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Ole Plogstedt // © Tim Hackemack

Im Interview Ole Plogstedt

vvg - 01.09.2017 - 00:00 Uhr

„Ich sage immer, der Rechenweg ist egal, so lange das Ergebnis stimmt.“

Ole Plogstedt ist ein deutscher Koch. Bekanntheit erlangte er durch die TV-Shows „Das Fast Food-Duell“ und „Die Kochprofis-Einsatz am Herd“. Vor 24 Jahren gründete er das Catering Unternehmen „Rote Gourmet Fraktion“ und bekochte so schon zahlreiche Künstler und Bands auf ihren Tourneen. Auch politisch engagiert er sich stark. Er hat sich Zeit genommen, um uns ein paar Fragen zu beantworten. 

Du bist sehr erfolgreich mit deinem Catering Unternehmen „Rote Gourmet Fraktion“. Wer hatte die Idee zu diesem Namen und wie ist sie entstanden?
„Die ist eigentlich beim Saufen entstanden. Lustiger Weise exakt an dem Tag, an dem die Mauer fiel. Da haben wir uns damals mit ein paar Freunden getroffen. Ich war noch in der Lehre im Steigenberger in Berlin. Wir haben zusammen getrunken und gekocht und dann fiel da irgendwie dieser Name. Den haben wir dann aufgegriffen, als wir die Firma gegründet haben. Kam auch ganz gut an. Es ist auch tatsächlich so, dass jeder den Namen bis vor kurzem lustig fand, egal welches politische Lager. Jetzt, wo man merkt, dass der Rechtsdruck immer stärker zunimmt, bekomme ich immer mehr Mails in Richtung „wie geschmacklos“. Ich betrachte das als satirischen Namen. Aber mit Gewalt hat das ja nichts zu tun.“

Ist der Beruf Koch noch immer dein Traumberuf?
„Ja, auf jeden Fall. Klar, umso älter man wird, merkt man auch, wie sehr der Beruf einem in die Knochen geht. Aber wenn du mich jetzt fragst, wo ich fast 50 bin, dann würde ich auch viele andere Sachen spannend finden. Aber ich bereue meine Entscheidung auf keinen Fall. Ich bin Punk. Und als Punk hat man keinen Bock auf großartige Regeln. Ich sage immer der Rechenweg ist egal, so lange das Ergebnis stimmt. Und als Koch kann man sich eben echt austoben. Nichts ist verboten. Man kann so kreativ sein.“

Was wäre denn so ein Beruf, den du heute erlernen würdest?
„Vielleicht hätte ich ja doch aufs Gymnasium gehen sollen und nicht gleich in die Lehre. Ich hatte halt überhaupt keine Lust auf Schule. Vielleicht wäre Jurist was für mich. Vielleicht bin ich dafür aber auch viel zu emotional. Aber eigentlich bin ich ein Macher. Wahrscheinlich würde ich wieder Koch werden.“

Du bist zwar in Berlin geboren, wohnst aber schon eine ganze Zeit in Hamburg. Wie stehst du als Koch dem Labskaus gegenüber? Kochst und isst du es gerne?
„Ja, klar. Bei mir heißt es dann aber Labschaos mit Bullenhering. Ich püriere das nicht komplett und ich nehme auch kein Corned Beef. Ich koche mir eine Ochsenbrust und würfele die klein und mache dann eigentlich eher so ein Ragout. Das ist super lecker. Und dann mache ich ein Gurkenrelish und ein Ei dazu. Bullenhering auf Labschaos deshalb, weil wir dann Rinderfiletstücken auf einen Zelthering gespießt haben und so zum Labschaos gereicht haben. Ich mag es total gerne klassische Gerichte anders zu interpretieren.“

Ole Plogstedt // © Cornelius Zoch

Ihr seid ja Tour Caterer für namenhafte Bands. Wen durftest du schon alles bekochen?
„Oh Namedropping? Jan Delay, Beginner, Fettes Brot, Deichkind, Alligatoah, Kraftclub, Rammstein und Rosenstolz sind nur einige davon.“

Bist du selbst auch Fan, einer dieser Künstler?
„ Mir ist wichtig, dass die Kundschaft mein Essen mag, und ich nicht deren Musik. Ich mag Punkrock. Man wird auch langsam altersmild. Ich kann auch vielen Songs von Jan Delay was abgewinnen. Das ist wie beim Essen. Jedes Gericht hat seinen Moment. Deshalb frag mich besser nicht nach meinem Lieblingsessen. Manchmal ist es das Gourmet Menü, manchmal ist es Fish and Chips. Genauso ist es auch mit der Musik.“

