Neuer Vorstand im Sub Neues Team und neuer Wind im Schwul-Queeren Zentrum
Das Schwul-Queere Zentrum Sub in München hat ein neues Vorstandsteam: Bereits seit 2021 dabei ist Markus Fischer (45, Finanzen), neu dazugekommen sind jetzt Marcel Wiesner (29, IT/Schriftführer) und Jörn Vogt (31, Wirtschaftsbetrieb/Café) – zusammen wollen sie viel bewegen. Was genau, das haben sie SCHWULISSIMO im Interview verraten.
Was sind eure Kernziele für die nächsten Jahre?
Unser Ziel ist es, das Sub als offenen und lebendigen Ort für schwule und queere Menschen in München weiter zu stärken. Besonders wichtig ist uns, die Kommunikation – sowohl intern zwischen Ehrenamt und Hauptamt als auch nach außen zu unseren Besucher*innen – transparenter und offener zu gestalten. Angesichts der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen wollen wir außerdem unsere finanzielle Stabilität sichern, um das Sub weiter zukunftssicher aufzustellen. Darüber hinaus prüfen wir neue Kooperationen mit anderen queeren Einrichtungen und zivilgesellschaftlichen Akteuren, um uns noch breiter aufzustellen. Ein großes Projekt für uns ist auch die Planung der Feierlichkeiten zum 40-jährigen Geburtstag des Sub im kommenden Jahr. Und ganz grundsätzlich: Wir wollen das Sub modernisieren – aber dabei seinen einzigartigen Kern als queeren Safe Space bewahren.
Was hat euch selbst das Sub früher gegeben und wie würdet ihr euch wünschen, dass heute junge Menschen das Sub wahrnehmen?
Marcel: Mein persönlicher Weg im Sub begann 2019, als ich zum ersten Mal das Sub betreten habe. Im Jahr 2022 habe ich im Zuge der Corona-Krise dann meinen ersten Thekendienst im Café übernommen. Ein Jahr später wurde ich dann Abendverantwortlicher im Café und später auch Dienstplaner. Für mich war und ist das Sub ein wichtiger Safe Space, der in der Kombination von ehrenamtlich betriebenem Café und Beratungsangeboten einzigartig ist. Ich wünsche mir, dass junge queere Menschen das Sub genauso erleben können – als offenen Raum für Austausch, Unterstützung und Empowerment. Aber dafür müssen wir auch am Puls der Zeit bleiben: mit aktuellen Formaten, digitaler Sichtbarkeit und einer Sprache, die junge Menschen anspricht, ohne den Charakter des Hauses zu verlieren.
Jörn: Ich war noch recht neu in München, als mich meine Mutter besuchte. Zufällig sind wir am Sub vorbeigekommen – es war gerade Kaffee & Kuchen Sonntag. Ich erinnere mich noch gut daran, dass wir bis 23 Uhr geblieben sind, weil es uns so gut gefallen hat. Kurz darauf fragte mich ein guter Freund, ob wir nicht mal Thekendienst im Sub machen wollen. Erst dadurch habe ich das Sub und seine Projekte richtig kennengelernt. Über die Theke habe ich viele tolle Menschen getroffen, Anschluss in München gefunden und unvergessliche Abende erlebt. Das war für mich prägend – und genau deshalb möchte ich heute etwas zurückgeben.
Markus: Ich habe das Sub erst im Jahr 2009 kennengelernt, als ich nach meinem Studium auf der Suche nach einer sinnvollen ehrenamtlichen Tätigkeit war. Zum Glück war damals ein Platz in der Sub-Rechtsberatung frei, den ich gerne übernommen habe. In den folgenden Jahren habe ich das Sub als einen Ort kennen und lieben gelernt, der jede:n mit offenen Armen willkommen heißt und mit seinem Angebot versucht, auf die Bedürfnisse jeder einzelnen Person einzugehen. Und auch der Zusammenhalt im Verein hat mir oft genug das Gefühl gegeben, nicht alleine zu sein.
Die Hasskriminalität steigt in Bayern weiter an. Wie begegnet ihr dem?
Wir erleben aktuell eine besorgniserregende Verschlechterung in Sachen Akzeptanz und Gleichstellung – auch in München. Umso wichtiger ist es, dass queere Institutionen, Organisationen und Aktivist*innen zusammenhalten. Wir als Sub wollen uns klar gegen queerfeindliche Politik und Gewalt positionieren und ein sichtbarer, politischer Akteur bleiben. Dazu gehören für uns auch Kooperationen mit anderen Vereinen und zivilgesellschaftlichen Bündnissen. Sichtbarkeit und Empowerment sind zentrale Elemente unserer Arbeit – genauso wie der Schutz der Menschen, die zu uns kommen.
Dauerbrennerthema Aktionsplan: Wird das noch was oder bleibt´s wie das Märchenschloss von König Ludwig II. auf ewig unvollendet?
Bayern ist das letzte Bundesland ohne konkreten Landesaktionsplan zur Förderung und zum Schutz queerer Menschen: das ist ein politisches Armutszeugnis.
Ein echter Aktionsplan bedeutet nicht nur schöne Worte, sondern enthält konkrete Maßnahmen gegen Hass, Diskriminierung, Ausgrenzung und für die Förderung von Gleichstellung und Akzeptanz von LGBTIQ* Personen. Wir bleiben auf jeden Fall dran und fordern diesen Plan weiterhin mit Nachdruck ein.
Was gefällt euch an der Münchner Community besonders?
Marcel: Ich liebe die große Vielfalt und den sehr starken Zusammenhalt in der Münchner Community. An München schätze ich besonders die Verbindung zwischen einer jungen, modernen Großstadt und gleichzeitig der typisch bayerischen Bodenständigkeit.
Jörn: Was ich an der Münchner Community besonders schätze, ist dieses starke Miteinander – auch wenn München oft als „große anonyme Stadt“ gilt, habe ich innerhalb der queeren Szene das genaue Gegenteil erlebt: Menschen, die füreinander da sind, sich engagieren und Räume schaffen, in denen man einfach so sein kann, wie man ist. Gerade als queerer Mensch ist es schön zu wissen, dass es hier Orte gibt, an denen man sich zu Hause fühlen darf und eine Community, in der sich die Menschen gegenseitig tragen und die sichtbar bleibt.
Markus: München ist zunächst natürlich eine wunderbar lebens- und liebenswerte Stadt, in der man sich wohl und als queerer Mensch auch sicher fühlen kann. Dies nicht zuletzt durch einen starken Rückhalt in der Stadtregierung, die queere Themen erheblich unterstützt. Innerhalb der Community gefällt mir, dass bei allen Unterschieden das gemeinsame Ziel von Gleichstellung und Akzeptanz nicht aus den Augen verloren und hier an einem Strang gezogen wird.
Vielen Dank euch drei und viel Erfolg bei eurer Arbeit im Sub!