Loulou Blue vom Karneval zur Travestie
Loulou Blue alias Marcel End ist 26 Jahre jung, in Neukirchen im Saarland geboren. Marcel wohnt seit ca. acht Jahren in Köln, wo er die Ausbildung als Maskenbildner bei Bernd Bauer in der Maske absolvierte. Seit sechs Jahren ist er in einer festen Beziehung mit einem Franzosen, mit dem er auch zusammenwohnt.
Wie kamst du auf den Namen Loulou Blue?
Durch das gleichnamige Parfum von Cacharel; da hat mir sowohl die Werbung als auch der Name gut gefallen.
Woraus bestand der Reiz an der Verwandlung vom Mann zur Beauty-Queen?
Ich bin Ästhet und mich fasziniert letztendlich das schöne und ausdrucksstarke Endprodukt. Mich interessiert der Weg dahin, die Verwandlung an sich und wenn jemand schön und perfekt aussieht und nicht mehr auf den ersten Blick zu erkennen ist.
Wo konnte man dich bisher „on Stage“ als Loulou Blue antreffen und bewundern?
Ich habe zweieinhalb Jahre jede Woche donnerstags bis sonntags im Kölner Star Treff gearbeitet. Dort entstand auch der Name Loulou Blue. Marcia sprach mich an, ob ich Lust hätte, da mitzumachen. Die Voraussetzungen dafür hatte ich: Einerseits beherrschte ich das Schminken, andererseits kannte ich mich im Bereich Tanz aus, der ja zu den Shows automatisch dazugehört. Ich war Mitglied in der gemischten Tanzgruppe TSV Landau/Pfalz und habe dort als Mann das Funken-Mariechen gestemmt. Übrigens waren wir zwei Jahre Deutscher Meister.
„Lulu“ ist ein sehr bekanntes Bühnenstück von Frank Wedekind, bei dem die Männer reihenweise der Hauptfigur verfallen. Werden die Männer bei deinen Auftritten nicht auch crazy?
Es ist schon des Öfteren passiert, dass ich angemacht wurde. Aber das kann ich gut ignorieren. Ich werde ja schließlich für meine Auftritte als Gogo-Tänzerin gebucht; außerdem habe ich ja einen Partner.
Siehst du dich als Bühnenmensch oder eher als Drag-Queen?
Eine Drag-Queen tanzt nicht unbedingt auf einer Bühne, sondern das kann auch eine Person sein, die sich nur bunt anmalt. Ich sehe mich mehr als Bühnenmensch, alleine schon wegen meiner Garderobe, die ich übrigens komplett selber anfertige. Das habe ich zwar nicht gelernt, mir aber in den letzten Jahren autodidaktisch beigebracht. Mittlerweile besitze ich sogar einen Fundus von fast 50 Kostümen und noch mehr Perücken.
Du hast die Lust zur Verwandlung zu deinem Beruf gemacht? Was war zuerst da: der Wunsch das Handwerk eines Make-up-Artist zu erlernen oder das eigene Aussehen zu verändern?
Ich habe ja zunächst drei Jahre lang eine Frisörlehre gemacht, danach in Köln die Ausbildung als Visagist bei Bernd Bauer. Es folgten die Ausbildung zum Maskenbildner und der Meister als Spezialist für Haarfarben. Alles Weitere hat sich dann aus Spaß weiterentwickelt: Zuerst begann es nicht sonderlich aufregend im Karneval. Im Star-Treff war es schon eine schöne Zeit, vor allem weil ich da auch tanzen konnte.
Du bist ein Multitalent: Du schminkst, schneidest Haare, knüpfst Perücken, nähst deine Garderobe und kannst tanzen. Deine Arbeit beim bekannten Make-up-Künstler Bernd Bauer in „Die Maske“ ist ja keine Arbeit, sondern eher Kunst. Wie sieht so ein Arbeitstag aus?
Einen normalen, typischen Arbeitstag gibt es bei mir gar nicht, weil jeder Tag anders aussieht. Ich habe eine Festanstellung bei Bernd in der Maske, arbeite aber gleichzeitig als Selbständiger. Ich bin deutschlandweit für Make-up-Beratungen unterwegs, unterrichte an der Akademie oder schneide ganz einfach im Shop Haare. Am 6. November und im nächsten Jahr am 29. Januar zeige ich im Travestie-Make-Up-Workshop die Transformation vom Mann zur Frau. Da gibt es sicher einige Leser, die sich dafür interessieren. Ich habe also sehr abwechslungsreiche Arbeitstage.
Welche Fähigkeiten sollte man in so einem Beruf haben?
Man sollte auf jeden Fall ein Gespür für Farben und Formen sowie ein gewisses handwerkliches Geschick haben. Man kann zwar viel dazulernen, aber es ist nicht verkehrt, wenn man Begabung und Interesse dafür besitzt.
Du hast den Meister aller Meister zum Meister – sprich Chef. Was schätzt du an ihm?
Bernd ist total nett und superhilfsbereit. Zu ihm kann man jederzeit gehen, wenn man irgendetwas braucht oder nicht weiß. Er erklärt und zeigt einem alles, wenn es sein muss auch hundert Mal. Bernd ist eine sehr kreative Person, die viele super Ideen hat und diese auch umsetzt.
Du bist vom 19. bis zum 25. September auf der Photokina…
…Wo ich Modelle schminke. Es können aber auch Besucher an unseren Stand kommen und sich dort schminken lassen. Es gibt eine Fotoecke, wo man das Ergebnis fotografisch für die Ewigkeit festhalten und mitnehmen kann. Ich schminke mich selbst auch an zwei Tagen und es werden einige Outfits von mir ausgestellt.
Und es gibt ein Projekt, das mit dir und Fotos zu tun hat.
Es gibt zwei oder drei Fotos an unserem Stand und eine komplette Ausstellung, die während der Fotokina in der Galerie der Maske „Galerie N 18“ zu sehen ist. Die präsentierten Fotografien der Kölner Fotografen VVG zeigen die Verwandelbarkeit einer Person – MARCEL in der Rolle von LOULOU Blue. Die Vernissage ist am 16. September ab 19:00 Uhr. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, im Rahmen der Ausstellung am 24. September an einem 4-Gänge-Menü teilzunehmen. Und zwischen den Gängen gibt es noch eine Überraschung. (Info unter FB: Kunst und Essen)
Dann wünschen wir dir viel Spaß auf der Photokina, bei deiner Arbeit als Maskenbildner und deinen Auftritten auf der Sexy.
Danke! Es wird demnächst, wenn ich das verraten darf, eine weitere neue Party geben, die GYM, bei der ich auch auftreten werde.
Wofür stehen die drei Buchstaben?
Es ist die Abkürzung für „Get Your Man“ und verspricht eine Menge Spaß.
Na denn: GYM – soll heißen „Grüße deinen Mann!“
Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Loulou Blue im August 2016 geführt.