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Tom Gaebel // © vvg

Im Interview Tom Gaebel

vvg - 10.12.2017 - 08:00 Uhr

Tom Gaebel ist Sänger, Entertainer und Bandleader und wird durch seine Musik auch als der deutsche Frank Sinatra bezeichnet. Seine erfolgreichen Weihnachtsalben „Easy Christmas“ und „A Swinging Christmas“ sowie seine Weihnachtskonzerttour vom 3. bis zum 29. Dezember waren uns Anlass ihn für diese Dezember-Ausgabe zu interviewen. 

Tom, eines deiner Alben heißt: „Introducing: myself“ – Wie würdest du dich mit einem Satz selbst beschreiben?
Tom Gaebel ist ein Mensch, der sich ungern selbst beschreibt und außerdem mindestens zweieinhalb Sätze benötigen würde!

Du hattest 12 Jahre Geigenunterricht, danach hast du autodidaktisch Schlagzeug und Posaune gelernt, außerdem spielst du noch Blockflöte und Klavier, von wem hast du das Talent?
Ihr habt nie gehört, wie gut ich die Instrumente spiele. J Bei mir war es immer so, bevor ich richtig tief in etwas einstieg und mich acht Stunden auf ein Instrument konzentrierte, hatte ich Lust auf etwas Neues. Seriöser Weise konnte ich Schlagzeug und Posaune spielen, das waren so meine Hauptinstrumente. Geige spielen musste ich wegen den Eltern, die spiele ich nicht mehr.

Du könntest, wie Sally Oldfield es gemacht hat, die Musik auf deinen CDs komplett selbst machen?
Das mache ich sogar manchmal, wenn etwas fehlt. Dann gebe mir auf dem Cover irgendeinen Phantasienamen. 

In der Schule spieltest du Theater; warst in der Bigband und an zwei Musicals beteiligt. Keine Zeit für Wald- oder Fußballspiele?
Wir waren 4 Jungs zu Hause, aber so Horrorkinder, die sonntagnachmittags lieber daheim blieben, um Quatsch zu machen und Fernsehen zu schauen. Manchmal mussten wir mit raus, das war auch ganz nett; aber ansonsten hat es uns mehr Spaß gemacht, uns mit den Musikinstrumenten zu beschäftigen und das haben unsere Eltern gefördert. Wir hatten Klavier-, Geigen- und ein Bruder sogar Cellounterricht. Danach sind wir davon abgekommen und haben uns auf Instrumente wie Saxophon, Rock- und E-Gitarre konzentriert. Musik war im Gegensatz zum Sport schon unser Element.

Du warst 1998 mit dem „JugendJazzOrchester NRW“ als Posaunist in China, danach mit denen 2 Jahre auf Tournee, Siehst du dich als Band- oder Solomusiker?
Mir hat es immer Spaß gemacht, in einer Band zu spielen; als Posaunist sitzt man ja in der 2. Reihe und ist ein Teil des Ganzen. Dann habe ich festgestellt, dass es Spaß macht, auch vorne auf der Bühne zu stehen; mal zu singen und irgendwie die Sau raus zu lassen. Das hatte mir irgendwie gefehlt. Letztendlich habe ich es nie bereut, dass ich aus der 2. Reihe rausgetreten und nach vorne gegangen bin.

Das nennt man ja „Rampensau“. Dann hast du 8 Jahre am „Konservatorium von Amsterdam“ in Hilversum studiert, dort deinen Diplom-Abschluss im Jazzgesang gemacht und bist bei verschiedenen Jazzfestivals aufgetreten. Was hat Jazz, was andere Musik nicht hat?
Ich mache in dem Sinn keinen richtigen Jazz, sondern eher jazzverwandte Musik; denn ein richtiger Jazzer eher als Schlager-Jazz bezeichnen würde. Das besondere an Jazz ist die Improvisation: die Musiker nehmen sich ein Thema vor und toben sich dabei richtig aus. Ich liebe Swingmusik, ansonsten ist meine Musik ziemlich breitgefächert: Swing, Easy Listening und Retrogeschichten aus den 60. / 70.ern

Dich nennt man nicht umsonst „Dr. Swing“. Richtig bekannt wurdest du, als du mit deiner Band „Frank Sinatra“ spieltest. Im vorletzten Jahr gabst du zu seinem 100. Geburtstag Livekonzerte, was macht Frankie-Boys Einzigartigkeit aus?
Ich habe mich in seine Stimme verliebt, weil der Stimmklang so faszinierend ist. Darüber hinaus ist er ein genialer Sänger und Interpret. Die meisten kennen ja nur seine Hits „“New York, New York“ und „My Way“, aber er hat unfassbar viele Platten gemacht, mit einer ganz großen Bandbreite. Und er hatte die allerbesten Musiker und Arrangeure, so Aufnahmen kann man heute gar nicht mehr machen. Wenn ich gefragt werde, warum ich nicht ein ganzes Sinatra-Album mache, sage ich immer, dass die Leute sich lieber das Original kaufen sollten.

