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Im Interview Katja Burkard

vvg - 31.01.2018 - 07:00 Uhr

Katja Burkard ist eine Fernsehmoderatorin, die vor allem als Hauptmoderatorin des Mittagsjournals „Punkt 12“ auf RTL bekannt ist.

Katja, du arbeitest seit 1997 als Haupt-Moderatorin für „Punkt 12“ – wie sieht so ein Arbeitstag aus?
Mein Arbeitstag beginnt morgens um sieben. Es gibt Konferenzen, wo wir über die Sendung sprechen, danach müssen für die 2 Stunden Sendung so an die 50 Texte geschrieben werden. Dann folgt Maske und Styling, manchmal auch eine Voraufzeichnung und nach der Sendung, wird schon der nächste Tag vorbereitet. Also ein ganz normaler Arbeitstag von 7 bis 16 Uhr.

Bei der Bundestagswahl haben wir krasse Ergebnisse erfahren. Steht bei „Punkt 12“ die Uhr politisch auf „5 vor 12“?
Den Eindruck hat man natürlich manchmal, aber ich bin eine große Optimistin und hoffe immer wieder, dass solche Strömungen, wie bei uns z.B. die AfD, sich einfach selbst zerlegen und auflösen. Ich hoffe, dass die vernünftigen Menschen die Überhand haben. Es sind sicher politisch Fehler gemacht worden, dass sich die Menschen nicht erst genommen fühlen mit ihren Sorgen, aber dass sich die Protestwähler die rechteste Alternative suchen, finde ich schlimm.

Wenn man eure tägliche Gewinnfrage ansieht, traut RTL den Zuschauern ja wenig Allgemeinbildung zu, oder? Wie z.B.: „Worauf sitzt man auf der Toilette?
A: Brille, B: Kontaktlinse?“ oder „ Was nimmt man mit auf Reisen? A: Rollkoffer B: Schubkarre?“
Das sind doch keine dummen Fragen, das soll einfach nur lustig sein. Es gehört zu unserem Highlight des Tages, uns eine Gewinnspielfrage auszudenken. Mein ungeschlagener Favorit, der leider nicht genommen wurde, war die Frage: Wo wohnt der Papst? A: im Vatikan oder B: im Muttikan. Aber natürlich wollen wir auch vielen die Chance geben, die 1000 € zu gewinnen.

Wie hätten als Alternative: „Wie heißt unsere Sendung? A: Punkt 12 – B: Doppelpunkt 1“.

Was war denn deine lustigste / fröhlichste Nachricht, die du anmoderieren musstest?
Da gab es viele. Früher hatten wir in der Sendung eine Rubrik „Tier des Tages“; das war meist immer lustig. Und Heldengeschichten stimmen mich froh, wenn Kinder z.B. ihre Haare für Gleichaltrige spenden, die an Krebs erkrankt sind.

Was war die traurigste?
Eine die mir eingebrannt ist, war der Überfall auf eine Schule in Beslan/Grosny. Es passierte live in unserer Sendezeit und wir sahen die ersten Bilder. Das war ausgerechnet der erste Tag, an dem ich meine Tochter in den Kindergarten gegeben habe. Da hat man dann natürlich sofort einen anderen Blick auf so eine Geschichte. Um das zu verarbeiten, habe ich mich stark für diese Kinder in Beslan eingesetzt und bin für den RTL-Spendenmarathon dorthin gefahren, weil wir den Kindern Traumata-Therapien gespendet haben. Da triffst du dort einen kleinen Jungen, dem eine Bombe auf den Körper gebunden wurde ... das war furchtbar.

Was war deine größte Panne?
Es gab mal eine Sendung, da musste ich eine riesengroße Zahl jenseits der Million vortragen. Da habe ich mich so verhaspelt, dass da gar nichts mehr herauskam. Ich habe es vergeblich noch 3x versucht und davon habe ich heute sogar noch Alpträume. Ein weiterer Alptraum von mir ist, dass ich zu spät zur Sendung komme.
 

