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Frühling Die Zecken kommen

kk - 11.05.2018 - 07:00 Uhr

Jetzt im Frühling zieht es viele Menschen wieder nach draußen ins Grüne. Ausgedehnte Spaziergänge, Gartenarbeiten oder einfach mal auf einer Wiese in der Sonne liegen, das haben viele Leser in den langen Wintermonaten sicherlich vermisst. Leider beginnt mit der warmen Jahreszeit aber auch wieder die Zeckensaison. Sobald die Temperaturen wieder dauerhaft im positiven Bereich liegen, beginnen auch sie mit ihrer Aktivität und suchen nach ihren ersten Opfern. Vor allem in Wäldern läuft man Gefahr, von Zecken gebissen zu werden. Sie lauern gerne dort, wo Gestrüpp und Unterholz ihnen Schutz bieten. Aber auch am Wegesrand oder sogar im eigenen Garten kann man nie ganz sicher vor ihnen sein. Hundebesitzer können oftmals ein Lied davon singen. Die kleinen Blutsauger sind jedoch nicht nur äußerst lästig, sie können auch gefährliche Krankheiten übertragen.

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Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine häufig durch Zecken übertragene Krankheit. Hierbei handelt es sich um eine kombinierte Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns, die unbehandelt in besonders schweren Fällen zu bleibenden Schäden oder sogar zum Tod führen kann. Die ersten Anzeichen für eine FSME-Infektion sind Symptome wie Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen oder leichtes Fieber, die etwa eine Woche nach dem Zeckenbiss auftreten. Die Beschwerden ähneln einer Erkältung oder leichten Grippe. Im weiteren Krankheitsverlauf können Erbrechen, Schwindel, Bewusstseinsstörungen oder Lähmungserscheinungen hinzu kommen, da auch das Zentralnervensystem angegriffen wird. Allerdings verläuft die Erkrankung nur bei einem kleinen Bruchteil aller Infizierten so verheerend.

Die Behandlungsmöglichkeiten sind leider sehr eingeschränkt, da es sich bei der FSME um eine Viruserkrankung handelt. Eine Impfung kann jedoch Prävention bieten, vor allem, wenn man in einem FSME-Risikogebiet lebt. Die Gefahr, sich durch einen Zeckenbiss zu infizieren, ist nämlich nicht überall gleich hoch. Besonders in Süddeutschland, etwa bis zur Main-Saale-Linie, in Österreich, der Schweiz und in Osteuropa sind viele Zecken mit den Erregern durchseucht. In Norddeutschland und Westeuropa ist die Gefahr dagegen deutlich geringer. Jedoch wurde in den vergangenen Jahren beobachtet, dass sich die Risikogebiete nach Norden auszudehnen scheinen, was möglicherweise eine Auswirkung der immer milderen Winter ist. Der Name der Krankheit sollte übrigens nicht zur Annahme verleiten, dass man nur im Frühjahr an der FSME erkranken könnte. Eine Infektion ist ganzjährig möglich, solange Zecken aktiv sind.

Eine andere häufig durch Zecken übertragene Krankheit ist die Borreliose. Bei ihr gibt es keine speziellen Risikogebiete, eine Infizierung ist theoretisch überall möglich. Im Gegensatz zur FSME gibt es bisher auch keine wirksame Impfung gegen Borreliose, dafür ist die Krankheit jedoch bei rechtzeitiger Entdeckung sehr gut mit Antibiotika behandelbar. Eine Borreliose geht in ihrer Anfangsphase ebenfalls mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen oder nächtlichem Schwitzen einher. Unbehandelt können in späteren Phasen rheumatische Gelenkschmerzen und -schwellungen oder neurologische Symptome auftreten. Eine nicht ausgeheilte Borreliose kann sich zu einem chronischen Leiden entwickeln und immer wieder phasenweise auftreten. Ein sicheres Zeichen für eine Borrelieninfektion ist die berüchtigte Wanderröte, eine großflächige Hautrötung, die in den Tagen nach dem Zeckenbiss rund um die Bisstelle auftritt. Allerdings manifestiert sich diese Rötung nicht in jedem Fall. Wenn sie auftritt, ist das ein sicheres Zeichen für eine Infektion, aber auch ohne Rötung sollte man bei verdächtigten Symptomen nach einem Zeckenbiss bei einem Arzt vorstellig werden.

Besser als jede Behandlung ist es natürlich, sich gar nicht erst zu infizieren. Zwei Faktoren sind dabei zu beachten: Die Zecke muss so bald wie möglich und so schonend wie möglich entfernt werden. Je mehr Zeit eine Zecke zum Saugen hat, um so größer ist insbesondere das Risiko einer Borrelieninfektion, da sich diese Erreger im Verdauungstrakt der Zecke befinden. FSME-Erreger sitzen dagegen in den Beißwerkzeugen der Zecke und können daher schon kurz nach dem Biss übertragen werden. Die Zecke sollte zur Entfernung so weit unten wie möglich, also nahe beim Kopfende, gefasst werden. Dagegen sollte es vermieden werden, den Leib zu quetschen, weil dadurch nur noch mehr Erreger in die Wunde gespült werden. Breite, flache Pinzetten, wie man sie häufig zur Haarentfernung oder zum Herausziehen von Splittern verwendet, sind für Zecken deshalb eher ungeeignet. Besser eignen sich schmale oder abgewinkelte Pinzetten, mit denen man gezielt am Kopf der Zecke ansetzen kann, ohne den Körper zu zerdrücken. Idealerweise kann man spezielle Werkzeuge zur Zeckenentfernung benutzen, die es in vielen Drogerien oder Apotheken gibt. Die Zecke ist generell mit sanftem Zug gerade heraus zu ziehen. Drehende oder ruckartige Bewegungen sollten vermieden werden, schlimmstenfalls kann dadurch der Kopf abreissen und in der Haut stecken bleiben. Um das Entfernen zu erleichtern, ist es oft hilfreich, die Haut um die Zecke herum mit der freien Hand etwas zu straffen. Zecken sind übrigens wahre Überlebenskünstler und äußerst hartnäckig. Nach der Entfernung sollte daher sichergestellt werden, dass sie auch wirklich tot sind.

Trotz aller berechtigter Vorsicht sollte man sich den Spaß im Freien aber nicht durch Zecken vermiesen lassen. Nicht alle von ihnen sind mit Krankheitserregern infiziert und selbst nach einem Biss durch eine infizierte Zecke kommt es nur bei einem Bruchteil aller Fälle überhaupt zu einer Erkrankung. Aufgrund der ernsten Krankheitsverläufe sollte aber ein Arzt aufgesucht werden, sobald sich Anzeichen bemerkbar machen, die auf eine FSME- oder Borrelieninfektion hinweisen können.

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