Wie hast du Sinatra entdeckt?
Mein kleiner Bruder war Elvis-Fan und ich kannte sein „My Way“. Plötzlich hörte ich im Radio die Sinatra-Version und fand die ebenso geil. Ich kaufte mir den Sampler „Sinatra, seine 30 großen Erfolge“ und wurde zum Fan. Ich dachte nur „Wow, was geht denn da für eine Tür auf?“ Das kannte ich vorher nur von Queen & Freddy Mercury, von denen ich auch alles kaufen musste.

2013 warst du mit „Christmas a Go Go“ auf Tour. 2013 hast du einen Jazz-Award für dein 1. Weihnachtsalbum „Easy Christmas“ erhalten, 2015 kam mit “A swinging Christmas” dein 2. Weihnachtsalbum. Was bedeutet dir Weihnachten?
Für mich ist Weihnachten ein Familienfest. Wir kommen zusammen, kochen und essen gemeinsam, sitzen gemütlich beieinander und unterhalten uns. Das ist bei einer Großfamilie mit 4 Jungens, den Eltern und der Oma immer recht nett. Ich habe aber nichts mit der Kirche am Hut. Ich finde, auch ohne den kultischen Ursprung und ohne Kirchgang am Heiligen Abend ist das trotzdem ein wertvolles Fest. Viele hassen es, weil sie entweder alleine sind oder weil sie nach Hause „müssen“. Früher in der Pubertät habe ich das auch gehasst, weil wir etwas musizieren mussten, dass fand ich immer peinlich. Ich denke, die „magische Zeit“, dass man mit großen, leuchtenden Augen vor den Geschenkpaketen sitzt, kommt erst wieder, wenn man eigene Kinder hat.

Von wem hättest du gerne eine CD unter dem Baum liegen?
Ich würde gerne mal wieder etwas hören, das mir eine neue musikalische Welt eröffnet, so wie das mit zwölf Jahren bei Queen und mit 19 bei Sinatra war. Seitdem habe ich dieses Fan-artige Gefühl nicht mehr entwickeln können - wer eine Empfehlung hat, darf mir gerne ’ne CD unter den Baum legen! ;-)

Dein Bruder Denis ist übrigens als Jazzmusiker bei deinen CD-Aufnahmen und Tourneen dabei, warum schreibt er sich mit „ä“?
Ich hatte schon in Holland das Problem mit den Punkten über dem a und als es dann bei den E-Mail-Adressen mit dem „ae“ losging, habe ich mich dazu entschieden,  meinen Namen auch mit ae zu schreiben.

2016 warst du in der RTL-Show „It takes two“ Mentor und Coach und hast Nachrichtensprecherin Annett Möller zum Sieg verholfen. Gibt es demnächst ein Duett mit ihr?
Das war eigentlich eine einmalige Sache, die sie bravourös gemeistert hat. Man hat ja bemerkt, dass auch sie eine richtige Rampensau ist. Sie ist ganz anders, als man sie als Nachrichtensprecherin kennt: Sie ist witzig und eigentlich gehört sie mehr in die Unterhaltung. Sie hat zu Recht gewonnen; aber sie macht weiterhin Moderation und keine Musik.

2017 warst du Gast bei Xavier Naidoos „Wunschkonzert, gäbe es Formate, bei denen du gerne dabei wärest?
Auf keinen Fall Tanzsendungen; dafür tanze ich viel zu schlecht. Wenn es um Tanzschritte geht und darum, eine coole Show zu machen, bin ich zu steif, ich wäre eher einer von diesen Tanzbären. Da wäre schon eher „Sing meinen Song“ ein Traum, dabei mitmachen zu dürfen. Da geht es um Musik, das macht Spaß und ist auch beim Zuschauen unterhaltsam.

 

Tom Gaebel // © vvg

Musik erzeugt Emotionen, wann wird Tom Gaebel sentimental? Schon bei Musik, aber auch bei ganz klassischen Situationen, die mich bewegen. So rührige Geschichten, wie z.B. als ein Mann, der einen Löwen großzog, diesen nach 20 Jahren wieder traf, der Löwe ihn erkannte und sich beide umarmten. Oder bei Disneyfilmen mit Träneneffekt, da bin ich auch immer sofort dabei. Dann lacht meine Freundin immer.

Musik Alter Meister leben ewig - Wie erlebst du in der schnelllebigen Zeit das Älterwerden?
Ich empfinde es schon, dass alles schnelllebiger geworden ist, früher hat man sich ein Buch genommen und Stunden gelesen oder auch einfach mal nichts gemacht. Vielleicht ist alles auch nur relativ, denn die zweite Stunde eines Neugeborenen ist auch die Hälfte seines Lebens. Wir haben vielleicht schon ein Drittel oder die Hälfte des Lebens hinter uns, da werden die Sekunden rückwärts gezählt. Mit dem Älterwerden habe ich nur insofern Probleme, dass die eigenen Optionen immer weniger werden. Mit zwanzig kannst du noch ein neues Instrument lernen oder mühelos den Beruf wechseln. Aber je älter man wird, umso schwieriger wird es. Mit den Äußerlichkeiten habe ich keine Probleme, es gibt ja nur zwei Alternativen: faltig werden oder durch Schönheits-OPs irgendwann bizarr auszusehen.