Du hast „Mein erstes Leben“ moderiert, was wolltest du - außer Prinzessin - als kleines Mädchen werden?
Tatsächlich Tierärztin, weil ich ein Fan der Sendung „DAKTARI“ war. Ich wollte in Afrika mit Löwen auf du und du sein und dazu einen Schimpansen als Haustier haben. Als mir bewusst wurde, dass man nicht so einfach mit Löwen, Giraffen und Schimpansen zusammen leben kann, war schon mein Fernweh geweckt und ich wollte nie einen Job, wo ich nur am Schreibtisch sitzen und jeden Tag dasselbe machen muss. Ich nervte schon als Kind mit ständigen Warum?-Fragen. Da war schon folgerichtig, dass ich im Journalismus landete.

Was sind die schönsten Erinnerungen an deine Jugend?
Mein Spielplatz war der Wald. Ich wuchs in einem 600-Seelen-Dorf in Rheinland-Pfalz auf. Jeden Tag nach der Schule habe ich meinen Ranzen in die Ecke gepfeffert und ging in den Wald. Da gab es auch einen alten Steinbruch, da habe ich mich an einen Ast gehängt und bin über einen Graben in eine Art Höhle hinein. Als meine Mutter das später mitbekam, hätte sie beinah einen Herzkaspar bekommen. Diese Freiheit war unbezahlbar; es gab keine Handys, aber ich wusste, wann ich zu Hause sein musste.

2001 moderiertest du „Erzähl doch mal!“ Dann erzähl uns doch mal wie dein Verhältnis zur schwul-lesbischen Szene ist?
Ich habe viele schwule Freunde, in Köln ist das kein Thema. Auch im Sender gibt es viele schwule Männer in allen Abteilungen. Ich bin ja überzeugt, schwule Männer sind die besseren Friseure.
In meiner Anfangszeit bei RTL war ich eine Art Medizin-Tante und habe mich mit dem Thema AIDS intensiv beschäftigt. Damals habe ich mit dem Geschäftsführer von Schwipps einige Interviews gemacht. Ich war auf den ersten AIDS-Kongressen in Amsterdam und Berlin, war zum Thema überall in Europa unterwegs, habe im einem Lifehaus in Amsterdam AIDS-Kranke besucht und erlebt, wie das erste Medikament auf den Markt kam und die Todgeweihten Gott-sei-Dank zu chronisch Kranken wurden. Damals war ich mittendrin.


Du bist eine schöne Frau, hat nie eine Frau versucht, dich anzumachen?
Doch natürlich. Einmal habe ich das gar nicht geschnallt und finde es heute im Nachhinein sogar übergriffig. Ich war bei einer Ärztin, bei der ich mich für die Untersuchung des Gleichgewichtssinnes bis auf die Unterwäsche entkleiden musste. Irgendwann hab ich kapiert, dass das wohl nicht für die Untersuchung notwendig war.

Deine Tochter ist 16, was wäre, wenn sie sich in eine Frau verliebt?
Es ist so leicht, zu sagen, man hat damit kein Problem. Aber ich bin mir sicher, ich hätte keins damit. Natürlich hätte ich gerne Enkelkinder, aber für mich als Mutter ist am wichtigsten, dass meine Kinder glücklich sind. Leider weiß ich von Freunden, wie schwierig das Outing innerhalb der Familie sein kann.

Du hast mit Birgit Schrowange & Frauke Ludowig „Life, die Lust zu leben“ moderiert. Beide sind beste Freundinnen; was geht ab, wenn ihr nach “Sechs in the City“ geht?
Wir gehen essen und trinken und das wird meistens feuchtfröhlich. Letzte Woche war ich mit Frauke unterwegs. Wir kamen auf die Idee, eine Talk-Show zu machen, wo der Name dann aus unseren ersten Buchstaben bestehen soll: „LuBu“ oder „BuLu“ oder so. Wir kommen immer auf die verrücktesten Ideen, haben uns immer sehr viel zu erzählen und dabei jedes Mal sehr viel Spaß. Birgit ist demnächst wieder bei mir zum Essen eingeladen. Kürzlich schrieb sie, sie möchte diesmal aber richtig satt werden. Letztes Mal hatte ich zu wenig Schnitzel, weil unsere Kinder mitgefuttert hatten. Ich werde ihr 3 Extra-Schnitzel braten und wenn sie die nicht aufisst, muss sie die in der Tupper-Dose mitnehmen.

