Direkt zum Inhalt
Patrick Linder // © German Popp

Im Interview Patrick Lindner

km - 20.07.2019 - 07:00 Uhr

Patrick Lindner feiert mit seinem neuen Album „Ich feier‘ die Zeit“ sein 30-Jähriges Bühnenjubiläum. Die Single-Auskopplung „Weil du mich liebst“ schnellte bereits auf Platz eins der Airplay Charts „Deutschland Konservativ Pop“. Das Album des 58-jährigen erscheint am 05. Juli. Trotz Anreisestress aufgrund seines annullierten Fluges, präsentiert sich Patrick professionell und sympathisch im Interview mit SCHWULISSIMO.

30 Jahre sind eine lange Zeit, auf die du zurückblicken kannst. Wie fing das damals mit dem Schlager bei dir an?
Ich war gelernter Koch, komme also aus der Gastronomie. Danach hatte ich eine Planstelle in einer großen Münchener Versicherung und hatte ganz andere Arbeitszeiten. Am Nachmittag hatte ich frei und entsprechend mehr Freizeit und so habe ich dann 1985 angefangen Theater zu spielen. Musik war im Vorfeld schon immer etwas ganz besonderes. Aber ich war in der Hinsicht immer viel zu schüchtern, als das ich mich getraut hätte auf die Bühne zu gehen und vor einem Publikum etwas vorzuführen. Das Theater hat mir geholfen diese Schwellenangst zu überwinden. Ich hatte dann das große Glück Irma Holder und Jean Frankfurter kennenzulernen, die eben meine ersten Lieder mit mir produziert haben. Die waren beide schon totale Profis in dem Bereich und so fingen wir 1988 an die erste Single zu produzieren. Ein Jahr später hatte ich meinen ersten Plattenvertrag, das ging alles recht schnell. Irgendwann sagte Jean Frankfurter zu mir „Ich hab da noch einen Song geschrieben und den hätte ich gerne eingereicht zum Grand Prix der Volksmusik.“ Ich war total überrascht und dachte mir „was zum Grand Prix der Volksmusik!“ Da wollte ich ja eigentlich gar nicht hin und Volksmusik wollte ich gar nicht machen. Ich nahm dann aber den Titel im Studio auf und merkte dann dass mir das unheimlich lag. Letztendlich kam ich bis in die Endausscheidung. Ich konnte das selbst alles gar nicht glauben.

Hast du in der Zeit noch deinen ganz normalen Job gehabt?
Ja, und durch den Vorentscheid hatte ich bereits so viele Aufträge bekommen, dass ich meinen gesamten Jahresurlaub aufgebraucht hatte. In der internationalen Endausscheidung habe ich dann den zweiten Platz belegt. Ab da war für mich klar, ich konzentriere mich jetzt komplett auf meine musikalische Karriere. Mein Vater war von dieser Entscheidung kein großer Freund, meine Mutter hat mich allerdings unterstützt. So ging das dann los. Volkstümlicher Schlager hatte mir alle Türen geöffnet und das war das Beste Sprungbrett ins Musikgeschäft.

Wie empfindest du, bei dreißig Jahren Zeitspanne, die Entwicklung des Schlagers?
Du musstest dich natürlich rückblickend auf die drei Jahrzehnte, immer wieder neu erfinden. Du musstest immer wieder etwas bringen wo du einen Aufhänger hast, wo die Leute sagen: „Oh das klingt jetzt aber interessant.“ Also auf der einen Seite heißt es, du sollst dir treu bleiben und deinem Publikum mit dem bedienen, was sie gerne haben, aber trotzdem bist du gezwungen immer wieder was Neues zu bringen.

Wie 2005 mit Thilo Wolf‘s Big Band?
Ja da hatte ich auch unglaubliche Hoffnungen und dachte mir, „Wahnsinn, das ist was besonders mit einem Orchester zu arbeiten.“ Und hat im Endeffekt so gar nicht eingeschlagen. Da habe ich im Nachhinein erfahren, dass mein Publikum das so nicht hingenommen hat, weil ich plötzlich englisch gesungen habe. Das hat mir eben gezeigt, dass die Leute so wie sie dich groß gemacht haben, dich auch behalten wollen.