Unsere Monat-Umfrage heißt „Gay & Gray“. Gay bist du nicht, aber was ist, wenn du grau wirst?
Ich bin schon etwas grauer, als man auf den ersten Blick sieht. Bei einem Fotoshooting habe ich mich überreden lassen, die Haarfarbe etwas aufzufrischen und nun färbt man immer nach, damit man die Ansätze nicht sieht. Aber irgendwann muss jetzt mal der Übergang kommen, damit ich mal in Würde altern kann J.

Wie viele Tage schläfst du Zu Hause und wie oft im Hotel?
Ich glaube, ich schlafe 1/3 des Jahres in Hotels, den Rest schon zu Hause. Jetzt im Dezember werde ich kaum einen Tag zu Hause sein, weil wir mit dem Weihnachts-Konzert unterwegs sind. Ich finde das Verhältnis ganz gut; ich kann wunderbar in den Hotels schlafen und es macht Spaß, mit der Band unterwegs zu sein. Das ist sehr harmonisch bei uns. Termine übrigens auf www.tomgaebel.de .

Wie haben deine Eltern reagiert, als sich ihr musisches Kind als heterosexuell outete?
Das habe ich auch schon gemerkt, dass man sich heute schon als Heterosexueller outen muss. Bei uns war alles okay. Aber erstaunlich: vier Jungen und keiner davon schwul; quotenmäßig gesehen müsste doch einer, oder? Wenn ich mich früher gesehen hätte, hätte ich mich selbst als schwul gesehen. Ich habe es geliebt mich zu verkleiden. Einmal habe ich bei einem Klassenausflug aus Spaß eine Strumpfhose und ein Kleid angezogen und fand das echt witzig. Da war ich 16 und wusste noch nicht was schwul bedeutet. Wäre ich der Lehrer gewesen, hätte ich sofort „Aha!“ gedacht. Auf der anderen Seite lief ich aber total uncool herum, trug Horror-Klamotten wie ein typischer Kleinstadt-Hetero-Junge. Das hätte nicht gepasst, wenn ich schwul gewesen wäre.

Hattest du je homoerotische Erlebnisse?
Angemacht worden bin ich nicht, oder ich habe es nicht mitbekommen. Aber ich kenne aus meinem Bekannten- / Freundeskreis schwule Männer und habe damit überhaupt keine Probleme. Und sicherlich auch unter den Fans - die sind mir grundsätzlich alle sehr angenehm, weil sie alle nett, freundlich und zuvorkommend sind. Man sagt ja generell, das schwule Männer intelligenter, künstlerisch interessierter und sehr angenehme Leute sind. Gibt es da überhaupt Dummköpfe?

Die gibt es bestimmt - sowohl im schwulen, als auch im heterosexuellen Bereich. Du sagtest eben, du hättest das wahrscheinlich gar nicht gemerkt. Wärst du denn - nur um Schwule besser verstehen zu können - mal für einen Tag gerne ein schwuler Mann?
Vielleicht um nachfühlen zu können, wie es ist, wenn man das gleiche Geschlecht liebt, als auch um einmal die Diskriminierungen von Homosexuellen – die lauten und die leisen – besser verstehen zu können.

Lebst du in einer festen Beziehung?
Ja und es ist auch geplant, dass wir im kommenden Jahr heiraten; worauf ich mich schon freue. Eigentlich habe ich nie an Ehe gedacht, selbst wenn Kinder unterwegs gewesen wären, aber meine Freundin hat mich überzeugt. Sie möchte gerne Kinder und die sollten dann aber verheiratete Eltern haben.

Wie wäre es, wenn euer Sohn schwul / eure Tochter lesbisch wäre?
Das wäre sicherlich kein Problem. Ich muss aber ehrlich gestehen, dass ich vielleicht mit einen schwulen Sohn besser umgehen könnte, als mit einer lesbischen Tochter. Aber das ist vielleicht ein falsches Vorurteil, weil mich mehr mit schwulen Männern verbindet, als dass ich Berührungspunkte zu Lesben hätte. Ich denke man liebt sein Kind so, wie es ist.

Das liegt eh` in der Zukunft – bleiben wir bei deiner: Welche Pläne stehen 2018 an?
Ich stecke momentan im vollen Stress in den Vorbereitungen zu einem neuen Album. Das soll im Frühjahr herauskommen, es wird ein klassisches Gaebel-Album werden, aber es steht bisher noch kein Titel fest. Die Zeit verrinnt und jetzt steht die Weihnachtstour an; da ist es schwierig, sich so zweizuteilen.

Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Tom Gaebel im November 2017 geführt.

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