Im Interview Anka Zink von A bis Z
Angst
Angst ist die größte Gefahr der zivilisierten Welt. Es werden viele gute Entwicklungen in diesem Land von Menschen gehemmt, deren Hauptinteresse darin besteht, nichts falsch und keine Fehler zu machen. So kommt man nicht voran! Ich betätige mich hier gerne als Aufhetzerin und sage, jeder, der in so einer Position ist (Büro, Verwaltung, Administration, Behörde), hat einen Ermessensspielraum und den sollte er nutzen, um einfach mal das Richtige zu tun.
Biografie
Ich habe oft darüber nachgedacht, wie so eine aussehen sollte. Wenn ich mal eine schreiben sollte, werde ich eine Gewichtsbiografie schreiben. Es geht immer um den Fokus, den man auf die Dinge richtet und ich habe mir überlegt, ich werde mal die unterschiedlichen Formen meines Gewichtes verschiedenen Lebens- und Beziehungsabschnitten gegenüberstellen.
Comedy
Wenn man dieses komische Gen hat, hat man weniger Freunde als andere Leute. Das ist einfach so.
Dummheit
Großes Thema, auch für mich. Ich bin auch in manchen Dingen recht dumm; nur merke ich das schnell. Vielleicht nicht ganz so dumm wie die anderen Leute, die Konzerne leiten und denen das nicht auffällt, mit all diesen Schadstoffen, den Messwerten und dem ganzen kompliziertem Technikkram. Nur dumm, dass das nach Jahren alles herauskommt.
Ehe für Alle
In jedem Falle. Schon aus Prinzip. Warum sollen Menschen, die sich für eine Beziehung entscheiden und Verantwortung für sich, für die Gemeinschaft und damit für den Staat übernehmen, nicht heiraten? Ich weiß gar nicht, was es da zu diskutieren gibt.
Frau Merkel
Ich habe sie 3x im Wahlkampf unterstützt und würde es wieder tun. Ich finde gut, wie souverän sie es schafft, ihren Abgang zu regeln. Frau Merkel hat immer eine sachorientierte, bescheidene Haltung - auch im Sinne von Bescheid wissen - bewiesen. Sie regiert im Wissen von Einschränkungen für Möglichkeiten, mit Vernunft, Überblick, dem Gegenteil von Dummheit sowie der Abwesenheit von Emotionen. Ich schätze mal, das werden wir nicht bei jedem Nachfolger in dieser Qualität finden. Natürlich kann man sie politisch kritisieren, aber sie besitzt Anpassungsfähigkeit und Transparenz. Das ist eine moderne Persönlichkeit.
Gleichberechtigung
Jetzt mache ich mir wieder neue Feinde: Von einer Gleichwertigkeit aller Dinge oder die Gleichwertigkeit des Einflusses von allen möglichen Menschen, daran glaube ich nicht. Ich glaube aber daran, dass ist der demokratische Urgedanke, dass man Gleichberechtigung ertragen muss. Das gilt im Politischen, im Persönlichen und zwischen Männern und Frauen. Es ist nicht immer schön, was da alles passiert, aber es gehört zu den Dingen, die muss man aushalten. Das Fremdwort dafür heißt tolerieren. Von Spaß ist da nirgendwo die Rede.
Homo-/Heterosexualität
Das ist das schwerste Stichwort bisher. (lacht) Sagen wir mal so, Sexualität im reiferen Alter ist doch ein überhaupt anstrebenswerter Status, oder?
Improvisation
hat etwas mit Anpassungsfähigkeit zu tun. Es kann ja mal sei, dass der Strom ausfällt und damit auch das Internet und nur weil man kein WLAN hat, darf man nicht sterben. Neulich begegneten mir zwei Nerds im Wald, die an einem Bach standen und ein Ziel suchten, welches auf ihrem Handy erkennbar war. Sie vertrauten so sehr ihrem Handy, dass sie überlegten, eine imaginäre Brücke zu überqueren. Ich forderte sie auf: „Geht doch!“ worauf der eine bis zum Knie im Modder stand. „Bist du blöd!“ fragte er mich, worauf ich erwiderte: „Ich nicht!“
Journalismus
war meine Jugendsünde, womit ich mein Geld verdient habe. Auf der einen Seite lag es mir, aber ich wollte noch etwas anderes. Mein Dauerhobby ist der Wandel in der Arbeitswelt, da habe ich mich zuerst wissenschaftlich ausgelassen. Heute mache ich das von der Bühne aus, nur nicht mehr so wissenschaftlich.
Kritik
war immer das Herausfordernde im Dasein eines Kleinkünstler-, Komödianten-, Kabarettistendaseins. Auf der einen Seite macht man Kritik zu seinem Hauptgeschäft; dann muss man es auch ertragen, dass andere dich doof finden. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich herausgefunden habe, dass es nicht wichtig ist, was in einer Kritik drinsteht, sondern dass man erkennt, was die Kritik auslöste. Hat man Sätze nicht zu Ende gesprochen? War die Performance schlecht? Oder war einfach eine Störung im Saal?

Liebe
Alles okay; alles was ich tat, ist aus Liebe geschehen. Einiges war auch schmerzhaft, aber wenn es lange genug dauert, schafft man es, sich nur an die guten Dinge zu erinnern.
Männer
finde ich toll, die haben Vorzüge und man kann sie in vielen Zusammenhängen sinnvoll einsetzen und sich mit ihnen beschäftigen. Und mit schwulen Männern kann man sehr viel Spaß haben.
No-Gos
Sind für mich High-Heels bei allen Gelegenheiten, die sollte man eigentlich No-Gos nennen. Oder wenn Leute vom McBurger auf Öko umschwenken. Diese Art von Transformationen erregen meinen rheinischen Zweifel.
