Pornos im Gotteshaus Kirche schließt Ausstellung von Rosa von Praunheim
Am 20. Juli eröffnete die evangelische Kulturkirche St. Egidien im Nürnberger Stadtteil Sebald die Ausstellung „Jesus liebt“. Darin zu sehen waren Gemälde des Künstlers Rosa von Praunheim (80), der vor allem als Filmemacher bekannt wurde. Nur fünf Tage nach der Eröffnung wurde die Ausstellung jedoch wieder geschlossen, weil sich zu viele Menschen über die allzu freizügigen Bilder beschwert hatten.
Über die Ausstellung
„Rosa von Praunheim ist wohlbekannt als schwuler Filmemacher und Aktivist der homosexuellen Emanzipationsbewegung. Dass er auch malt, wissen die Wenigsten“, so die Egidien-Kirche bei ihrer Ankündigung. Daher zeige man in Zusammenarbeit mit dem CSD Verein Nürnberg zu den diesjährigen Prideweeks einige Gemälde, „in denen Rosa von Praunheim sich gewohnt pointiert, kritisch und unverblümt mit repressiver Religion, befreiter Sexualität und einem Jesus beschäftigt, der liebt, weil er lebt“.
Vor allem „unverblümt“ waren wohl so einige der Bilder. Sie zeigten laut Bild „teilweise recht eindeutig schwulen Sex“. Drei besonders provokante Gemälde wurden aus Jugendschutzgründen schon vor Ausstellungsbeginn hinter einem Sichtschutz mit Warnhinweis verborgen.
Begründung der Schließung
Auf den Kirchentüren klebt nun ein Zettel von Pfarrer Thomas Zeitler, der erklärt: „Aufgrund der öffentlichen und internen Reaktionen auf unsere Ausstellung treten wir als Gemeinde in einen Prozess der Klärung ein, wie ein produktiver Umgang mit der Situation aussehen könnte. So lange bleibt die Kirche geschlossen.“ Ein Foto der Erklärung veröffentlichte die Kirche zudem auf Facebook.
In einer Pressemitteilung schrieb Martin Brons, der geschäftsführende Pfarrer des Kirchenvorstands: Die Kirche habe die Aufgabe, die „Verletzungen, die einzelne Bilder ausgelöst haben, ernst zu nehmen“. Gleichzeitig müsse eine weltoffene Kulturkirche „gesellschaftspolitisch und religiös herausfordernden künstlerischen Positionen Raum zu geben“. Die Nürnberger Nachrichten lobten jedenfalls den „Mut“ der Egidien-Kirche.
Über die Beschwerden
Laut Joachim Baumgardt, dem Pressesprecher des Dekanats Nürnberg, erreichte die Kirche eine ganze „Flut von Kritik“ auf allen verfügbaren Kanälen: Sowohl in den sozialen Medien, als auch per elektronischer Post und per Telefon. Er vermutete gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass die meisten Protestierenden die Ausstellung gar nicht selbst besucht haben, denn: „Die Personen, die da waren, haben sich eher nicht so kritisch geäußert.“
Die Kritik kam dabei aber nicht nur aus der rechten Ecke. Auch der religionskritische Aktivist Ali Utlu, der selbst schwul ist und ehemals dem Islam angehörte, twitterte: „Schwulen-Pornos in der Kirche, weil man inklusiv und divers sein möchte. Habt ihr den Arsch offen? Ok, bitte nicht antworten.“