Joel Leine Regenbogenfamilie mit 20 Jahren
In der letzten Ausgabe haben wir über Daniel und Roman berichtet, die beiden haben eine Regenbogenfamilie gegründet mithilfe einer Adoption. Beide stehen im Leben mit ihrem Partner und einem geregelten Einkommen und einem Job, der es ermöglicht alles unter einen Hut zu bekommen.
Es geht aber auch ganz anders. Wie zum Beispiel bei Joel. Er ist bereits mit 16 Jahren Vater geworden, zusammen mit seiner damaligen Partnerin. Wie man sich vorstellen kann war die kleine Sofia nicht so geplant: „Aufgrund meines zu diesem Zeitpunkt jungen Alters, war es natürlich kein geplantes Kind, aber mir war von Anfang an klar, dass keine Abtreibung in Frage kommt, und ich für meine Tochter immer da sein werde und versuche einen guten Vater zu sein.“, beteuert der junge Vater.
Joel arbeitete als Flugbegleiter und hat somit einen sehr familienunfreundlichen Job: „Als Flugbegleiter damals war es schon echt schwer, da ich immer Overnights in Palma, Nürnberg und München hatte. Da hat die Familie leider sehr drunter gelitten. Aber heutzutage mit meinem neuen Partner funktioniert es super. Wir sehen Sofia alle 14 Tage, und verbringen echt schöne Tage als Regenbogenfamilie. Wir sind aktuell soweit, dass Sofia meinen Partner akzeptiert und auch vollkommen angenommen hat.“
Bis zum April 2019 hat er noch mit seiner Ex-Partnerin zusammengewohnt. Sie waren bereits zu Schulzeiten zusammen und wollten heiraten als sie 18 Jahre war. Joel häufte allerdings eine Menge Schulden und als die Zwei zusammengezogen sind kam es immer mehr zum Streit. Kurz vor der Hochzeit haben sich die Beiden getrennt und da die damals 18-jährige das Sorgerecht für das Kind hatte, zog sie mit der Tochter zu ihrem Vater.
Die Beiden waren Teil der Show „Teenie Mütter - Wenn Kinder Kinder kriegen“ und Joel beendete nach der Trennung die Dreharbeiten. Dennoch war ihm sein Outing in der Sendung noch sehr wichtig: „Wir haben ja drei Jahre, die Sagamedia GmbH für die Sendung „Teenie Mütter“ bei uns gehabt. Die gesamten drei Jahre wollte ich eigentlich Menschen zeigen, wie man es machen kann. Gerade jetzt in der letzten Folge mit dem Thema Schulden, wollte ich eigentlich zeigen, wie man nicht enden sollte. Nach Abschluss der Dreharbeiten, habe ich den Schnitt gebeten, mich mit dem Outing aus der Sendung zu verabschieden, damit wollte ich bezwecken, dass sich Menschen auch trauen sollen, und sich nicht verstecken sollten, da es im Jahr 2020 völlig normal und okay sein sollte, schwul zu sein.“
Sein Outing in der Sendung war in Form eines Facebook-Post, in dem er schrieb: „So meine Lieben, um es mal kurz zu halten, hat mir die letzte Zeit eins klar gemacht, und zwar das ich auf Frauen, sowie Männer stehe. Wer jetzt damit nicht klar kommt, kann sofort gehen. Für alle die es akzeptieren, Danke.“
Aber das Dating in der schwulen Community als Vater ist schon etwas Außergewöhnliches, so erinnert sich der inzwischen 20-jährige: „Ich bin auf wirklich sehr komische Fragen gestoßen wie zum Beispiel „Ich dachte du bist schwul?“ oder „Wie, du hast ein Kind?“. Naja, ich habe von Beginn an sehr offen kommuniziert, dass ich eben nur mit meiner Tochter zu haben bin. Und da ich jetzt nicht auf Plattformen wie GayRomeo oder Grindr, gezielt eine Partnerschaft gesucht habe, bin ich da eigentlich immer sehr positiv empfangen worden. Ich hätte zuvor nie gedacht, dass so viele Schwule, tatsächlich auch ein Kind akzeptieren. Das finde ich echt schön.“
Für die Zukunft wünscht sich der Teenie-Vater, „dass der Tag kommt, an dem meine Tochter zu mir und meinen Partner zieht und wir sie zusammen in unser Leben integrieren und einfach als Regenbogenfamilie ein Bestandteil Deutschlands sein dürfen.“