Keine Schwulenwitze mehr Handballer Lucas Krzikalla nach seinem Coming-out
Vor acht Monaten, im Oktober 2022, machte der deutsche Handball-Profi Lucas Krzikalla (29) seine Beziehung zu seinem Freund Chris und damit auch seine Homosexualität öffentlich: „Ich bin schwul, ich habe einen Freund, den ich liebe, und ich bin sehr glücklich darüber“ (SCHWULISSIMO berichtete).
Wollte ein Vorbild sein
Krzikalla spielt in der Position Rechtsaußen für den SC DHfK Leipzig. Seit seinem Coming-out habe sich laut einem Interview mit Bild am Sonntag eigentlich „nichts verändert“, und das sei gut so. Damit meint er, dass die Information „ganz normal aufgenommen“ wurde. In der Umkleide sei alles beim Alten: „Wir gehen ganz normal miteinander um.“ Lediglich den einen oder anderen Schwulenwitz, den es früher einmal gab, verkneifen sich seine Mitspieler nun.
Außerdem fragen den Sportler nun zahlreiche Menschen um Rat: „Die Fragen kommen von Privatpersonen, auch aus dem Breitensport. Das hat meinen Weg dann noch mal bestätigt. Das fand ich sehr schön. Mir haben damals immer die Vorbilder gefehlt. Da wollte ich selbst gern ein Vorbild sein.“
Offenheit im Sport
Krzikalla hatte gehofft, dass die zunehmende Offenheit im Sport durch sein Coming-out „noch bisschen mehr Fahrt aufnimmt“. Jedoch habe auch er selbst damals „meine Zeit gebraucht“ und daher sei ihm klar, dass sich niemand von jetzt auf gleich outen würde. Die Situation werde jedoch „von Jahr zu Jahr besser“.
Während des Gesprächs ging Krzikalla auch auf den tschechischen Fußballer Jakub Jankto von Sparta Prag ein, der seine Homosexualität Anfang des Jahres während seiner aktiven Karriere öffentlich machte: „Das ist noch einmal ein Meilenstein, weil es im Fußball passiert ist. […] Da habe ich die Kommentare bei Instagram gelesen – und da gab es auch viele Negative, die bei mir aber nahezu komplett ausblieben. Es waren vielleicht sechs oder sieben.“
Schwierigkeiten beim Fußball
Krzikalla hat eine Vermutung, warum es Fußball-Profis so schwerfällt, offen zu sein: „Da geht es noch mal um andere Summen als im Handball – die eigentlich für die Sache egal sein sollten. Ich denke sie vielleicht haben auch Angst, keinen Vertrag mehr zu bekommen.“
Außerdem sei die Fankultur eine andere: „Die Zuschauerzahlen sind größer und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch welche darunter sind, die damit nicht einverstanden sind und dass da dumme Kommentare kommen.“ Krzikalla selbst habe irgendwann „eingesehen, dass ein Versteckspiel keinen Sinn macht“. Deswegen rät er queeren Fußballern, sich auf einen „sicheren Background“ zu berufen: Es komme auf Familie und Freundeskreis an und „nicht auf die Fans da draußen“.
Kaum Probleme nach Coming-out
In der Öffentlichkeit traf Krzikalla bislang nicht wirklich auf Probleme. Zu Denken gab ihm nur ein anonymer Brief, der ihn über die Geschäftsstelle seines Vereins erreichte: „Darin wurde ich beschimpft. Mir wurde nahegelegt, dass ich in ein Umerziehungslager gehen oder lieber sterben soll. Das war schon krass und hat mich kurz beschäftigt. Ich habe Anzeige gegen Unbekannt erstattet.“
Späte Erkenntnis
Mit 16 kam Krzikalla für den Sport nach Leipzig. Er wollte alles dafür tun, sich seinen Traum vom Profisport zu erfüllen. Private Angelegenheiten waren ihm damals einfach nicht so wichtig und blieben auf der Strecke. Eine Zeitlang versuchte er es mit Frauen und Männern. „Erst später habe ich deshalb gemerkt, dass es der Mann ist, mit dem ich in einer Beziehung sein möchte“, so Krzikalla. Das habe allerdings einige Zeit gebraucht.