40.000 Impfdosen bis Mitte Juni erwartet Liegt der Impffokus wie in Großbritannien bei schwulen Männern?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht inzwischen davon aus, dass das Affenpocken-Virus bereits vor geraumer Zeit außerhalb von West- und Zentralafrika vorgekommen ist, bisher aber zumeist unentdeckt blieb. Das könnte auch eine Verbreitung jenseits der bisher bekannten Übertragungswege zwischen mehrheitlich schwulen Männern erklären. Die ersten Fälle traten vor rund zwei Wochen in London auf, bevor sich das Virus vor allem in der Gay-Community in Europa verbreitete – bis heute verliefen alle Krankheitsverläufe relativ milde.
Deutsche Aidshilfe, WHO und auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stellten inzwischen klar, dass die Virusinfektion grundsätzlich jeden befallen könne. Zudem erklärte Lauterbach, dass die Bundesrepublik vorsorglich bereits 40.000 Dosen eines Impfstoffes bestellt habe, der in hohem Maß gegen die Affenpocken helfen soll – die Medikamente sollen in den ersten beiden Juniwochen in Deutschland eintreffen. In einer zweiten Lieferung sollen dann weitere 200.000 Einheiten kommen.
Lauterbach im Bericht aus Berlin dazu weiter: "Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Impfstoff gegen Affenpocken. Der Impfstoff ist aber bestellt. Der Vertrag liegt vor, von mir gezeichnet. Wir warten auf die Antwort des Unternehmens, aber ich gehe davon aus, dass wir diesen Impfstoff bald haben werden."
Das Gesundheitsministerium will vorbereitet sein und plant derzeit deswegen den möglichen Einsatz des Vakzins Imvanex, welches in den Vereinigten Staaten bereits gegen Affenpocken zugelassen ist. Imvanex ist zwar hierzulande bislang nur gegen Menschenpocken zugelassen, Experten gehen aber auch von einer guten Wirksamkeit bei Affenpocken aus.
Ebenso wird aktuell ein Impfkonzept erarbeitet, um festzulegen, wer als erstes geimpft werden soll, um die weitere Ausbreitung der Virusinfektion baldmöglichst zu beenden. Noch einmal betonte Lauterbach dabei auch, dass es sich nicht um eine Pandemie handle. Zuvor hatte er zudem bekräftigt, dass eine Stigmatisierung von homosexuellen Männern verhindert werden müsse, die bisher mehrheitlich an Affenpocken erkrankt sind. Eine Impfung für die breite Bevölkerung wird es nach Expertenangaben nicht geben, wie auch der Epidemiologe Gérard Krause vom Science Media Center (SMC) gegenüber dem Merkur bestätigte: „Die Impfung wird hier, soweit derzeit absehbar, immer nur eine Einzelfallentscheidung sein. Das ist sicherlich keine Sache, die sozusagen generell von der Stiko empfohlen und dann in der Breite angeboten werden wird.“
Die britische Gesundheitsbehörde hatte bereits letzte Woche damit begonnen, in erster Linie schwule Männer mit möglichen Kontaktfällen zu impfen. Laut WHO habe die Mehrheit der bisher gemeldeten Fälle außerhalb Afrikas keine nachweisliche Reiseverbindung zu einem endemischen Gebiet. Bis Ende Mai gab es laut WHO rund 300 bestätigte Fälle und mehr als hundert weitere Verdachtsfälle in 23 Staaten außerhalb von Afrika.
Notiz am Rande: Ex-Präsident Donald Trump nutzte die aktuelle Situation abermals für die Stärkung seiner eigenen Politik: Nachdem er erneut erklärt hatte, dass Covid-19 eine “gefälschte Krankheit“ sei, erklärte er nun, auch bei den Affenpocken ging es nur darum, Geld zu verdienen.