OPs
Wenn der Mensch nicht an sich fummeln ließe, sähe man wirklich furchtbar aus. Gerade für Menschen in reiferen Jahrgängen gibt es eine Verpflichtung, sich optisch so zu gestalten, dass man sie auch ansehen möchte. Sich-gehen-lassen ist ein No Go.
Prüderie
So könnte man die politische Korrektheit, die in vielen Zusammenhängen verwendet wird, bezeichnen. Das nicht erlaubt ist zu denken, geschweige denn zu sagen, was vielen empfinden. Die Welt besteht aus Vorurteilen. Ich weiß als Soziologin, soziopsychologische Erkenntnisse bestätigen häufig Vorurteile. Das Schlimme ist, wenn Vorurteile stimmen. Das darf man dann nicht sagen. Das ist so eine Konsens-Prüderie.

Quote
Ist ein gutes Beispiel für Konsens-Prüderie: in bestimmten Zusammenhängen gibt es Dinge, auf die Leute von alleine nicht kommen. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ muss im Grundgesetz stehen, weil man von alleine nicht darauf kommt, dass die Würde des anderen genauso wichtig ist, wie die eigene. Bei jeder Quote empfinden die Menschen oft: „wieso werde ich benachteiligt,“ anstatt zu denken, „jetzt werden gerechte Verhältnisse hergestellt“.
Religion
Bin ich für. Es ist eine Form von seelischer Orientierung. Für mich ist sie eine strukturelle Orientierungshilfe. Es steht außer Diskussion ,dass es in allen Religionen an konzeptioneller und organisatorischer Umsetzung und ausführendem Personal zu Recht eine Menge zu kritisieren gibt.
Solo-Programm
Das neue heißt „Ende der Bescheidenheit“ und wird im Januar 2019 Premiere haben. Es geht um Angeber und Schaumschläger, die die politische Welt ausmachen, aber auch um jeden, der überlegt, wie setzte ich mich in Szene, wenn um mich herum nur Blender sind - also konkrete Lebenshilfe.
Twitter
Da bin ich ganz analog. Ich bin kein amerikanischer Präsident; wenn ich schlechte Verdauung habe, muss es nicht die Welt wissen und ich kotze auch nicht ins Handy, wenn jemand vergessen hat, mir „guten Tag“ zu sagen.
Umweltkatastrophen
sind unübersehbar. Man kann vieles in der Umwelt physikalisch messen und wir wissen, es ist menschengemacht. Jeder sollte versuchen, etwas für die Umwelt zu tun - sei sein Anteil noch so klein. Es sind eben viele kleine Dinge, die sehr viel Dreck machen.
Vorbilder
hatte ich in meinem Leben ein halbes Dutzend: meine Mutter, eine Nonne, meine Deutschlehrerin, die mich extrem förderte, mein 87jähriger Vater, der immer noch versucht zu gewinnen oder zumindest nicht aufzugeben und sicherlich auch ein wenig meine Förderer: Rudi Carrell, Jochen Busse sowie Mike Krüger.
Wellness
Ich habe ein Programm und ein Buch dazu geschrieben, wobei es darum ging, was im Sinne von Wellness am besten verkaufbar oder gerade ganz gefährlich ist, wie derzeit der „böse“ Zucker. Dabei reicht doch einfach der Satz: Wir leben in einer Welt, in der unser Körper fühlt, dass er sich zu wenig bewegt. Wenn die FIT-Bändchen zu mehr Bewegung beitragen, finde ich diesen Neben-Effekt ganz gut.
X-trem Positiv
ist im weitesten Sinne meine Marke. Ich bin der Meinung, dass man sich immer zwischen einem halb vollen und einem halb leeren Glas entscheiden kann und das von einem halb leeren Glas niemand etwas hat. Auch in Coaching- und Regiearbeiten habe ich festgestellt, dass Leute über Bestätigung besser funktionieren, als über negative Äußerungen. Bei mir selbst funktioniert das sehr gut: Sag mir etwas Nettes und du bekommst alles von mir. Oft fragen sich Männer, warum sie bei bestimmten Stellen nicht weiterkommen. TIPP: sag doch einfach mal grundlos etwas Nettes!
Yes we can
Fand ich eine tolle Geschichte in Amerika. Man hat ja immer geunkt, ob sich ein schwarzer Präsident halten würde. Er hat die volle Amtszeit geschafft und er lebt noch. Aber es gibt für jede Bewegung eine Gegenbewegung. Die Rache des kleinen Mannes erleben wir gerade in voller Größe. Ich finde, dass man Angriffe auf die schwule Community aus bestimmten politischen Richtungen - die ich mit Absicht nicht mit Namen nennen will, weil die jeder kennt - systematisch wegignorieren sollte. Stattdessen sollte man sich Sachangriffe in der politischen Auseinandersetzung auf anderen Ebenen ausdenken.
Zweitausendneunzehn
„Zink positiv“ steht da ganz vorne. Es wird ein Jahr mit einer tollen Perspektive für mich. Es beginnt mit einer Messe in Freiburg, hat einen Höhepunkt im Sommer bei den Filmfestspielen in Locarno und endet hoffentlich mit einer persönlichen Sache für mich, auf die ich mich sehr freue. Was die Arbeitswelt angeht, habe ich tolles Material: „Ende der Bescheidenheit“ geht auf Tournee und ich freue mich über jeden der kommt. Und ich verspreche allen, dass sie danach besser gelaunt nach Hause gehen, als sie gekommen sind! Ich wünsche allen, sich im neuen Jahr mal um ihre gute Laune zu kümmern, davon haben wir nämlich alle was. Guten Rutsch!