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Daphne de Luxe

Daphne de Luxe

vvg - 11.03.2023 - 17:00 Uhr

ist Entertainerin und Stand-up-Comedienne. Bei ihren stilvollen Auftritten überzeugt sie mit amüsanter Unterhaltung, augenzwinkernder Selbstironie, kabarettistischem Tiefgang, bedingungsloser Authentizität und berührendem Gesang. 2014 war sie erstmals bei Ladies Night dabei, seit 2019 ist sie nach Gerburg Jahnkes Abschied eine von drei Moderatorinnen dieser Kult-Veranstaltung.

Sie treten in unterschiedlichen Programmen auf. Kommt man durch „Das pralle Leben“ mit „Schwiegermüttern und anderen Plagen“ und einer „Extraportion“ „Comedy in Hülle und Fülle“ nicht in ein „Artgerechtes tierisch menschliches Programm“, sprich: nicht vollkommen durcheinander?

Das ist eine berechtigte Frage. Was mir dabei sehr hilft, dass ich alle Programme vorher schon einmal aufgezeichnet habe. So kann ich, während meiner Anreise, den richtigen USB-Stick einschieben und mir das betreffende Programm noch während der Fahrt in mein Gedächtnis rufen; dann habe ich es schnell wieder drauf. Und im absoluten Notfall, hätte ich auch noch einen Spickzettel, auf den ich mal schauen könnte.

Bei den zahlreichen Anerkennungen ihrer Preise wie „Stockstädter Römerhelm“, Dattelner Nachtschnittchen“, „Thron der Nachtrevue“, „Everswinkeler Comedy Kanone“ oder „St. Ingberter Pfanne“, denkt man zunächst ans Schrottwichteln. In echt: Was bedeuten ihnen Preise und auf welche sind sie besonders stolz?

Tatsächlich gibt es in der Kleinkunstszene recht ungewöhnliche Preise mit sehr lustigen Namen. Aber es gibt auch tolle: der fränkische Kabarettpreis, der mir als absoluter Outcast viele Türen geöffnet hat. Und die „Pfanne“ ist ein bedeutender Preis – verbunden mit vernünftigem Preisgeld – und wurde mir von einer Jugendjury mit den Worten verliehen, „…, weil ich Grenzen sprengen kann und den Menschen eine positive Grundeinstellung vermittele.“

Sie waren Gast bei „Frau Jahnke lädt ein“, nach Gerburgs Jahnkes Austritt teilen sie sich die Moderation mit Lisa Feller und Meltem Kaptan. Was ist besser?

Das ist schwer zu vergleichen; so als würde man fragen, ob Frühstück oder Mittagessen besser ist. Witzig aber war, als uns Gerburg mitteilte, dass sie aufhört, haben Lisa und ich spaßeshalber überlegt, wer wohl die Nachfolge übernehmen wird. Wir sind aber nie auf die Idee gekommen, uns selbst irgendwie ins Spiel zu bringen.

Sie waren Klassensprecherin – haben sie da schon Witz und Entertainment eingesetzt?

Ich habe schon sehr früh in meinem Leben begriffen, dass Witzigkeit, Schlagfertigkeit und Humor bestimmte Situationen entschärfen können. Dass man mit Ironie und Zynismus Kritik üben kann, ohne jemanden ernsthaft zu verletzen. Ich war gefürchtet für meine spitze Zunge und musste mal aus Strafe einen Aufsatz schreiben. Als ich den Titel „Die Klügere gibt nach“ vorlas, hatte ich die Lacher auf meiner Seite.

Wann stand für sie fest, die Bühne ist meine Berufung?

Schon ziemlich früh, ich sollte allerdings von Haus aus erst einmal etwas Seriöses lernen. So wurde ich, wie meine Schwester, Fremdsprachenkorrespondentin. Nur die Ausübung des Berufes war mir dann zu langweilig. Durch Freunde merkte ich, dass mich die Bühne reizte. Leute zum Lachen zu bringen und mich auf einer Bühne auszutoben, das war, was ich machen wollte.

Dadurch sprechen sie aber englisch, französisch und spanisch. In welcher Sprache ist Comedy einfacher?

Ich bin zwar schon in Südfrankreich aufgetreten, aber ich würde meine Programme nicht in drei Sprachen hinlegen können. Aber als letztens ein Franzose im Publikum saß und ich mich fünf Minuten perfekt mit ihm unterhielt, waren die Zuschauer schon sehr baff.

© vvg

Wie und wo finden sie ihre Gags?

Ich lass mich inspirieren, beobachte Leute und höre mir Geschichten an. Meine Freundin, die im Supermarkt arbeitet, sagt mir immer, ich solle herkommen, dort könnte ich Gags erleben- ich müsste mich nur hinsetzen und mitschreiben. Im Ernst, ich mach mir Notizen, lass es reifen und irgendwann kommt das dann zum Einsatz.

Sie touren, singen, haben ein Kochbuch geschrieben, sind eine leidenschaftliche Gärtnerin und halten Hühner. Was macht ihnen denn überhaupt keinen Spaß?

Ich habe neben den Hühnern noch Laufenten und Katzen, einen großen Gemüsegarten, backe Brot, mache Sauerkraut und Rotkohl. Es ist quasi dieser Selbstversorgungsgedanke. Über das Thema „Vom Garten auf den Tisch“ rede ich jeden Sonntag mit meiner Freundin auf unserem YouTube-Kanal „Daphne und Frau Meyer“.
Was mir gar nicht liegt? Ich verspüre keinen artistischen Bewegungsdrang in mir.

Sie werden als „agile Wuchtbrumme“, als „Barbie in XL-Format“ und sogar als „Comedy Walküre“ bezeichnet. Wie sehen sie sich selbst?