Gehörte deine Teilnahme bei “Let`s Dance” zur „Purer Lust am Leben“ oder zur „Knochenarbeit“?
Das war beides, aber ich habe das so sehr geliebt. Ich weiß, ich war nicht die Beste, aber wenn man mich heute fragen würden, ich würde keine Sekunde überlegen und sofort wieder mittanzen. Es ist ein echtes Erlebnis, mit einem Profitänzer 7 bis 8 Stunden am Tag zu trainieren. Natürlich hat man Schmerzen und Muskelkater ohne Ende, ich hatte sogar das Gefühl, meine Rippen wären gebrochen. Aber es war ein absolutes Geschenk, da mitmachen zu dürfen. Und es war ein Geschenk von meinem Mann und den Kindern, weil sie in diesen Monaten gar nichts von mir gefordert haben, so dass ich von morgens 6.00 bis 8.00 und dann direkt nach meiner Arbeit wieder von 15.00 – 19.00 Uhr üben, trainieren, proben und tanzen konnte.

Man sagt, das zweitgrößte im Leben einer Frau ist das Shoppen. Du warst 2016 Shopping-Vize-Queen. Was bedeutet dir Shopping?
Ich bin eine ganz natürliche Frau, die sich gerne mit neuen Klamotten eindeckt. Aber je älter ich werde, merke ich, dass ich nicht mehr so darauf stehe, in der Stadt von einer Boutique in die nächste zu rennen. Ich kaufe viel online; aber wenn ich mal in der Stadt bin - wehe wenn ich losgelassen werde - dann kaufe ich auf einen Schlag 4 Paar Schuhe und mehrere Hosen; auch für die Kinder. Online bin ich wesentlich disziplinierter. Ansonsten hält sich das in Grenzen, für den Job bekomme ich ja meine „Arbeitskleidung“!

Eben sprachen wir vom Zweitschönsten; was ist denn in deinem Leben das Allerschönste?
Shoppen ist für mich nicht das Schönste, das ist für mich tatsächlich die Zeit mit meiner Familie. Unmittelbar danach kommt der Sport. Ich bin in diesem Jahr zum ersten Mal im Sommer mit den Kindern in den Bergen gewesen. Wir sind gewandert und einen Tag sogar auf dem Mountainbike durch die Berge geradelt. Das war ein superschöner Tag.

Du warst in diesem Jahr Gaststar bei „GZSZ“ – Was war bei dir GZ, was SZ?
Schlimm war natürlich der Tod meines Vaters vor acht Jahren. Er war zehn Jahre lang sehr krank, worunter meine Mutter sehr gelitten hat. Ansonsten muss ich gestehen, dass ich in meinem Leben das große Glück habe, dass ich nie wirklich schlechte Zeiten erlebt habe. Dafür bin ich meinem Schicksal und dem lieben Gott immer sehr dankbar. Ich würde mich auch als einen extrem glücklichen Mensch bezeichnen. Ich bin ein großer Optimist, der immer positiv an eine Sache rangeht und das vermittele ich auch meinen Kindern.

