Wo bleibt die Entschuldigung? 5.000 ehemalige Mitglieder der britischen Streitkräfte fordern eine Entschuldigung von Premierminister Sunak!
Es ist eines der besonders traurigen Kapitel der britischen Geschichte – homosexuelle Veteranen, die aufgrund ihrer Sexualität aus dem Militärdienst gedrängt worden waren. Nun fordern sie von der britischen Regierung eine Entschuldigung ein!
Militärgefängnis wegen „grober Unanständigkeit“
Die Berichte jener Opfer gleichen sich dabei ein aufs andere Mal: Einer lesbischen Frau war erklärt worden, ihr berufliches Potenzial sei „durch ihre Sexualität“ zu sehr beeinträchtigt, um sie weiter anzustellen. Einem schwulen Armee-Veteranen entließ man fristlos aufgrund von „grober Unanständigkeit“. Andere berichten von quälend langen und intimen Verhören und eigenen Bedenken: „Ich ging nach Hause, setzte mich hin und dachte: Das ist das Ende meiner Karriere! Oder lüge ich weiter und lebe mein Leben als eine Lüge?“ Oftmals landeten viele von ihnen auch zuerst im Militärgefängnis, erlebten dort Angriffe seitens anderer Mithäftlinge, bevor sie schlussendlich unehrenhaft entlassen wurden.
Ein Zeichen der Schande
Es sind viele Einzelschicksale, die jetzt zusammenkommen. Bis zum Jahr 2000 war es im britischen Militär nicht legal, homosexuell zu sein. Von den diskriminierenden Maßnahmen waren rund 20.000 Mitglieder des Militärs betroffen, etwa 5.000 von ihnen leben heute noch – sie fordern jetzt vom aktuellen britischen Premierminister Rishi Sunak eine Entschuldigung. Luke Pollard, Labour-Politiker und Schattenminister der Streitkräfte, erklärte dazu: „LGBTI*-Menschen dienen heute tapfer unserem Land, aber bis zu 20.000 wurden wegen ihrer Sexualität inhaftiert, misshandelt, öffentlich geoutet oder aus den Streitkräften gejagt. Das ist ein Zeichen der Schande.“
Die Situation von Homosexuellen war „völlig inakzeptabel“
Zuvor hatte eine unabhängige Untersuchung, die sogenannte Etherton-Überprüfung, die Auswirkungen des historischen Verbots für homosexuelle Angestellte der Streitkräfte dokumentieren sollen. Bisher wurden die Ergebnisse zwar noch nicht offiziell veröffentlicht, ein Sprecher der Regierung erklärte allerdings gegenüber der BBC bereits vorab, die Behandlung von Homosexuellen in jenen Tagen sei „völlig inakzeptabel“ gewesen.
Einer jener Veteranen ist der Soldat Tony Sargeant aus West Yorkshire, er kam in den 1970er Jahren für 112 Tage wegen Unzucht ins Gefängnis: „Ich wollte ein Leben, auf das ich stolz sein konnte. Ich hatte anfangs keine Ahnung von meiner Sexualität, aber sobald ich mit anderen Männern in Kontakt kam, merkte ich, dass ich mich zu ihnen hingezogen fühlte.“ Mit Blick auf das jetzt erstellte Gutachten sagte er weiter: „Soweit ich weiß, wird in dem Bericht empfohlen, dass sich der Premierminister im Namen des Landes entschuldigt. Es ist nur eine Entschuldigung, aber für mich ist das sehr wichtig und bedeutet mir sehr viel. Menschen wurden entlassen, einfach nur, weil sie waren, wer sie waren.“
Unrecht muss korrigiert werden!
Schattenminister Pollard weiter dazu: „Während wir den Pride feiern, dürfen wir nicht vergessen, dass homosexuelle Veteranen seit Jahrzehnten auf die offizielle Anerkennung ihrer Misshandlungen warten. Die Geschichten, die ich gehört habe, sind herzzerreißend. Existenzen und Häuser gingen verloren, Familienbeziehungen wurden auseinandergerissen, Medaillen und andere Abzeichen wurden ihnen weggenommen. Unzählige andere lebten in der Angst, entdeckt zu werden. Einige wurden sogar in ein Register für Sexualstraftäter eingetragen oder inhaftiert, nur weil sie schwul waren. Wir können die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Aber im Pride-Monat muss sich der Premierminister offiziell entschuldigen, die historische Misshandlung von homosexuellen Veteranen anerkennen und sich verpflichten, ihnen zu helfen, ihr Leben wieder aufzubauen. Als offen schwuler Abgeordneter weiß ich, dass wir die Verantwortung haben, dieses Unrecht zu korrigieren.“