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Kardinal Woelki vor Gericht

Kardinal Woelki vor Gericht Was wusste Woelki über Sex mit einem minderjährigen Sexarbeiter?

ms - 29.03.2023 - 11:00 Uhr
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Rainer Maria Kardinal Woelki sagte gestern vor dem Landgericht Köln aus und bestritt die Vorwürfe, er habe von den sexuellen Kontakten eines Priesters zu einem Minderjährigen gewusst und diesen trotzdem befördert. Die BILD-Zeitung hatte online über den Pfarrer und dem Sex mit einem 16-jährigen Sexarbeiter berichtet. Woelki soll nicht nur von der Gegebenheit informiert gewesen sein, sondern auch gewusst haben, dass die Polizei eindringlich vor dem Pfarrer gewarnt habe, so die Behauptungen. In den Personalakten findet sich dieses Warnschreiben, in dem die Polizei fordert, den Priester in einem Aufgabengebiet ohne jedweden Kontakt mit Jugendlichen einzusetzen.

Gerüchte über Sex mit minderjährigem Sexarbeiter

Woelki selbst bestritt die Vorwürfe, er habe die Personalakte des Pfarrers, den er befördert habe, nicht gekannt, bis heute habe er die Personalakte nicht einmal in Händen gehalten. Darüber gab er auch nach Aufforderung der Gegenseite eine eidesstattliche Versicherung ab. Der Chef des größten deutschen Bistums erklärte weiter, er habe damals nur gerüchteweise von einem lange zurückliegenden und nicht strafbaren sexuellen Kontakt des Priesters mit dem minderjährigen Prostituierten und „weiteren Gerüchten“ gehört. Die BILD-Zeitung sowie der übergeordnete Axel-Springer-Verlag halten ihre Berichterstattung indes weiterhin für rechtlich zulässig.

Unterhosen mit Penis-Motiven

Bereits Anfang März war es zu ersten Befragungen des Kardinals vor dem Landgericht Köln gekommen, nachdem ihn eine ehemalige Sekretärin schwer belastet hatte. Diese frühere Sekretärin von Woelkis Vorgänger, Kardinal Joachim Meisner, hatte erklärt, dem heutigen Erzbischof und damaligen Kölner Weihbischof bereits im Jahr 2010 über Saunabesuche des Priesters mit Messdienern informiert zu haben. Auch habe sie Informationen weitergegeben, die belegen sollen, dass der betreffende Priester während einer Rom-Reise Unterhosen mit Penis-Darstellungen gekauft haben soll.

„Man muss dann auch mal vergeben können…“

Woelki erklärte zu den Vorwürfen, er könne sich an dieses Gespräch nicht erinnern: „Für mich gibt es dieses Gespräch nicht“, so der Kardinal weiter. Zudem erklärte Woelki, niemand habe mit ihm über die Polizeiwarnungen gesprochen und auch eine Zusammenstellung betreffender Dokumente über das Verhalten des Priesters habe er nie gesehen – das bestritt indes ein zweiter Zeuge, der frühere Missbrauchsbeauftragte des Erzbistums Köln, Oliver Vogt. Ferner erklärte der Erzbischof, dass der Vorfall mit dem minderjährigen Sexarbeiter aus dem Jahr 2001 sowieso schon lange zurückliegen würde und der betroffene Priester stets gute Arbeit geleistet habe. „Man muss dann auch mal vergeben können und einen Punkt machen“, so Woelki. Ein kirchenrechtliches Urteil habe zudem ergeben, dass an den Gerüchten nichts dran sei.  

Situation mit Woelki „unerträglich“

Aktuell ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft in einem zweiten Fall wegen des Verdachts einer Falschaussage gegen ihn – auch hier geht es um die Frage, was Woelki über Missbrauchsvorwürfe wusste, in diesem Fall den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz betreffend. Wenig erstaunlich weißt auch hier Woelki alle Vorwürfe zurück. Eine Verfahrensentscheidung wird hier für Ende April erwartet. Zuletzt hatte im November 2022 der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, gegenüber Papst Franziskus erklärt, dass die Situation mit Woelki inzwischen „unerträglich“ sei. Woelki ist indes weiterhin im Amt und gilt als scharfer Kritiker des Synodalen Weges unter Bätzings Führung, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kirche zu erneuern. Woelki lehnt jedwede Reformation strikt ab.   

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