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Was war eines der schönsten Erlebnisse? // © Drazen_

Leserumfrage Was war eines der schönsten Erlebnisse – und was möchtest du unbedingt noch erleben?

vvg - 25.08.2019 - 07:00 Uhr

Nun, mit 41 hat man mittlerweile schon das ein oder andere erlebt, da fällt es naturgemäß schwer, eine Rangliste zu erstellen. Soviel sei aber erlaubt: Der Tag vor acht Jahren, an dem ich meinen Mann kennengelernt habe und unser Hochzeitstag im letzten Jahr läuft außer Konkurrenz. Das sind Momente, die bleiben ganz sicher bei jedem unvergessen und hoffentlich auch einmalig. Ob es nun das schönste Erlebnis war, liegt im Auge des Betrachters; aber mindestens war es in meinem politischen Leben bislang der Höhepunkt: Als ich 2017 in den Landtag von NRW gewählt wurde. Das war schon ein „once-in-a-lifetime“ Erlebnis. Insbesondere wenn man es nach Monaten des Klinkenputzens endlich geschafft hat. Das ist schon etwas sehr Besonderes, sicherlich auch, weil man auf der Strecke ganz viele großartige Menschen kennenlernen durfte und immer noch darf. Und natürlich ist da auch die Vorfreude darauf, etwas zu bewegen. Im Kleinen, wie im Großen.
Was ich gerne noch erleben möchte? Ich liebe Schottland und habe dort schon viel Zeit verbracht. Aber eins steht noch auf der Liste: Gerne würde ich den West Highland Way und den Great Glen Way erwandern; insgesamt rund 270 km. Da muss ich aber noch ein wenig Überzeugungsarbeit bei meinem Mann leisten!
Natürlich gibt es auch politisch noch einige Ziele. Zum einen: Dass wir es endlich schaffen allen Kindern und Jugendlichen egal welcher Herkunft, die besten Startbedingungen zu bieten. Kein Kind darf Sorgenbeladen und mit Zukunftsangst aufwachsen.
Und ich wünsche mir, dass die sexuelle Orientierung und Identität irgendwann einfach mal keine Rolle mehr spielen. Wir haben schon so viel erreicht - trotzdem sind Gewalt und Diskriminierung gegenüber LGBTI* immer noch an der Tagesordnung. Auch hier bei uns in Deutschland. Der Kampf geht weiter bis zur vollständigen Gleichstellung und Akzeptanz!
Frank Müller, MdL aus Essen

Das Aufregendste für mich war der Moment, als mich mein Freund im letzten Monat gefragt hat, ob ich ihn heiraten möchte. Das war für mich ein extrem außergewöhnliches Erlebnis, denn er hat mich in einer Kirche vor cirka 250 Leuten gefragt. Er hat für mich gesungen, obwohl er eigentlich gar nicht singen kann und ich habe vor Glück und Freude geweint. Ich hatte vorher absolut keine Ahnung, dadurch ist ihm die Überraschung total gelungen und hat mich emotional unheimlich berührt. Während bei mir die Tränen aus den Augen liefen, kam von den Leuten ein tosender Applaus. Ich glaube, die ganze Kirche war nass von Tränen. Das alles geschah auf der Watteninsel Vlieland - ganz im Norden der Niederlande, die nur knapp über tausend Einwohner hat. Also 20% der Einwohner oder Besucher waren bei diesem Antrag dabei. Wir hatten zwar schon einmal über eine Ehe gesprochen; irgendwann wollten wir diesen Schritt schon machen, aber dass er mir zu so einer öffentlichen Gelegenheit vor so vielen Menschen einen Antrag macht, hätte ich mir nie träumen lassen. Ich war völlig überrascht und unsagbar happy. Dabei waren wir eigentlich auf Vlieland, weil wir selber einen Eurovisions-Event organisiert hatten: Dort gab es ein Konzert von Esther Hart, der Teilnehmerin beim Eurovision Song Contest aus den Niederlanden von 2003 und genau diese Veranstaltung nutzte mein Freund aus, um mich dort mit einem Antrag zu überraschen. Jetzt werden wir wohl mal über einen geeigneten Termin nachdenken müssen, um dann den Weg in eine gemeinsame Zukunft anzutreten.
Was für mich momentan das Aufregendste in der Zukunft ist und worauf ich mich freue, wir organisieren einen CSD in Venlo, den „Roze Zaterdag“, welcher grenzüberschreitend mit Krefeld in Deutschland gefeiert wird. Es ist enorm viel Arbeit und eine große Aufgabe ein Fest für 25-30 Tausend Besucher zu organisieren (Das Fest hat am 29. Juni stattgefunden, Anm.d.Red.). Im nächsten Jahr wird unsere Hochzeit das aufregendstes Projekt werden und auch jedes weitere Jahr, da bin ich mir sicher, wird seine Höhepunkte haben.
Hans Lenders aus Venlo/NL
 