Vor ein paar Jahren durftest du „Anti-Aging, die Formel für die ewige Jugend“ moderieren. Wärst du heute gerne jünger?
Nein, aber es wäre toll, wenn mein Bindegewebe so fest wäre, wie mein Charakter. Mit dem Alter kommen Falten, aber ich bin heute viel cooler, als mit 20. Durch meine Lebenserfahrungen weiß ich heute natürlich, wo der Hase lang läuft. Dadurch bin ich gelassener, sage viel eher meine Meinung und bin in vielen Dingen viel sicherer. In der Jugend probiert man aus, ist verunsichert. Heute weiß ich, wer ich bin und was ich kann; aber auch, was ich nicht kann – und das ist ein gutes Gefühl. Ich fand auch meinen 50. Geburtstag vor 2 Jahren easy-peasy; da habe ich nachts auf dem Tisch getanzt. Das war die Zeit als ich durch meine Teilnahme bei „Let`s Dance“ in der Form meines Lebens war. Ich hatte auch mit der Zahl 50 kein Problem. Keine Ahnung, wie das dann mit 60 ist. Aber 50 ist doch heute mehr oder weniger das neue „Mitte 30“, oder?

Hast du Angst vor dem Alter?
Nein, nur davor irgendwann nicht mehr gesund und auf andere Menschen angewiesen und pflegebedürftig zu sein; das wäre mein allergrößter Horror. Als Peter Simonischek neulich den TV-Preis „Die Wiener Romy“ bekam, sagte er: „Es ist doch eine große Herausforderung, gut ein alter Mann zu werden!“ Das ist doch ein wunderbarer Satz, da muss frau es doch auch schaffen, gut eine alte Frau zu werden. Das Alter gehört wie die Jugend zum Leben dazu. Es gibt nur die Alternative, jung zu sterben - und das habe ich nicht vor.

Martina Hill parodiert dich in „Switch“; ärgert dich das oder kannst du darüber lachen?
Ich will gar nicht abstreiten, dass mich das anfangs, als man über mein Lispeln herzog, schon sehr gekränkt hat. Ich war verzweifelt, habe Sprechunterricht genommen, um mir das abzugewöhnen. Als ich merkte, dass das nicht funktioniert, habe ich mit meinem Chef gesprochen und gesagt, dass ich das nicht hinbekomme. Es machte mich bekloppt, je mehr ich darüber nachdachte, desto krasser wurde es. Er sagte nur „Bleib einfach wie du bist, Ende!“ Das ist jetzt 20 Jahre her; damals hatte ich noch nicht die Gelassenheit von heute. Heute finde ich es wirklich lustig, wie Martina Hill mich nachmacht. Zum 20jährigen Jubiläum von „Punkt 12“ hatte ich die Idee, Martina Hill einzuladen, um mit ihr gemeinsam zu moderieren. So nach dem System „Wer lispelt am besten?“ Martina fand die Idee auch gut, aber sie hatte leider andere Termine.

Eigentlich ist das auch eine Ehre, wenn man parodiert wird.
Heute redet man so viel vom Alleinstellungsmerkmal. Ich finde es gibt so viele Leute in der Öffentlichkeit, die sehr vergleichbar sind. Inzwischen wurde mir sogar schon in einer Zeitung unterstellt, ich würde das faken, um mich interessanter zu machen. Das ist das Obergeilste. Ich selbst höre das Lispeln übrigens selbst nicht mehr und angesprochen darauf werde ich auch nicht mehr.

Welchen Prominenten hättest du gerne noch in deiner Sendung?
Barack Obama, den finde ich extrem faszinierend. Ich habe ihn neulich in Baden Baden erlebt, als er den Medienpreis bekam. Da hätte ich ihn gern interviewt. Er ist schon eine enorm beeindruckende Persönlichkeit. Alles was er und seine Frau Michelle gesagt haben, fand ich hervorragend. Es ist bedauerlich, dass seine Amtszeit vorbei ist; das, was danach kam, ist ja nicht zu begreifen.

Worauf freust du dich 2018?
In das neue Jahr starten wir mit einer Reise nach New Zeeland, das ist seit vielen Jahren ein Traum von mir. Danach habe ich die Idee zu einem Buch, das spukt auch schon länger in meinem Kopf herum, aber dazu kann ich leider noch nichts verraten.

Dann wünschen wir dir auf jeden Fall eine Traum-Reise und tolle Ideen für dein Buch.
 

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