Let‘s Dance! Prince Charming und King Choreo begeistern Zuschauer
Nicolas Puschmann ist als erster "Prince Charming" bekannt geworden und erhielt mit diesem Format den Grimmepreis. Vadim Garbuzov ertanzte mit seiner Tanz-Partnerin Kathrin Menzinger mehrere internationale Titel und ist als erfolgreicher Choreograf bei Musicals und Fernsehshows engagiert. Derzeit tanzen Nicolas und Vadim als erstes gleichgeschlechtliches Paar im deutschen TV bei "Let's Dance" dem Siegertreppchen entgegen.
Wir befinden uns kurz vor dem 3. Lockdown, dürft ihr momentan noch Üben und Auftreten oder heißt das Pause vom Muskelkater?
Nicolas: Momentan können wir noch normal trainieren, aber da am Karfreitag wie in jedem Jahr "Let´s Dance“ pausiert, haben wir ab morgen eine vierzehntägige Erholungsphase, die wir aber auch brauchen.
Kennt ein Profi wie Vadim eigentlich auch Muskelkater – oder ist das ein Fremdwort für ihn?
Vadim: Natürlich habe ich auch Muskelkater, gerade beim jetzt anstehendem Contemporary, wo nicht so häufige Bewegungsabläufe geprobt werden. Und da wir abwechselnd den männlichen und weiblichen Part tanzen – selbst bei Hebefiguren – sind für mich die Abläufe, die sonst beim weiblichen Part liegen, auch ungewohnt.
Und Nicolas ist ja auch schwerer …
Nicolas: Waaas? (lacht) Aber es stimmt, er hat mit mir schon einiges zu tragen. Ich hebe ihn ja auch.
Ihr nehmt euch also gegenseitig auf den Arm! Nicolas, Motzi lobte: „Das war Hollywood, Baby!“ Lola nennt dich eine „Zucker-Sahneschnitte - Ein Herz auf zwei Beinen“. Wie lobt und motiviert dich Vadim?
Vadim: Ich bin grundsätzlich kein so lobender Mensch. Nicht, weil ich nicht positiv bin, sondern weil ich immer noch besser werden möchte. Aber Nicolas macht einen Superjob; er hat sich der Herausforderung gestellt, beide Parts zu tanzen und trägt diese Aufgabe mit Würde.
Beim Slowfox, dem König unter den Standarttänzen, bekamt ihr 28 Punkte. Macht das süchtig nach mehr?
Nicolas: Man muss aufpassen, egal wie die Punkte der Vorwoche waren, dass man nicht in eine Übereuphorie kommt, sich zu sehr unter Druck setzt und die Qualität verliert. Jeder Tanz ist anders und die Karten werden neu gemischt. Es ist toll, abgeliefert zu haben, um zu zeigen, was man kann und wo man sich positionieren möchte.
Vadim: Natürlich will man immer die Höchstzahl, aber ich habe die Show schon mehrmals gemacht und der Weg nach oben verläuft immer in einer Wellenbewegung.
Ihr habt zu Metallicas „Enter Sandman“ getanzt - darin heißt es "Träume vom Krieg, von Lügnern, vom Drachenfeuer und von Dingen, die beißen!“ Welche Träume habt ihr?
Nicolas: Wenn ich mal ein wenig verdreht träume, habe ich auf jeden Fall meinen Zauberstab in der Hand.
Wir hoffen, deinen eigenen ...
Nicolas: (lacht) Ich meinte wirklich „Zaubern“. Wenn die Proben sehr anstrengend waren und der Tanz noch nicht sitzt, träume ich nachts schon von den Choreografien. Das macht mich immer kirre, weil ich möchte wenigstens nachts mal entspannen. Ich träume also in gewisser Art von Vadim.
Vadim: Das finde ich gut, aber ich träume nicht von Nicolas (lacht). Wenn ich mich hinlege, schlafe ich immer sofort ein und kann mich nicht erinnern, was ich geträumt habe.
Ihr variiert Tanzführung und Schritte, warum macht ihr es euch so schwer?
Vadim: Das ist doch das, was eine gleichgeschlechtliche Tanzpartnerschaft ausmacht. Wenn zwei Männer zusammen tanzen, sollte man schon die Vorteile ausnutzen, die das anbietet. Der Wechsel der Tanzrolle ist so ein starkes choreografisches Mittel, es wäre schade, das nicht zu nutzen.
Nicolas: Das gibt uns viele Freiheiten, kreativ zu werden, was eben über den Wechsel der Führungsrolle hinausgeht. Das Spektrum, welches wir so nutzen können, ist wesentlich größer.
Llambi zitierte die Koluministin Marie von den Benken mit den Worten: „Wenn es untenrum stimmt, kannst du obenrum alles machen!“ Wir denken: Wenn es untenrum stimmt, knistert es oft. Man denke nur an Massimo Sinato, der sich mit Rebekka Mir „festgetanzt“ hat oder an Luca Hänni, der heute mit Christina „Luft-Sprünge" macht. Brigitte Nielson würde fragen "Was geht los da rein?“
Nicolas: Herzmäßig: Vadim hat seine Freundin und ich meinen Freund, wir sind uns aber auf sehr professioneller Ebene sehr nahe.
Vadim: Wir verstehen uns super und kommen gut miteinander aus. Wir lachen viel miteinander, umarmen uns gern und natürlich kennen wir auch jeweils den Partner des anderen.

Hätte diese Harmonie auch mit Tanzpartnern wie Robert Beitsch oder Christian Polance funktioniert?
