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Rosa und Torsten // © vvg

Rosa K. Wirtz 20 Jahre Atelier Theater

vvg - 10.01.2017 - 12:00 Uhr

Rosa, du feierst im Januar dein 20jähriges Jubiläum im Atelier-Theater... 
Ja, kaum zu glauben. Ich habe das Theater am 15. Januar 1997 von Mehmet Fistik mit meiner Premiere von „Frau König“ übernommen. Ich wollte eigentlich nie ein eigenes Theater haben, weil ich wusste, was das für Arbeit beinhaltet. Hier stand ich viele Jahre mit meinen Solo-Stücken „Plöte Plumen“, „Geschmackloses Solo“, „Herz-Dosen“, „Aufgetautes Suppenhuhn, was nun?“, „MitGift“, „Punte Plumen“, „Die Geschenke-Show“ sowie „Wirtzhaus“ auf der wunderbaren Keller-Bühne.

Was hat sich bühnenmäßig in diesen 20 Jahren verändert?
Rosa:
In meinen Anfängen war es üblich, dass man mit passendem Kostüm und Bühnenbild auftrat. Es folgte eine Zeit, in der es verpönt war, überhaupt ein Requisit auf die Bühne mitzunehmen. Das ist auch heute noch so, allerdings freue ich mich, wenn Künstler nicht nur im Kopf Illusionen erzeugen wollen, sondern das auch visuell machen. Interessant ist, dass heutige Comedians meist in recht jungem Alter auftreten.

Was ist euer Theater-Konzept?
Rosa:
Wir sehen uns als „Lachbühne“. Wir wollen Lachen erreichen, vom Schmunzeln bis hin zum Schenkelklopfer; all das, was die Zuschauer positiv anregt. Das ist doch ein schöner Arbeitsauftrag, oder?

Ihr wart anfangs das „Drei-Mädel-Haus“.
Rosa:
Genau, ich wollte das Theater zuerst mit anderen Künstlern zusammen aufziehen, aber die hat der Mut verlassen. Da stand ich nun alleine da, wollte das Theater aber unbedingt haben. Mir war bewusst, dass ich Kauffrauen mit betriebswirtschaftlichem Wissen brauchte. Da hatte ich mit Andrea Bernshausen und Sabine Heinrichs-Knab viele Jahre lang ein recht gut funktionierendes Frauenteam.

Seit gut zwei Jahren steht dir Torsten Schlosser zur Seite, ein schwuler Mann, der auch noch mit dem Programm „Ich bin kurz davor, dieses Programm abzubrechen“ die Bühne bereichert. Torsten, stehst du nun kurz davor, auch den Job an den Nagel zu hängen?
Rosa: Nein, ich bin seit September 2014 hier und fühle mich sowohl auf der Bühne als auch in meinem Arbeitsbereich sehr wohl. Mein Job ist die künstlerische Leitung unserer Serie „Gratis und nicht umsonst“, die im Cafébereich läuft, wo ich selbst 2009 selbst zum ersten Mal aufgetreten bin. Außerdem mache ich die Pressearbeit, gestalte Programmhefte, Flyer sowie die Broschüren und kümmere mich um die Homepage. Ich bin von Haus aus Grafiker und kann das gut hier einbringen. Als mich Rosa ansprach, ob ich nicht Lust hätte, diese Arbeit zu übernehmen, wusste ich, wenn ich das ablehne, würde ich es mit Sicherheit ewig bereuen.

Das Atelier Theater war Sprungbrett für viele bekannte Künstler?
Rosa:
Seit ich das Theater leite, waren die bekanntesten Luke Mockridge, Sascha Korf, Chris Tall und Sebastian Pufpaff. Aber ich bin auch auf Sia Korthaus, Barbara Ruscher und Martin Zingsheim sehr stolz. Und vor meiner Zeit eroberten Künstler wie Mirja Boes, Knacki Deuser und sogar Dirk Bach, die uns übrigens auf unseren „Spaßgesellschaftsabenden“ immer großartig zur Seite standen, die Atelier-Bühne.

