten Moment der ganzen Sendung. „Beim ESC geht es schon immer um Vielfalt“, so die Zeitung. „Keine andere Veranstaltung tritt so für die Werte ein, für die Europa steht. Das wurde einmal mehr auf grandiose Weise … sichtbar.“
Dass der ESC diese Werte auch in der Vergangenheit sichtbar machte, habe auch dazu geführt, dass die Türkei sich vom Wettbewerb zurückzog: Nachdem Conchita Wurst 2014 gewann erklärte Präsident Recep Tayyip Erdoğan ihren Auftritt und damit die gesamte Veranstaltung für „untürkisch“.
Ergebnis des ESC-Halbfinales
Weiter sind Albanien (Albina & Familja Kelmendi mit „Duje“), Armenien (Brunette mit „Future Lover“), Australien (Voyager mit „Promise“), Belgien (Gustaph mit „Because Of You“), Estland (Alika mit „Bridges“), Litauen (Monika Linkytė mit „Stay“), Polen (Blanka mit „Solo“), Slowenien (Joker Out mit „Carpe Diem“), Zypern (Andrew Lambrou mit „Break A Broken Heart“) und Österreich (Teodora Špirić & Selina-Maria Edbauer mit „Who The Hell Is Edgar?“). Dabei konnten sich die beiden Österreicherinnen nicht nur über den Einzug ins Finale freuen: Sie und ihre Ko-Autoren Pele Loriano und Ronald Janeček gewannen den Preis für den besten Liedtext des diesjährigen ESCs.
Nicht geschafft haben es Dänemark (Reiley mit „Breaking My Heart“), Georgien (Iru mit „Echo“), Griechenland (Victor Vernicos mit „What They Say“), Island (Diljá mit „Power“), Rumänien (Theodor Andrei mit „D.G.T. (Off and On)“) und San Marino (Piqued Jacks mit „Like an Animal“).
Das große Finale findet am 13. Mai statt.