Nicolas: Jeder Tanzprofi hat sicher seine eigene Art und Weise, wie man miteinander trainiert und wie die Choreografien entwickelt werden, aber es hätte sicher auch funktioniert. Was der Vorteil bei uns ist, dass wir so total verschieden sind und uns daher auch gut ergänzen können. Er holt mich energiemäßig etwas runter, ich hole ihn etwas rauf (lächelt).
Ist ein „Lets Dance-Sieg" eigentlich ein Kampf der Prominenten oder der Profitänzer?
Vadim: Eine gute Frage: tatsächlich ist es eine Mischung. Zwar steht der Prominente im Vordergrund, aber wenn die Chemie nicht stimmt, könnte man nicht gut zusammenarbeiten und das Paar würde nicht weiterkommen. Es ist beides, wobei es die Aufgabe des Profitänzers ist, den Prominenten so erfolgreich wie möglich auf seiner „Tanzreise“ zu begleiten.
Hast du, Nicolas, vorher schon professionell getanzt?
Nicolas: Nein, noch nie. Wenn dann mal auf Parties, mal mit Mama auf dem Schützenfest und auch noch nie so eng mit einem Mann. Vadim hat mit mir – was das Tanzen betrifft – einen echten Newcomer.
Mama Puschmann hat aus der Zeit geplaudert, als Prinz Charming noch eine kleine Prinzessin war. Was wissen wir sonst noch nicht über dich?
Nicolas: In der vierten Klasse bin ich als Blondie zum Fasching gegangen. Dann habe ich bei „Can’t take my eyes of you“ von der Hermes House Band performt und meine Visitenkarten verteilt. Viele wollten Autogramme, vor allem aber wollten die Jungs die Perücke aufsetzen.
Ist es nicht verrückt, was ein Format wie „Prinz Charming“ nach sich zieht?
Nicolas: Es ist wirklich der Ober-Wahnsinn, wenn man sich mal entsinnt: Vor anderthalb Jahren, war ich ein unbekannter Normalo, der im Biergarten ein Kölsch trinkt, für eine Show angesprochen wird und heute bei „Let’s Dance" tanzt. Ich bin sehr dankbar und fühle mich total geehrt.
Vadim, Danke, dass du so ein großes Vorbild bist. Du warst schon 2011 mit Alfons Haider in Österreich beim „Dancing Star“ weltweit das erste Männertanzpaar. Hast du auch negative Resonanz bekommen?
Vadim: Der Großteil der Reaktionen war positiv, es gab aber auch den bekannten Medien-Streit zwischen Alfons mit Nicki Lauda, als der nicht wusste „was er seinen Kindern sagen sollte, wenn zwei Männer miteinander tanzen.“ Aber vor zehn Jahren war die Zeit anders und es war neu.
Nicolas: Ich habe nicht eine blöde Nachricht bekommen. Aber eine Enkelin, erzählte von ihrer Oma, die zuerst nicht mit dem Männerpaar klar kam und jetzt nach jeder Show nur noch für uns anruft.
Vadim stammt ursprünglich aus der Ukraine – dort ist nicht jeder so frei, mit einem Mann zu tanzen – geschweige denn in der Öffentlichkeit …
V: Der Osten hat noch einen großen Weg zu machen, um dahin zu kommen, wo der Westen schon ist. Aber ganz so gruselig, wie es oft vermutet wird, ist es auch nicht, vor allem nicht in den großen Städten. Die Transformation wird kommen, da bin ich Optimist.
Vadim, 2012, 2014 und 2020 hast du in Österreich mit verschiedenen Frauen „Dancing Star" gewonnen, holst du dir jetzt mit einem Mann den „Let`s Dance Pokal", wäre das ein kleiner Tanz-Schritt für euch und ein riesengroßer Schritt für die Community.
Vadim: Das wäre mein Wunsch und wir tun das Beste und Möglichste dafür. Es wäre ein besonderes Geschenk von den Menschen und für unsere Arbeit.
Nicolas: Wir sind ja nicht dabei, um zu verlieren. Aber wir tanzen step by step von Woche zu Woche und am Ende entscheidet das Publikum über unsere Qualitäten. Und es wäre ein schönes Ziel, dass das Publikum gar nicht bewertet, dass zwei Männer tanzen, sondern wie wir qualitativ unsere Tänze meistern.
Wir müssen es ansprechen: Nicht nur Frauen sind verrückt nach Rurik Gislason ...
Nicolas: Das ist richtig. Rurik bekommt von Männern und von Frauen großen Zuspruch.
Vadim: Mein erster gleichgeschlechtlicher Tanzpartner Alfons hat bei mir sogar angefragt, ob Rurik ihm Fußballspielen beibringen kann.
Nicolas, kürzlich hieß es, deine Liebesbeziehung zu Lebenspartner Lars wollt ihr beide aus der Öffentlichkeit heraushalten. Das ist emotional gar nicht so leicht, wenn du Lars öffentlich eine Liebeserklärung machst.
Nicolas: Wir haben „weitestgehend“ gesagt, denn wir wollen uns als Partner ja nicht gegenseitig verleugnen. Bei einer der letzten Jurybewertung traf Moderatorin Victoria Swarovski einen emotionalen Punkt bei mir. Da habe ich nicht mehr nachgedacht und meinen Gefühlen freien Lauf gelassen. Worauf wir in Zukunft achten: Wir wollen nicht mehr medial fremdbestimmt werden, sondern unser Leben selbst in der Hand halten.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Wir wünschen uns, dass wir körperlich unversehrt durch "Let’s Dance" kommen und am Ende weit vorne stehen. Ansonsten, dass alle Menschen bald wieder Normalität bekommen: Feiern, Kuscheln, Herzen und Schmusen können.