Drama Joyland
In den letzten Jahren kamen mehr und mehr queere Filme nicht nur aus Europa und Hollywood, sondern auch aus Ländern, in denen das Thema Homo- und Transsexualität oftmals noch immer mit zahlreichen Tabus behaftet ist. Umso wichtiger sind diese Filme für die queere Community.
Ein solcher Film ist der pakistanische Film „Joyland“, welcher am 09. November in die Kinos kommen wird. Regisseur Saim Sadiq nimmt uns hier mit auf die Reise, die sein Protagonist Haider erlebt. Haider ist arbeitslos und schmeißt den Haushalt der Familie Rana. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Mumtaz, seinem traditionellen Vater, dem älteren Bruder, der schwangeren Schwägerin und deren drei Kindern lebt er mitten in der umtriebigen Großstadt Lahore. Er kocht, putzt, kümmert sich um seine Nichten und den auf den Rollstuhl angewiesenen Vater, dem er es nie recht machen kann. Zu allem Überfluss befiehlt der Vater ihm auch noch, im Innenhof eine Ziege zu schlachten. Doch Haider kann das nicht. Die patente Mumtaz kommt ihm zu Hilfe und erledigt die Arbeit mit einem beherzten Schnitt. Zielstrebig geht sie ihrem Job als Kosmetikerin nach, weiß, wie man eine Klimaanlage zum Laufen bringt und schwere Möbel verrückt. Angesichts dieser Tatsachen rollt Ihr Schwiegervater mit den Augen, sehnt sich nach einem Enkelsohn und drängt Haider, endlich Geld nach Hause zu bringen.
Eines Tages bekommt Haider von einem alten Freund einen Job als Aushilfstänzer in der Truppe der flamboyanten Transtänzerin Biba angeboten. Erst ist er entsetzt von der Idee, aber Biba fasziniert ihn, sodass er es trotz mangelnden Talents versuchen will und zusagt. Zuhause ist er jetzt offiziell „Theatermanager“, ein Posten, der den alten Patriarchen veranlasst, Mumtaz gegen ihren Willen sämtliche Hausarbeiten zu übertragen. Sie muss ihre geliebte Arbeit als Kosmetikerin aufgeben, ohne dass Haider widerspricht, obwohl er ihr einst ein für die konservative Gesellschaft ungewöhnliches Versprechen gegeben hat.
Durch die zeitintensiven Tanzproben kommen sich Haider und Biba näher und es entwickelt sich eine heimliche Romanze zwischen den beiden. Doch als Mumtaz schwanger wird, kann sich Haider den Anforderungen der Sippe nicht länger widersetzen. Die Großfamilie ist aus dem Häuschen, es soll ein Junge werden! Während sich Haider äußerlich in die gegebenen Strukturen fügt, möchte sich Mumtaz nicht abfinden und verzweifelt innerlich an einer Gesellschaft voller Diktate und Tabus.
Der Film wurde bereits auf mehreren Filmfestivals mit Preisen ausgezeichnet. So erhielt er unter anderem den Internationalen Filmfestspielen von Cannes den Jurypreis sowie die Queer Palm, beim Zurich Film Festival die Auszeichnung „Goldenes Auge“ in der Kategorie „Bester internationaler Spielfilm“ sowie beim Filmfest Mannheim-Heidelberg 2022 den Publikumspreis.
Ein ausgesprochen sehenswertes queeres Kleinod, welches man auf keinen Fall verpassen sollte. Allen voran wegen den Darstellerinnen und Darstellern wie Ali Junejo (Haider), Alina Khan (Biba) und Rasti Farooq (Mumtaz).