Lügenbaron und Drag-Queen? Shootingstar der homophoben US-Hardliner soll als Drag-Queen unterwegs gewesen sein
Der Fall des gewählten republikanischen Abgeordneten George Santos (34) aus New York wird immer obskurer – inzwischen machen Bilder von ihm als Drag-Queen die Runde. Der Vorzeige-Republikaner, offiziell der erste homosexuelle Kongressabgeordnete der Partei, bestreitet die eindeutigen Bilder.
Lügen und gefälschte Lebensläufe
Mitglieder seiner eigenen Partei fordern von Santos inzwischen seinen Rücktritt, zu sehr hat sich der junge Politiker und einstige Shootingstar der homophoben Hardliner immer wieder in Widersprüche und Lügen verstrickt. Bereit kurz nach den Zwischenwahlen veröffentlichte die New York Times Ende Dezember letzten Jahres einen Enthüllungsbericht, der offenlegte, dass Santos, Sohn brasilianischer Einwanderer, bei seinem Lebenslauf massiv gelogen haben soll. Weder besuchte er offenbar die angegebenen Colleges, noch arbeitete er anscheinend für namhafte Banken wie Goldman Sachs.
Des Weiteren soll Santos wohl auch bei seinem familiären sowie beruflichen Hintergrund mehrfach gelogen haben, sofern es ihm politisch von Nutzen erschien. Auch hatte er erklärt, beim Amoklauf im Gay-Club Pulse, bei dem 49 LGBTI*-Menschen ums Leben gekommen waren, vier enge Mitarbeiter seiner Firma verloren zu haben. Die Recherche der New York Times zeigte indes auf, keines der Opfer hatte jemals für eine Firma von Santos gearbeitet. Kriegs-Veteranen werfen ihm zudem vor, er habe Spendengelder gedacht für den Tierschutz veruntreut.
Politikum um Mehrheitsverhältnisse
Kurzum, nach Angaben der New York Times scheinen so ziemlich alle Angaben des Republikaners erfunden zu sein – mehrere Parteimitglieder fordern deswegen seit einigen Tagen seinen Rücktritt, wenngleich sich die Mehrheit noch immer bedeckt hält. Sollte Santos zurücktreten, käme es in seinem New Yorker Wahlkreis zu Neuwahlen und der Sitz im Repräsentantenhaus könnte dann an die Demokraten gehen, was die hauchdünnen Mehrheitsverhältnisse der Republikaner massiv gefährden würde.
Der homophobe Hardliner als Drag-Queen
Für die LGBTI*-Community dürfte der Fall indes besonders amüsant in den USA sein, denn Santos gilt politisch trotz seiner eigenen Homosexualität als Hardliner. Immer wieder hat er schwulenfeindliche Gesetze unterstützt und sprach sich beispielsweise auch für das LGBTI*-Verbot an Floridas Schulen aus. Nun lacht die Community über die neusten Enthüllungen: Santos soll vor 15 Jahren als Drag-Queen an brasilianischen Schönheitswettbewerben zur “Miss Gay Rio de Janeiro“ mitgemacht haben. Mehrere Zeugenaussagen und Bilder sollen dies nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters eindeutig belegen. Auch sein Künstlername ist bekannt: Kitara Ravache.
Wie lange macht die Partei noch mit?
Wie schon bei den ersten Vorwürfen zu seinem gefälschten Lebenslauf und seinen undurchsichtigen Finanzgeschäften erklärte Santos jetzt einmal mehr, alle Behauptungen seien “kategorisch falsch“. Er wolle sich davon weder ablenken noch beirren lassen. Santos hat offensichtlich viel von seinem erklärten Vorbild Donald Trump gelernt – Fakten sind keine Fakten, solange man sie nicht anerkennt. Die Frage ist nur, wie lange die Republikanische Partei diesem Treiben noch zusieht.