Alina Songs, die unter die Haut gehen
Alina macht Pop mit Seltenheitswert. Sie singt ihre Songs mit gnadenloser Offenheit und thematisiert ihre eigene Verletzlichkeit. Jedes ihrer Lieder verursacht Gänsehaut und das nicht nur mit ihren grandiosen Texten. Nein, es ist vielmehr eine Kombination ihrer Verletzlichkeit und der starken Frau, die diese durch ihre Stimme zum Ausdruck bringt. Denn diese Stimme hat durch ihre einzigartige Klangfarbe, Wiedererkennungswert.
Ihr leidenschaftliches Debüt-Album „Die Einzige“ erscheint am 20.10.17. Die Single „Nie vergessen“ ist schon jetzt zu haben.
Warum singst du deine Songs auf Deutsch und nicht auf Englisch?
Früher habe ich ganz viel in Englisch gesungen, aber vor sechs Jahren bei meinem ersten Song „Kind sein“ habe ich gemerkt, dass ich in meiner Muttersprache singen möchte. Das verbindet die Worte so viel besser mit meiner Seele. Ich liebe Englisch, aber hier fehlen mir die letzten Prozente um die Worte auch zu fühlen, die ich verfasse.
Was hat dich zur Musik gebracht? Wer hat dich inspiriert, deinen musikalischen Weg zu gehen?
Das waren die Diven der 90er Jahre. Mariah Carey und Whitney Houston. Mariah schreibt ihre Texte selbst, da stimmt das Gesamtpaket. Sie ist eine selbstständige Künstlerin, deshalb hat sie mich wohl mehr beeinflusst, als die anderen. Als junges Mädchen habe ich „Alexandra“-Platten bei meinen Eltern gefunden. Da habe ich mich in ihre Stimme und ihre Texte verliebt. Später waren es Künstlerinnen wie Amy Winehouse, Adele oder Lana Del Rey, weil sie starke Frauen sind, ihre Meinung sagen und auch mal anecken.
Ja tatsächlich hast du auch etwas Ähnlichkeit mit Adele. Sowohl optisch als auch stimmlich.
Sie ist eine tolle Künstlerin und eine starke Frau. Der Vergleich mit ihr schmeichelt mir natürlich. Aber, wenn ich ehrlich bin, höre ich das nicht zum ersten Mal.
Gab es in der Entstehungsphase deines Albums Momente, in denen du gezweifelt hast, ob das der richtige Weg ist? Und wie hast du diese Momente überwunden?
Ja, auf jeden Fall. Immer wieder regelmäßig. Einem Produzenten gefiel vor ein paar Jahren die Retroseite an mir. Er wollte dann eine zweite Hildegard Knef aus mir machen. Aber ich wollte immer ich selbst sein und mein Album sollte mich und meinen Stil verkörpern. Es gab Momente, in denen mir einfach die Kraft ausging, ich hatte gesundheitliche Probleme und Leute haben ihre Versprechen mir gegenüber nicht gehalten. In solchen Zeiten, sind Menschen, die dich schätzen schwer zu finden. Aber ich wollte weitermachen wegen meiner Liebe zur Musik. Das war einfach stärker, als alles andere. Auf der Bühne fühle ich mich mit den Menschen so krass verbunden und das durch meine Musik. Der Applaus lässt einem keine andere Wahl, als weiter zu machen. Trotz aller Überforderung und Selbstzweifeln habe ich die Kraft mit Menschen durch meine Musik zu kommunizieren und das ist meine große Gabe.
Welcher ist dein Lieblingssong auf deinem Album? Welches Lied liegt dir besonders am Herzen und warum?
Eigentlich liebe ich alle. Alles ist handerlesen. Ich habe wirklich viele Lieder geschrieben, in den letzten sechs Jahren und das ist so die Essenz aus allen Liedern. Also waren alle Lieder, die auf die Platte gekommen sind, Lieblingslieder. Es wechselt auch immer mal. Und es gibt natürlich auch Songs, die mich auf der emotionalen Ebene krasser berühren, das heißt aber nicht, dass die anderen Lieder mich auf einer anderen Ebene nicht packen können. „Die Einzige“ war das letzte Lied von diesem Album, das ich geschrieben habe. Deshalb berührt es mich immer noch am stärksten. Es tut auch beim Singen und Hören immer wieder weh. Aber auch „Worte sind Mörder“ liebe ich sehr. Das ist mehr so der Underdog, bei dem ich mich aber musikalisch total ausleben kann.
Was ist in den kommenden Wochen geplant? Wo werden wir dich sehen können?
Wir haben gerade meine erste Tour in den Ticket-Verkauf gegeben. Im November sind es vier Termine. Berlin, Hamburg, München und Köln sind dabei. Ich freue mich schon total endlich mit dem Album auf Tour zu gehen und mit den Leuten meine Musik zu genießen. Ein paar TV-Termine sind in nächster Zeit auch dabei.
Woher nimmst du den Mut, Songs, die deine eigene Verletzlichkeit thematisieren, mit gnadenloser Offenheit zu schreiben und zu singen?
Manchmal frage ich mich das selbst auch. Das war eine Reise für mich. Auf der einen Seite gibt es diese großen musikalischen Inspirationsquellen und in diesem Fall war es eben auch eine Amy Winehouse oder auch eine Adele, die sehr ehrlich und transparent in ihren Texten sind. Diese Künstlerinnen haben es mir vorgelebt und mich inspiriert. Dann waren es aber auch meine Verlegerin und eine Mentorin, die mich darin bestärkt haben, auch den Schmerz zu thematisieren und einfach ehrlich zu sein. Dann habe ich mich getraut und auch gemerkt, dass es mir menschlich total gut tut, weil es wirklich eine Art Therapie ist. Musik heilt mich.
Möchtest du den Lesern noch etwas sagen?
Kauft meine Platte. Man sollte keine Angst vor Dingen haben, sondern sie einfach machen und an sich selbst glauben. Das ist auch das, was mich getragen hat. Meine Geschichte ist für mich der Beweis, dass Lebensträume wahr werden können.
Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Alina im Oktober 2017 geführt.