Es ist ja klar, dass ich nun mal kein zierliches Püppchen bin, ich bin da sehr komplexfrei. Ich weiß aber nicht, ob man das Körperliche immer so betonen muss; die Leute sehen das doch. Ich bin einfach Daphne, die den Leuten lustige Geschichten erzählt. Meine Gäste sollen das Gefühl haben, sie kommen zu einer guten Freundin, die mit ihnen über alles quatscht.

Geht die Freundschaft auch in die LSBTI*-Szene?

Natürlich, das sind doch meine Best-Buddys. Mein Publikum ist sehr gemischt und selbstverständlich gehören auch Schwule, Lesben und Transgender dazu. Ich propagandiere in meinen Programmen immer, dass wir irgendwann einmal an den Punkt kommen müssen, wo es vollkommen egal ist, wer was ist und wer wen liebt. Wir sollten einfach nur cool, korrekt, entspannt und nett miteinander sein.

Sind sie nie von einer Frau angemacht worden?

Doch das kam auch schon vor, aber ich steh nun mal nicht auf Mädels. Wer weiß, sonst wäre mein Leben vielleicht ein bisschen anders verlaufen.

In ihren erotischen Beziehungstipps, gefällt mir am besten der Tipp, wie man einen Mann glücklich macht.

Das war ein Tipp von einer polnischen Freundin, die einmal sagte: „Willst du Mann machen glücklich, guck‘, dass Bauch ist voll und Eierchen leer!“ Das fand ich zum Schießen.

© vvg

Sie sagen, dass man(n) sich mit den Jahren auch optisch verändert.! Darf man dann auch mal zum Beauty-Doc?

Warum denn nicht, wir leben doch in modernen Zeiten; man sollte nur nicht übertreiben. Das Problem ist meist nur, dass manche Leute nicht wissen, wann Schluss ist. Wenn das in einem gesunden Maß stattfindet, warum nicht? Es darf nur nicht zur Sucht werden.

Haben sie Angst vor dem Alter?

Nein, überhaupt nicht. Aber davor, dann nicht mehr mobil zu sein und natürlich, auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Nein, ich finde mich heute mit 51 besser als mit 20.

Wie sie ihre Schwiegermutter mit der japanischen Flagge vergleichen ist ein Brüller – wann setzen sie ihrem Spaß Grenzen?

Das ist eine gute Frage. Ich habe mit meiner Schwiegermutter eine Möglichkeit gefunden, wo ich über das Thema „Jung und Alt im Zusammenleben“ in lustiger Form erzählen kann. Aber ich würde weder über Rassismus, den Tod eines Menschen oder über Behinderte meine Witze machen. Ich gehöre nicht zu denen, die gnadenlos alles ansprechen.

Ich liebe den Song „Schweine sind keine Delphine“ - Was tun sie persönlich für die Umwelt?

Dadurch, dass ich meine Lebensmittel selbst anbaue, muss ich ab dem späten Frühling bis Mitte Herbst nicht viel mit dem Auto Einkaufen fahren. Und wir verwerten eigentlich alles im Haushalt, kompostieren oder verfüttern Reste an die Hühner. Ich bin auch nicht konsumsüchtig und brauche nicht jede Woche neue Klamotten.

Comedy lenkt von den alltäglichen Horrormeldungen ab, was macht ihnen Sorgen?

Niemandem, der aufmerksam und mitfühlend durchs Leben geht, kann nicht egal sein, was momentan auf der Welt passiert.

Da macht mir schon Angst, wie dieses ganze System zusammenbricht, das wir aufgebaut haben. Wir sind so voneinander abhängig. Globalisierung hat zwar ihre Vorteile, aber auch Nachteile. Da ist einmal der Suezkanal verstopft, schon fallen wochenlang Lieferketten aus; dann kommt der Virus und es bricht alles zusammen, weil wir mittlerweile fast alles aus China importieren. Wir diskutieren hier über steigende Energiepreise, dass wir bloß nicht zu viel bezahlen müssen und gleichzeitig sehen wir uns Bilder von Menschen aus der Ukraine an, die gar keinen Strom haben.
Diese Abhängigkeit und die gleichzeitige Gnadenlosigkeit der Menschen, die von dieser Notsituation finanziell profitieren, das macht mir schon Sorge. Die Preise steigen, viele Menschen haben Sorgen und müssen ihr Geld zusammenhalten, ich fühle da sehr mit und denke, wir sollten uns generell alle mehr Verständnis füreinander auf den Zettel schreiben.

In ihrem jüngsten Programm lieben und verfluchen sie das Internet. Überwiegen die Vor- oder die Nachteile?

Das kommt auf den Blickwinkel an: Für Recherchen ist es schon toll. Wenn ich mich mit der mangelnden Intelligenz der Menschen über den Intelligenzquotienten auseinanderzusetze, finde ich das spannend. Studien haben belegt, dass die Intelligenz bis in die 90er Jahre jedes Jahrzehnt angestiegen ist, seitdem aber immer weiter abnimmt. Dafür hätte man früher wochenlang in Bibliotheken suchen müssen. Auch der Kontaktaufbau mit anderen oder das In-Verbindung-Bleiben ist ein großer Vorteil. Ein Nachteil ist die Anonymität. Wie Menschen in dieser vermeintlichen Anonymität ihren niederen Instinkten freien Lauf lassen und in Worte fassen, ist manchmal schon bitter.

Was wünschen sie sich für die Zukunft?

Ich bin nicht so krampfhaft ehrgeizig, dass ich mir irgendwelche Ziele setze. Ich möchte lediglich ein schönes, entspanntes, gutes Leben führen; gesund bleiben und in meinem Beruf immer gut zu tun haben. Das ist bodenständig und ich finde nicht zu vermessen. Das darf ich doch wünschen, oder?

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