Anschlagsversuch in Wien Verdächtige bestreiten Attentatspläne auf Regenbogenparade.
Am vergangenen Sonntag erschütterten die bekannt gewordenen mutmaßlichen Anschlagspläne auf die Wiener Regenbogenparade tags zuvor mit rund 300.000 Teilnehmern international die LGBTI*-Community. Nach Angaben des österreichischen Staatsschutzes (DSN) sollen zwei Jugendliche und ein junger Erwachsener im Alter von 14, 17 und 20 Jahren ein Attentat mit Fahrzeugen und Messern vorbereitet haben, sie wurden kurz vor der Tat jedoch verhaftet. Politiker des Landes fordern inzwischen eine lückenlose Aufklärung, während die drei Festgenommenen die Anschlagspläne selbst bestreiten.
Mit aller Härte gegen Attentäter vorgehen
Ernst-Dziedzic, Abgeordnete des österreichischen Nationalrates, erklärte dazu: „Statt Angst braucht die Community jetzt volle Aufklärung. Ich fordere volle Transparenz ein, damit man sich ein klares Bild davon machen kann, wie wahrscheinlich so ein Anschlag war.“ Auch im Parlament soll der geplante Anschlag in den kommenden Wochen thematisiert werden. Yannick Shetty, der queer-politische Sprecher der Partei Neos, bekräftigte indes, man dürfe der Radikalisierung und dem Terror „keinen Millimeter Platz lassen und auf keinem Auge blind sein.“
Gefahr von islamistischen Angriffen ernst nehmen
Dabei betonte er auch die Gefahr, die von Angriffen mit islamistischem Hintergrund ausgehen können. Die drei jungen Verdächtigen mit österreichischer Staatsbürgerschaft kommen ursprünglich aus Tschetschenien und Bosnien. Auch Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer meldete sich inzwischen zu Wort; er erklärte, man dürfe „im Kampf gegen Radikale und Extremisten nie nachgeben“ und meinte zudem: „Es sind Gefährder für unsere Demokratie und Sicherheit, gegen die mit aller Härte vorgegangen werden muss.“
Einer der drei Verdächtigen wieder auf freiem Fuß
Der Staatsschutz indes hat inzwischen bekanntgegeben, dass der 20-jährige Verdächtige noch am Sonntag vom Landgericht St. Pölten wieder freigelassen worden war. Es bestehe „kein dringender Tatverdacht“ – die Staatsanwaltschaft hatte diese Entscheidung scharf kritisiert und Beschwerde eingelet. Sein 17-jähriger Bruder, ebenso aus St. Pölten, sowie der 14-jährige Freund aus Wien befinden sich nach wie vor in Untersuchungshaft. Der 17-Jährige soll bereits zuvor wegen der Verbreitung von IS-Propaganda auffällig geworden sein.
Der Staatsschutz wertet derzeit die Waffen und Datenträger aus, die bei der Razzia in den Wohnungen der drei Verdächtigen beschlagnahmt worden waren. Nach wie vor steht für den Staatsschutz fest, dass alle drei Anhänger des Islamischen Staats (IS) sind, alle drei waren bereits über einen längeren Zeitraum überwacht worden. Gegen sie wird wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung sowie einer kriminellen Organisation ermittelt.
Verdächtige bestreiten ernste Absichten
Die drei Verdächtigen selbst bestritten in den ersten Vernehmungen die „Ernsthaftigkeit ihrer Absichten“. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gegenüber der Nachrichtenagentur APA gaben alle drei allerdings zu, an den entsprechenden hasserfüllten Chats teilgenommen zu haben. Während der Staatsschutz davon ausgeht, dass sich die drei Verdächtigen dort online via TikTok und anderen Social-Media-Diensten immer weiter radikalisiert haben, werden andererseits die geordneten Familienverhältnisse ins Feld geführt – die Eltern sollen demnach keine starke religiöse Ausprägung haben.
Alle drei sollen allerdings auch keinem strukturierten Alltag nachgegangen sein, der 14-Jährige besuchte offenbar nur sehr unregelmäßig die Schule, der andere Jugendliche hatte eine Lehre abgebrochen. Dadurch könne eine Radikalisierung über das Internet wahrscheinlicher werden, so Terrorismus-Experten gegenüber APA.