Ich fand einige Erlebnisse in meinem Leben sehr aufregend: Die Zeit, als ich 2012 für die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung bei der Kampagne „Ich habe HIV und den Respekt meiner Kollegen" mitgemacht habe. Ich arbeitete damals als Altenpfleger in einem Altenheim, hatte meinen Arbeitgeber vorher darüber informiert und die standen total hinter mir. Für die Kampagne fanden Dreharbeiten für Kino- und Internetspots statt sowie ein Fotoshooting für ein Plakat. Das Besondere daran war aber nicht nur die aktive Teilnahme, sondern dass ich viele tolle Menschen dabei kennen lernen durfte; unter anderem sogar den damaligen Gesundheitsminister Daniel Bahr.
Aufregend war aber auch, als ich im privaten Bereich für meine ehrenamtliche Arbeit in der Aids Hilfe Bochum ausgezeichnet wurde. Ich war lange Zeit als Sprecher bei „POSITIVHANDELN“ dabei und in vielen Arbeitsgruppen der Deutschen Aids Hilfe. Für mein Engagement bekam ich 2013 den Ehrenamtspreis „merk-würdig“ von der Aids Hilfe Bochum und AH NRW verliehen. Ich kann mich noch daran erinnern, wie aufgeregt ich war, als ich auf die Bühne musste. Und ganz aufregend war, als mein Mann und ich nach zehnjähriger Verpartnerung 2018 geheiratet haben.
Was ich noch erleben möchte: Ich möchte ein schönes Leben zusammen mit meinem Mann verbringen und hoffe, dass mein Handicap - ich trage seit zwei Jahren ein Kunstherz, um meine Herzleistung zu stabilisieren – das zulässt. Es ist ein LVAD-Gerät, eine Pumpe, die in meine linke Herzkammer eingebaut wurde, und welche das Blut direkt in die Aorta pumpt, um mein Herz zu unterstützen. Mein Wunsch ist, dass es so bleibt, wie es momentan ist - ich fühle mich gut und wohl – und dass ich mein Leben so gestalten kann, wie ich es möchte. Ich brauche keine Reisen in ferne Länder, ich bin mit meinem Mann auch zu Hause sehr glücklich.
Manny Müller aus Bochum
 

Meine bisherigen Highlights in meinem Leben waren mit Sicherheit die Reisen, die ich machen durfte. Ich erinnere mich da sehr gerne an Brasilien, wo ich in Rio de Janeiro auf dem Zuckerhut stand. Mit der Seilbahn "Bondinho" ging es zunächst bis zum Hügel von Urca; danach zu Fuß weiter bis zur zweiten Teilstrecke. Von oben hatte man eine Traumaussicht auf die „Zauberhafte Stadt“ und auf den Berg Corcovado mit der Christusstatue. Die Sonne ging blutrot unter und tauchte ein ins Lichtermeer der Stadt. Oder an New York, wo wir im Jahr 2000 das World Trade Center besuchten. Wir fuhren mit den Aufzügen bis fast auf die letzte Etage hoch zur Freilufttreppe, haben Fotos gemacht und waren von der Aussicht begeistert. Ein Jahr später dann der Schock, als die Welt den Atem anhielt, weil die Türme einstürzten und man die Angst hatte, das könnte sogar einen Weltkrieg nach sich ziehen. Ich glaube, jeder erinnert sich daran, was er gerade gemacht hat, als die News von dem Angriff berichteten. Das bleibt wohl ewig im Gedächtnis; zumal man selbst da oben stand.
Was ich gerne noch erleben möchte? Ich denke, weitere Reisen genießen. Vielleicht auch noch einmal an Orte, wo ich schon war; da bin ich eher ein Wiederholungstäter. Aber ich möchte eher mit meinem Freund so verreisen, wie die Möglichkeiten, die Zeit und die finanziellen Mittel es zulassen. Wir verreisen, um uns ein schönes Leben zu machen. Es muss ja auch keine Fernreise sein; es gibt so viele schöne Ziele. Irgendwann möchte ich auch die berühmten Worte „Ja, ich will“ aussprechen, ob das aber mit einer Hochzeitsreise verbunden wird, sehe ich noch nicht. Unseren Traum, unsere gemeinsame Zukunft aufzubauen, haben wir schon in die Tat umgesetzt. Wichtig ist mir nur, mit meinem Freund gemeinsam alt zu werden, gesund zu bleiben und dass wir als schwule Männer weiterhin eine sichere Zukunft genießen können.
Michael aus Südfrankreich
 

