Genderdebatte neu entfacht Immer mehr Bundesländer sprechen sich gegen das Gendern aus
Gleich in zwei weiteren Bundesländern regt sich in diesen Tagen breiter Widerstand gegen das Gendern. In der Hansestadt Hamburg will eine Volksinitiative die Gendersprache im Amtsgebrauch und an Bildungseinrichtungen verbieten lassen, in Baden-Württemberg spricht sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen für genderfreie Schulen aus. Zuvor hatten zuletzt bereits Schleswig-Holstein, Sachsen und Thüringen Genderverbote verabschiedet.
Gendern, eine Propagandasprache?
In Hamburg wurde die Volksinitiative "Schluss mit der Gendersprache in Verwaltung und Bildung" von der Hamburgerin Sabine Mertens, Vorstandsmitglied im Verein Deutsche Sprache, ins Leben gerufen. "Wir wollen die Bürger sprechen lassen, weil uns die Hamburger Verwaltung seit Jahren von oben herab angendert." Begriffe wie "Bürger*innen" seien "Propagandasprache eines radikal queer feministischen Weltbilds", so Mertens weiter. Nach Angaben des NDR arbeitet die Volksinitiative bereits seit mehr als einem Jahr an einem juristisch einwandfreien Abstimmungstext. Ziel ist es, ab Februar Unterschriften zu sammeln, insgesamt werden rund 65.000 Befürworter benötigt, damit die Volksabstimmung dann 2025 bei der Bürgerschaftswahl oder der Bundestagswahl zur Abstimmung kommen kann. Zustimmung kommt seitens der CDU und der FDP, die Hamburger Grünen lehnen die Initiative ab.
Schulleben vereinfachen
Ein sehr ähnliches Bild zeichnet sich in Baden-Württemberg ab. CDU und FDP befürworten die Aussagen des Grünen Ministerpräsidenten Kretschmann und würden sehr gerne ein Gesetz verabschieden, das die Gendersprache an Schulen und in Behörden unterbindet. Zuvor hatte Kretschmann gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärt: "Die Schulen müssen sich an das halten, was der Rat für deutsche Rechtschreibung vorgibt. Sonst haben wir am Ende keine einheitliche Rechtschreibung mehr. Es ist schon schlimm genug, dass so viele unserer Grundschüler nicht lesen können. Man muss es denen nicht noch erschweren, indem man in der Schule Dinge schreibt, die man gar nicht spricht. Es wäre gut, wenn wir insgesamt wieder kreativer mit unserer eigenen Sprache umgehen würden statt mit Doppelpunkt und Unterstrich nicht sprechbare Dinge zu schreiben." Auch mehrere Verbände und Lehrervereine begrüßten die Aussagen des Ministerpräsidenten.
Dauerbrenner Gendern
Immer wieder ist die Gendersprache Ausgangspunkt von Debatten, auch innerhalb der LGBTI*-Community. Der Großteil der Deutschen lehnt das Gendern in der Sprache bis heute ab. Je nach Umfrage sprechen sich zwischen 65 (Welt am Sonntag) und 86 Prozent (MDR) der Bundesbürger quer durch alle Altersgruppen dagegen aus. Auch die Mehrheit aller Parteimitglieder, auch unter den Grünen, will keine Gendersprache. Ursprüngliches Ziel der Gendersprache war eine geschlechtsneutrale Ansprache und die Einbindung von Frauen und LGBTI*-Menschen. Kritiker argumentieren dagegen, dass nebst der Vermischung von Sexus und Genus in der Sprache auch das Kernanliegen obsolet werden würde, weil gerade durch die Verwendung der Gendersprache der Sexus einer Person hervorgehoben und damit nicht gleichwertig behandelt werden würde.