Und auf die Szene bezogen, was hat sich da getan? Nach deinem Outing sind deine Verkaufszahlen eingestürzt und heute hat man einen Ross Antony oder einen Eloy de Jong, die offen damit umgehen und von den Fans aus der Schlagerszene unterstützt werden.
Wenn ich so zurück denke, bin ich einer der Pioniere gewesen, die dieses Thema so ein bisschen aufgebrochen haben. Auch nicht bewusst, da ich von einer großen Tageszeitung Zwangsgeoutet wurde. Aber ich wusste dann eben, ich muss an die Front gehen und muss jetzt nach vorne gehen und habe mich nach vorne gekämpft. Es hat mich finanzielle Einbußen gekostet, die gar nicht zu beziffern waren in dem Moment. Und trotzdem ging es weiter, ich kam eben auch aus einer sehr konservativen Ecke. Schlager hat sich immer weiterentwickelt und ich mit ihm. Als ich dann in der Hitparade performte und gleich drei Mal hintereinander auf Platz eins landete war für mich klar, dass ich im Schlager etabliert bin.

Was steckt hinter dem Song „Schenk mir einen neuen Morgen“?
Das ist was ganz besonderes für mich. Irma Holder, die meine ersten großen Erfolge geschrieben hat und mittlerweile über 90 ist, hat immer zu mir gesagt: „Das letzte Lied das ich schreibe, schreibe ich für dich.“ Wir haben uns nie aus den Augen verloren und ich habe sie besucht. Aber man hat schon gemerkt, es ist natürlich schwierig geworden. Ich wollte sie dann auch nie damit belasten oder zu sagen „Irma du hast doch gesagt, du schreibst nochmal was für mich.“ Das haben wir dann einfach gelassen. Das war natürlich schade, aber es war so. Ich hatte das auch schon abgehakt. Als wir dabei waren, die Titel fürs Album zusammen zu sammeln, kam ein Titel ins Haus und dabei stand „Text Irma Holder“. Wir haben dann mit der Familie gesprochen. Es stellte sich heraus, dass der Titel tatsächlich von ihr ist, aus dem Jahr 2016. Allerdings wurde der nie irgendwo angeboten. Das ist der Wahnsinn, dass sich der Wunsch von Irma und mir beim Jubiläumsalbum doch noch erfüllt. Das macht es wirklich nochmal zur Krönung des Ganzen. Mit all diesen Besonderheiten hätte das Album schöner nicht werden können.

Das ist doch ein wunderbares Schlusswort. Ich bedanke mich für deine Zeit und wünsche dir viel Spaß und Erfolg mit deinem Album „Ich feier’ die Zeit“ zum 30-jährigen Jubiläum

Auch Interessant

Pärchen April 2025

Steven, Matze und Thorsten

Diese Liebe sprengt alle Grenzen, denn sie zeigt – eine Beziehung bedeutet nicht automatisch zwei Menschen, sie kann auch wachsen.
Ausgequetscht

Tony Bauer

Tony Bauer ist ein Fabelwesen auf dem Weg zum Comedy-Olymp. Der Halbbrasilianer verkauft sich als dunkelhäutiger Asiate und überrascht mit seinem...
Pärchen März 2025

Henry und Marco

Diese Liebe begann in einer Halloween-Nacht und nicht einmal eine gruselige Verkleidung konnte die beiden voneinander abbringen.
Pärchen Februar 2025

Oliver und Pascal

Diese Liebe begann in einer Silvesternacht und läutete damit nicht nur ein neues Jahr, sondern auch ein neues Leben und Glück ein...
Pärchen Januar 2025

André und Martin

Hier war definitiv der Himmel im Spiel: Beide haben dasselbe Sternzeichen, denselben Aszendenten und auch noch das gleiche Mondsternzeichen
Pam Pengco

Comedian und Drag Queen aus Köln

Comedian und Drag Queen aus Köln, erobert seit kurzer erfolgreicher Zeit die Comedybühnen und ist derzeit mit ihrer Soloshow auf Tournee.
Pärchen Dezember 2024

Philipp und Philipp

Das doppelte Philippchen ist ein Herz und eine Seele und ihre Liebe schreibt das perfekte Drehbuch für einen Disney-Film...