Aufregend sicherlich waren die ersten Berührungen, die Umarmungen, die Streicheleien, das Kuscheln und der erste Sex mit einem Mann. Ich glaube, sein erstes Mal vergisst man sein Leben lang nicht. Gemerkt hatte ich schon mit 12 Jahren, dass mir die pubertären Spielchen mit Jungen mehr Spaß machten, als mit Mädchen; ohne allerdings zu wissen, dass ich schwul bin. Im Teenageralter hatte ich zwar wie alle anderen Jungens auch eine feste Freundin. Aber nach acht Monaten war mir bewußt, dass das nicht das richtige für mich war. Ich schwänzte die Schule, nur aus dem Grund, um ihr aus dem Weg zu gehen. Als sie sich darüber bei meiner Oma beschwerte, dass ich ihr gegenüber so distanziert wäre und sexuell überhaupt nicht interessiert, fragte meine Oma, was denn los sei und ob mir denn Männer lieber wären. Zuerst stritt ich das ab, ich braucht für mich einfach noch Zeit, um das zu realisieren. Aber Oma blieb am Ball und schließlich outete ich mich, was für meine Familie kein Problem war. Nach etlichen Recherchen im Internet, nahm ich zu einem fast gleichaltrigen Jungen Kontakt auf. Nach wochenlangem Chatten, Telefonaten und Skaipen setzte ich mich ins Auto und fuhr zu ihm in der Pfalz. Wir hatten ein wunderschönes Wochenende, die Gefühle stimmten und ich war total verliebt. Allerdings war mir relativ schnell klar, dass man eine Fernbeziehung über hunderte Kilometer nicht führen kann. Es war mein erstes Mal und es war super aufregend und es bleibt unvergesslich.
Was ich in der Zukunft erleben werde: Ich ziehe gerade mit meinem Freund in eine gemeinsame Wohnung. Wir sind seit einem knappen Jahr zusammen und ich hoffe, dass alles so klappt, wie wir uns das ausmalen. Das größte Problem wird seine Familie sein, denn nach seinem Outing gab es eine Menge Ärger und Terror. Ich wünsche mir, dass unsere Liebe so stark ist, dass wir das Problem lösen können.
Niklas aus Bielefeld

Ich wusste zwar schon mit fünfzehn, dass ich Männer gut fand, ich war aber beruflich nicht geoutet, da ich als Offizier beim Militär beschäftigt war und da wurde man damals als schwuler Mann verpönt. Ich stamme auch aus dem schweizerischen Luzern und das ist zwar ein schönes Städtchen, ist aber stockkatholisch. Eines Tages nun bekam ich einen Fahrer zugeteilt; wir sahen uns an und wir wussten Bescheid; außerdem outete er sich relativ schnell bei mir. Wir sind dann irgendwann abends mit dem Wagen auf einer Waldlichtung gelandet und hatten dort unser erstes erotisches Erlebnis. Outen war keine Option, hätten wir das gemacht, wäre das ein Drama gewesen. So wussten wir, wie wir uns zu verhalten hatten: im Dienst waren wir Kollegen und privat waren wir ein Paar. Das war ja eine wunderbare Zeit. Leider ist mein Partner nach 19 Jahren Zusammensein bei einem Autounfall 2002 in Südfrankreich verunglückt und verstorben.
Was ich unbedingt im Leben noch einmal erleben möchte? Ich lebe ja seitdem als Single, habe inzwischen einen anderen Beruf und bin auch geoutet. Eine neue Beziehung suche ich nicht, ich fühle mich frei. Was mich reizen würde, wäre mal bei einer Gang-Bang-Party dabei zu sein, das stelle ich mir spannend vor. Viele Männer miteinander und untereinander und ich mitten drin. Viele Hände gleichzeitig zu spüren, wäre schon grandios. Ich fände es einfach geil, sich vollkommen fallen zu lassen, zu genießen und die Lust, die Leidenschaft und das prickeln in so einer Situation auszukosten. Angst vor möglichen Nachwirkungen habe ich nicht. Mittlerweile bin ich mit 55 Jahren vom Militärdienst „ausgemustert" worden, habe eine neue Arbeitsstelle und wenn man mich fragen sollte, würde ich auch zu meiner Sexualität stehen - aber mich fragt ja keiner. So eine Sex-Party wäre schon ein Wunschtraum, aber ich weiß auch gleichzeitig, dass der sich wohl nie in die Realität umsetzen wird.
Oskar aus Luzern

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