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Dr. Eichel-Rotbacke // © Archiv

Dr. Eichel-Rotbacke Er muss größer!

nb - 21.02.2017 - 09:00 Uhr

Es kann immer mal wieder vorkommen, dass man doch noch nicht alles weiß. Vor allem im Themenbereich Sex. Wen aber kann man fragen? Der Blick ins Internet ist dann zunächst der einfachste und schnellste Weg, um Informationen zu erlangen. Manchmal ist es aber auch der mühsamste. Bis man das findet, was die eigene Frage beantwortet, bedeutet es in der Regel, dass man sich durch unzählige Sexseiten durch klicken muss.

Um zwei konkrete Fragen zum Thema Penisverlängerung und Kondomverträglichkeiten mit Prinz-Albert-Piercings beantwortet zu bekommen, haben wir uns diesem Such-Stress unterzogen. Und waren anschließend völlig erledigt und abgetörnt, weil man als Schwuler dabei ständig auf Silikonbrüste stößt.

Das Internet war also nicht Ziel führend und die Beantwortung sollte nun von einem Fachmann geschehen. Wir führten deshalb ein Interview mit dem weltbekannten Sexologen Herrn Dr. Eichel-Rotbacke aus Lohfelden (bei Kassel).

Herr Doktor, wir haben zwei Fragen an Sie. Die erste ist, ob es möglich ist, aus einem kurzen Glied ein längeres zu machen. Über das Internet erfährt man dazu widersprüchliches. Deshalb möchten wir Ihre Meinung als Fachmann erfahren.
Eine gute Entscheidung. Das Internet verwirrt zu dem Thema mehr, als das es weiterhilft. Fachmann bin ich zum Thema Penisverlängerung aber nur in der Theorie aber fragt mich ruhig und ich erzähle Euch, was Ihr Wissen wollt. Und Duzt mich bitte – ich heiße Lucullus.

Wie appetitlich. Ich wollte Dich nun fragen, wie ein Mann seinen Penis verlängern kann. Geht das überhaupt ohne einen chirurgischen Eingriff?
Länger kann Mann ihn nicht machen. Weder durch dran gehängte Gewichte noch durch eine operative Maßnahme. Ein chirurgischer Eingriff kann den Penis lediglich Umformen mit einem verlängernden Effekt. Dafür wird ein bestehender Teil des Glieds quasi aus dem Körper gezogen. Im Körperinneren hat der Schwanz einen Fortsatz, der dabei herausgezogen wird. Hört sich gruselig an und hat auch den Nachteil, dass der Erektionswinkel danach flacher ist. Auch kann es sein, dass die Erektion weniger stabil ist, als vorher.

Aber es gibt doch Berichte aus Indien und Arabien – dort sollen es Männer mit bestimmten Handgriffen hin bekommen, den nicht erigierten Penis so zu massieren und zu dehnen, dass er an Umfang und Länge gewinnt.
Ja. Davon habe ich auch gehört. Es sollen Massagetechniken der indischen und arabischen Männertraditionen sein. Bereits nach wenigen Wochen ist bei den Herren das Glied angeblich um bis zu fünf Zentimeter länger geworden.

Das klingt doch gut….und macht vielleicht sogar Spaß…nein – nicht vielleicht, ganz bestimmt ist das doch quasi eine Verlängerungsmethode, die Mann in den Alltag integrieren kann – ohne großen Aufwand…
Schön wär´s… ja… äh… aber leider, Nein. Das ist überhaupt nicht zu empfehlen. Zwar kann das Dehnen tatsächlich eine Verlängerung bewirken. Mal eben – also täglich ein paar Minuten rubbeln und reiben bringt aber nichts – zumindest in dieser Hinsicht. Mann müsste stattdessen täglich acht bis zwölf Stunden Zug auf das Glied ausüben. Und das beschädigt die Muskelzellen im Penis. Der Schwanz ist dann zwar lang aber eine feste Erektion ist nicht mehr möglich.

Wie schade. Das wäre doch zu schön gewesen. Hm…Aber nun möchte ich noch ein zweites Thema ansprechen. Es geht um Piercings…
Ja – die können für so manche den Sex richtig in Schwung bringen. So ein Ring in der Brustwarze ist doch etwas so geiles… Mmmh…

Äh – Lucullus – es geht noch um etwas anderes…
Ja – natürlich – Entschuldigung. Ich war gerade mit den Gedanken ganz bei mir...

