Fotograf Romain Berger Kunst im Stile von Pierre et Gilles
Romain Berger ist 33 Jahre alt und in Frankreich geboren und aufgewachsen. Heute lebt er in Rennes. Er hat sich der Fotografie verschrieben und seine Bilder verbinden Kitsch mit Sexyness sowie ungewöhnlichen Models. Mit seinen Fotografien will er aber auch immer wieder wichtige Botschaften vermitteln. SCHWULISSIMO traf ihn zu einem kurzen Interview.
Romain, erzähle uns doch einmal, wie du zur Fotografie gekommen bist.
Vor zehn Jahren beendete ich mein Filmstudium mit dem Wunsch, Regisseur zu werden. Wie viele junge Leute, bin ich nach Paris gezogen, um von dem Beruf zu leben. Es hat sich letztendlich aber als schwieriger herausgestellt als ich dachte. 2013 entschied ich mich, eine Kamera zu kaufen und meine eigenen Filme zu drehen. Irgendwann wechselte ich dann zur Fotografie. Ich habe mir dabei alles selbst beigebracht. Mir hat die Tatsache gefallen, dass ich meine eigenen Bilder machen konnte.
Wenn man sich deine Arbeiten anschaut, drängt sich förmlich ein gewisser Vergleich zu Pierre et Gilles auf, denn auch deine Bilder sind sexy und immer auch ein wenig kitschig. Hast du neben den Beiden noch andere Vorbilder?
Ich mag das "sexy und kitschig", dies ist genau das, was ich zu mischen versuche. In der Tat gibt es einige Referenzen an die großartigen Künstler Pierre et Gilles in meinen Inspirationen. Mit der Zeit lernte ich, meinen eigenen Stil zu finden und mich dadurch zu unterscheiden. Ich hatte viele Inspirationen, wie beispielsweise den Fotografen David LaChapelle, den ich als Teenager entdeckt hatte oder Regisseure wie Gregg Araki oder Xavier Dolan. In jüngerer Zeit entwickelte ich eine verrückte Liebe für die Arbeiten von Mapplethorpe.
Woher kommen deine unterschiedlichen Models? Wo findest du diese?
Ganz am Anfang waren es meine Freunde, die für mich posierten. So wie beispielsweise beim „Little miss Vodka“-Foto. Sie waren alle großartig und akzeptierten all meine verrückten Projekte, die ich vorgeschlagen hatte. Dann, nach den ersten Artikeln in Magazinen, einigen Ausstellungen und durch die sozialen Netzwerke, wurde es deutlich einfacher neue Modelle zu finden. Die meisten von ihnen kommen mittlerweile tatsächlich über Instagram. Die Plattform ist mittlerweile eine unglaubliche und riesige Modelagentur. (lacht)
Woher nimmst du die Ideen für deine Settings?
Diese Ideen kommen aus den Medien, aus Zeitschriften und Magazinen, dem Fernsehen, manchmal auch aus einer Kombination von mehreren Bildern. Aber auch Diskussionen mit Freunden bringen mich manchmal auf ganz neue Ideen. Ich liebe es zudem, einfach in der Stadt herumzulaufen und mich umzuschauen. Das Dekor eines Fotos zu erstellen ist in etwa so wie eine exquisite Leiche zu spielen. Es muss alles passen: Tapete, rosa Tapete, rosa Tapete mit Bildern von Jesus, Tapete und so weiter…
Ist es dir wichtig, mit deinen Bildern eine Geschichte zu erzählen oder sogar auf bestimmte Missstände aufmerksam zu machen (z.B. Homophobie) oder eine Botschaft zu vermitteln?
Natürlich sehe ich meine Arbeit so, dass das Geschichtenerzählen das Wichtigste ist. Es erlaubt mir, meine Verbindung zum Kino aufrechtzuerhalten. Ich bin stolz darauf, Camp- und Queer-Künstler zu sein: Ich nehme die Klischees der schwulen Kultur und drehe sie um, um Licht in unsere Welt zu bringen. Und das sowohl in ihrer besten als auch in ihrer schlechtesten Form, das sind Aspekte wie beispielsweise Einsamkeit, Oberflächlichkeit, Überkonsum, Gewalt, Sucht, Sex, Politik, Homophobie und Transphobie. Meine Charaktere sind marginalisiert, ausgeschlossen oder ausgewählt, ganz egal ob es sich um Schwule, Frauen, Trans-Gender oder Drag-Queens handelt. Menschen, die aus sich herauskommen und zu Helden oder Kämpfern werden. Von Anfang an wollte ich Homosexualität trivialisieren und dabei meine Identität behaupten, um starke Botschaften zu bringen, ohne in Pathos oder Melodram mit stumpfen Farben zu verfallen.
Mehr über Romain: www.romainberger-photography.com