Hast du selbst auch Zeit dir das ein oder andere Konzert auf der Tour anzusehen?
„Nein, eigentlich weniger. Durch die Musik, die man Backstage hört, bekommt man aber schon eine ganze Menge mit. Was ich schade finde ist, dass der Sound Richtung Publikum ausgerichtet ist und nicht Richtung Küche.“

Jetzt lüfte doch mal das Geheimnis. Essen Rockstars denn eher Fastfood, Burger, Pizza? Oder darf es doch die Gourmet Küche sein?
„ Es sind ja nicht nur die Künstler, sondern auch die Crew. Da machen wir keinen Unterschied. Wir machen ja kein Zweiklassen-Catering. Da fragt jetzt aber auch niemand nach einem angeschwenkten Pak Choi. Wenn die sich mal was wünschen, dann eher Senfeier. Die Künstler, die uns buchen, denen ist Ernährung schon wichtig. Aber pauschal kann man das nicht sagen.“

Wie sieht der Alltag auf Tour so aus?
„Wir sind ja die Ersten, die aus dem Bus krabbeln und dann holen wir erstmal das Kaffee-Equipment und die Tischdecken aus dem Truck. Eine halbe Stunde später kommen dann unsere anderen Kisten an. Dann wird der Küchen- und Cateringbereich aufgebaut. Man muss sich ja vorstellen, dass es ein 7,5 Tonner voll mit Equipment ist. Parallel dazu wird dann das Frühstück gemacht. Dann geht es bald schon wieder mit dem Lunch los. Das ist dann ein Buffet. Dann gibt es nochmal einen Kuchen. Dann müssen die Schnitten für den Bus gemacht werden. Man kann sich das ja vorstellen, wenn das eine 120 Mann Produktion ist, jeder drei oder vier Schnitten. Da steht man schon ganz schön lange dran. Und  abends kommt eben das Abendessen. Aber klar, um Getränke muss sich auch gekümmert werden. Irgendwann werden die Cases abgeholt, dann setzt man sich noch schnell hin und schreibt den Einkaufszettel für morgen.“

Hast du eine lustige Geschichte von einer Tour für uns? Eine an die du dich ewig erinnern wirst?
„Es gibt 100 000 Geschichten und 99 000 Geschichten davon kann ich nicht erzählen. Vormittags sind die Hallen ja leer, und wenn die Künstler nichts zu tu haben, dann fahren sie mit ihren Roller Skates durch die Hallen. Und da hat sich ein Sänger einer sehr bekannten Band mal einen Teller Nudeln geholt. Er kam dann nach ein paar Minuten wieder zu mir. Allerdings mit einem kaputten Teller und total bekleckert und fragte ob er noch einen Teller haben kann.“

Im April haben wir die letzte Folge der Kochprofis mit dir gesehen. Hattest du mit Dreharbeiten und Tour überhaupt noch Zeit für Privates und Familie?
„Es hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Das hat sich jetzt etwas entspannt. Ich mache jetzt dieses Jahr auch erstmal kein TV. Erstmal muss ich runter kommen und das Genießen. Mal sehen, was dann nächstes Jahr passiert. Einige Pläne habe ich schon. Grundsätzlich habe ich schon Lust weiter TV zu machen. Ja die Familie kommt relativ kurz, aber gestern war ich mit meiner Frau und Freunden im Irish Pub.“

Hast du einen Fernseh-Kollegen, der beim Kochen schon immer dein Vorbild war?
„Eigentlich ist fast jeder Koch ein Vorbild für mich. Andersherum. Was ich nicht sonderlich vorbildlich finde ist, wenn man mit den Lebensmitteln nicht respektvoll umgeht. Oder auch fragwürdige Lebensmittel verarbeitet, wie Gänsestopfleber. Das kommt bei mir nicht auf den Teller. Das finde ich pervers, ein Tier zu quälen, dafür, dass man nur die Leber nimmt und der Rest als minderwertiges Fleisch billig verkauft wird.“

Welche Berührungspunkte hast du zur LGBT Community?
„Ich kenne viele Schwule und Lesben, aber eigentlich ist das ja gar kein Thema. Deshalb weiß ich gar nicht, was ich auf die Frage antworten soll. Ich behaupte von mir, dass ich vorurteilslos an alles herangehe. Ich kann es nicht nachvollziehen, wie man da anders drauf reagieren kann.“

Hast du noch etwas, was du unseren Lesern sagen möchtest?
„Ja. Macht´s Maul auf. Und geht mehr in guten Restaurants essen. Geht bewusst mit den Lebensmitteln um. Esst weniger Fleisch, dafür Vernünftiges. Gebt ein bisschen Geld dafür aus.“

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