Ja - das habe ich gemerkt. Macht ja nix. Ich wollte nun noch wissen - beziehungsweise unsere Leser möchten gerne wissen, wie man ein Kondom überzieht, wenn man ein Prinz-Albert-Piercing hat. Ein solches Piercing könnte zu einem Belastungspunkt für ein Kondom werden.
Ja. Das stimmt. Ich habe selber auch so eines. Dieses Intimpiercing geht von der Harnröhre aus durch die Penisschaft-Wand direkt in die Eichelkranzfurche. Da ich beschnitten bin, ist das Piercing im Eichelkranz von der Harnröhre nach außen gehend genau an der Position des bei mir entfernten Vorhautbändchen gesetzt. Dazu trage ich einen Ball Closure Ring – manchmal auch nur einen glatten Segmentring ohne Kugel.

Äh? Hm – das klingt ja kompliziert und ich kann mir momentan nicht ganz genau vorstellen, wie das nun so aussieht. Aber zumindest denke ich, dass das allerhand Metall ist, welches mit ins Kondom hinein muss.
Korrekt. Wenn ich ein Kondom überziehe, muss ich immer darauf achten, dass es etwas Reserve im Bereich des Piercings hat. Sonst würde das Kondom über dem Piercing zu stark gespannt sein. Prinz-Albert darf zudem keine scharfen Ecken oder Kanten haben – bei hochwertigen Piercings in klassischen Formen ist das jedoch kein Problem. Wenn das Gewinde offen ist, kann es relativ scharf sein. Also immer darauf achten, es gut zu schließen.

Wieso hat dieses Piercing eigentlich einen königlichen Namen?
Ha! Jetzt kann ich mal mit meinen Geschichtskenntnissen glänzen! Prinz Albert – so nennen ihn alle. Prinz Franz Albrecht August Karl Emanuel von Sachsen-Coburg und Gotha, Herzog zu Sachsen, ist aber der komplette Name.

Ich bin beeindruckt. Den Namen müsste ich mir aufschreiben und ihn stundenlang auswendig lernen. Ich bleibe liebe bei der Kurzform. Hat der nun in seiner Freizeit Metall geschmiedet und ist dabei an einem Ring hängen geblieben?
Nein – selber geschmiedet hat er das Piercing wohl eher nicht. Prinz Albert – der übrigens 1861 gestorben ist, war der Ehemann der britischen Königin Viktoria. Ganz geklärt ist bis heute nicht, weshalb dieses Intimpiercing seinen Namen trägt. In einer Geschichte wird erzählt, dass er mit dem Ring angeblich die Vorhaut von der Eichel zurückhalten wollte, um zu verhindern, dass sich Vorhauttalg bzw. Smegma darunter bildet. Eine andere ebenfalls nicht belegte Geschichtsvariante erzählt, dass sich der Prinz durch seinen Penis beim Tragen von Reithosen gestört fühlte und er ihn durch diese Konstruktion in eine weniger unangenehme Position brachte.

Das sind doch aber wohl eher Märchen. Ich halte diese Storys für Erfindungen.
Zugegeben. Es klingt alles eher unwahrscheinlich und unglaubwürdig.

Und überhaupt. Wie ist das überhaupt öffentlich geworden. Selbst wenn die Geschichten wahr wären?
Möglicherweise war alles eine Werbestrategie. Ein US-amerikanischer Unternehmer namens Richard Simonton, der von 1915 bis 1979 lebte, hat unter dem Pseudonym Doug Malloy maßgeblich dazu beigetragen, Piercing in der westlichen Welt populär zu machen. Zusammen mit Jim Ward, Piercer, Künstler und einer der Mitbegründer des modernen Body Piercing eröffnete er am 17. November 1978 im Westen Hollywoods ein Ladenlokal unter der Bezeichnung the Gauntlet store - das erste kommerzielles Studio seiner Art.

Vielleicht hat Doug Malloy sich diese Prinz-Albert-Geschichten ausgedacht, um den Store bekannt zu machen, denn er annoncierte unter anderem in lokalen Homosexuellen- und Fetisch-Veröffentlichungen.

Das sind ja alles interessante Informationen und das habe ich vorher noch nicht gewusst. Ganz herzlichen Dank dafür lieber Lucullus.

Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Dr. Eichel-Rotbacke im Januar 2015 geführt.

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