Hast du schon mal Künstler abgelehnt?
Rosa:
Vor langer Zeit bekam ich eine Video-Bewerbung, die mir die Agentin sehr ans Herz legte, weil der mal ein ganz Großer werden würde. Nach Sichtung der Kassette fand ich die Nummer allerdings sehr frauenfeindlich, und habe Mario Barth abgelehnt. Ein anderer stand bei mir auf der Bühne, der sein Programm abspulte, als stände er unter Drogen. Da wusste ich nicht, dass er gerade mit dieser Art erfolgreich sein würde. Wir haben darüber gesprochen und mittlerweile sitzt Johann König oft im Publikum.

Wie sieht es denn mit Spaß und Comedy im schwul-lesbischen Bereich aus?
Torsten:
Ich habe das Gefühl, dass das vor Jahren viel präsenter war. Heute ist es kein Thema. Schwulsein ist normal geworden – und das ist gut so. Wenn Markus Barth, Tahnee, Sia Korthaus, Sascha Korf, Cassy Carrington oder das „Travestie Verkehrt“-Duo Jutta Nitschke & Hildegard Vesen in unserem Hause spielen, sind gute Laune und viel Spaß vorprogrammiert. Unvergessen sind auch Marcos Schlüter, der heute sein eigenes Theater hat, sowie „Die Kutschallas“, „P. Laste & E. Laste“ und „Duotica“, die es heute in der Form, wie wir sie geliebt haben, nicht mehr gibt.

Du hast eben eure Gastspielreisen erwähnt.
Rosa:
Unsere Spaßgesellschaftsabende wurden kreiert, um Geld von außen reinzuholen. Das waren Kabarett-Comedy-Festivals, die u.a. in Moers, Duisburg, Essen, Gütersloh, Siegen und Langenfeld stattfanden. Ich machte diese Art der Gastspiele schon als Organisatorin der Frontfrauen, mit denen wir im Münchner „Schlachthof“, der Berliner „Ufa“ und im Hamburger „Kampfnagel“ in Revuen mit anschließenden Sola-Abenden auftraten.

Ihr „lebt“ sozusagen von Freunden, dem sogenannten Förderverein. Wie wird man Mitglied und was bringt es für Vorteile?
Rosa:
Zunächst einmal haben wir ein Team von 20 EhrenamtlerInnen, die uns im Büro, an der Kasse, Technik und im gesamten Haus unterstützen. Unser Theater würde es sonst so gar nicht geben. Und unser „Freunde- & Förderverein“ besteht aus Freiwilligen, die uns mit 60 Euro im Jahr finanziell unterstützen. Dafür können sie ihren Lieblingsplatz reservieren lassen, werden zu unseren Feiern eingeladen, bekommen unser Programmheft per Post und erhalten auf ein Abo mit bis zu drei Begleitern Rabatt.

Gibt es eine Feier zum 20.?
Rosa:
Natürlich, wir feiern am 15. Januar in allen Räumen. Und neben Sia Korthaus, Britta Weyers, Sascha Korf und Martin Zingsheim werden noch zwei Überraschungskünstler auftreten. Die kann ich aber erst namentlich nennen, wenn ich weiß, dass sie definitiv auch kommen.

Was würde euch interessieren, wenn ihr den anderen interviewen müsstet?
Rosa zu Torsten:
Könntest du dir vorstellen, das Theater irgendwann zu übernehmen?

Torsten: Ich könnte mir alles vorstellen, auch dass ich hier alt werde. Du hast es mir ja schon mal angedroht. Aber ich bin ja erst zwei Jahre hier und muss noch vieles kennenlernen. Wenn es soweit sein wird, lass uns auf jeden Fall drüber reden.

Torsten zu Rosa: Wenn ich 65 bin, bist du über 90. Sollten wir uns da nicht einen Abend lang die ATELIER-Bühne mit den „Best-ofs“ unserer Karrieren teilen?

Rosa: Das ist eine schöne Idee, wenn ich denn dann mit meinem Rollator die Treppe runterkomme...

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