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30 Jahre Hein&Fiete

30 Jahre Hein&Fiete Vom Infoladen zum Checkpoint

km - 21.08.2020 - 18:00 Uhr

30 Jahre lang gibt es Hein&Fiete, welche mit Verhältnisprävention, zielgerichtet in der Community arbeitet. Über 90 ehrenamtliche Mitarbeiter, informieren die Szene und sorgen für Prävention und Tests. Im Interview mit SCHWULISSIMO spricht Marc Grenz, Geschäftsführer des Checkpoints, wie alles begann und was die großen Erfolge waren.
 

Wie fing das damals an?
Man hat Hein&Fiete gegründet, um mit einem Infoladen die Gruppe der bisexuellen und schwulen Männer gezielt über HIV und AIDS aufzuklären. Zusätzlich nutzte man eine Safety-Crew, die in die Szene ging, um auf diese Thematik aufmerksam zu machen. Das passiert auch heute noch, bloß der Test ist mehr in den Vordergrund gerückt und damit haben wir uns auch zum Checkpoint umbenannt. Dabei war und ist Hein&Fiete schon immer ein ehrenamtliches Projekt.

Wie hat sich der Umgang mit der Thematik Prävention gesellschaftlich, wie politisch in den letzten 30 Jahren verändert?
Zum einen gibt es einen medizinischen Fortschritt, dass HIV inzwischen behandelt werden kann und AIDS weniger ausbricht. D.h. es sterben auch weniger Menschen an AIDS, worauf sich die Prävention auch verändert hat. Wir klären über HIV und AIDS, sowie auch verstärkt über sexuell übertragbare Infektion auf, weil diese eine HIV Erkrankung begünstigen können.
Testungen von STIs und HIV sind deshalb in den Vordergrund gerückt. Gesellschaftlich ist die Stigmatisierung weiterhin ein großes Thema, gegen das wir ankämpfen. Denn trotz der Behandelbarkeit erfahren Menschen mit HIV-positiv-Status immer noch Diskriminierung. Das Beenden der Stigmatisierung ist somit auch Teil unserer Präventionsarbeit, da Menschen, die diskriminiert werden, es schwerer haben, sich zu schützen bzw. lassen sich weniger testen.
In unserem Konzept ist außerdem niedergeschrieben, die Lebenswelten unserer Zielgruppe in den Fokus zu nehmen. So waren es früher noch bisexuelle und schwule Männer, die Sex mit Männern haben. Inzwischen hat sich rausgestellt, dass es auch Männer gibt, die Sex mit anderen Männern haben, sich aber mit keine der beiden Bezeichnungen identifizieren. Deswegen sagen wir, Männer die Sex mit Männern haben.

Was waren die Highlights der letzten 30 Jahre?
Dass es uns gelungen ist, ein kostenloses Testangebot für HIV und die anderen STIs zu etablieren. Es wird von der Community so gut aufgenommen und so konnten wir über 20 Prozent der HIV-Infektionen, bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM),über das Projekt Hein&Fiete aufdecken. In den letzten zehn Jahren haben wir unsere Zahle, mit denen des Robert-Koch-Institutes verglichen und so unsere Zahlen ermitteln. 20 Prozent ist ein wirklich guter Wert, dafür das wir nur zweimal die Woche testen. Das zeigt das wir zielgerichtet arbeiten. Darüber hinaus konnten wir jedes Jahr einen Zuwachs von ca. 25% an HIV/STI-Testungen verbuchen und stoßen damit mittlerweile an unsere Kapazitätsgrenzen. Außerdem haben wir in Zusammenarbeit mit der PrEP-Kooperation das PrEP Check-Heft erarbeitet. Die Arbeit mit PrEP und das Etablieren eines Angebotes für unsere Zielgruppen war definitiv ein Meilenstein in unserer Arbeit.

Geschäftsführer Marc Grenz

Wie habt ihr die Folgen von Corona bisher überstanden?
Erstmal sind wir froh, dass wir ein Testangebot trotz Lockdown schaffen konnten. Mit dem Pilotprojekt kann sich jeder Zuhause selbst auf HIV/STI Testen und die Proben dann an ein Labor senden. Die Ergebnisse bekommt man dann über uns.  Das wurde möglich durch die Kooperation mit der Deutschen Aidshilfe. Inzwischen können wir auch wieder im Checkpoint testen, allerdings nur mit Termin. Aber unsere Safety-Crewist gerade mit der Aktion „Trotz(t) Corona“ unterwegs, um auf die Läden in der Szene aufmerksam zu machen, die wieder geöffnet sind. Uns fehlen natürlich die Spendengelder, auf die wir angewiesen sind. Es wird dieses Jahr ein bisschen knapp – aber Hein&Fiete ist nicht in Gefahr.

Was sind die Ziele in den nächsten 30 Jahren?
Wir verstehen uns weiter als Vermittler zwischen unserer Zielgruppe und dem medizinischen System, weil HIV/STI-Prävention eben sehr medizinisch geworden ist. Dabei ist es wichtig nicht die Lebensverhältnisse und alle anderen Themen der Community aus dem Blick zu verlieren. Wir müssen weiter in der Szene vernetzt und verbunden sein – Verhältnisprävention ist und bleibt das A. und O einer erfolgreichen Prävention. So starten wir immer neue Projekte. Wir erfinden dabei die Prävention nicht neu, aber wir entwickeln die Prävention dahin, was unsere Zielgruppe braucht und was es medizinisch oder allgemein an neuen Erkenntnissen gibt. 

 

Spenden an das Spendenkonto:
Hein&Fiete
Spendenkonto Haspa
IBAN DE47200505501282136165
BIC HASPDEHHXXX
Träger: Prävention e.V

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