Arctic Pride in Norwegen Tausende feierten neun Tage lang besonderes Jubiläum
Der nördlichste CSD der Welt und das neuntägige Pride-Festival sind heute zu Ende gegangen – mehrere tausend Menschen feierten das zehnjährige Jubiläum des Arctic Prides im norwegischen Tromsø. Eine gute Woche lang feierte die Community in der Kleinstadt mit rund 80.000 Einwohnern etwa 344 Kilometer nördlich des Polarkreises die Rechte und die Akzeptanz von LGBTIQ+-Menschen.
75 Jahre Kampf um Gleichberechtigung
Norwegen gilt bis heute als eines der weltweit fortschrittlichsten Länder, wenn es um LGBTIQ+ geht. Im Jahr 1972 wurde Homosexualität im Land entkriminalisiert, zuvor waren sexuelle Handlungen zwischen schwulen Männern strafbar – bei lesbischen Frauen hingegen nicht. Im Jahr 1950 entstand die erste schwul-lesbische Organisation für die Rechte von Homosexuellen. Nach Ende des Strafparagrafen 213 wurden vor allem schwule Männer mit Ausbreitung von HIV erneut stigmatisiert. 1981 kam das weltweit erste Antidiskriminierungsgesetz, das seitdem Ungleichbehandlung aufgrund der sexuellen Orientierung verbietet.
1993 schließlich wurde dann mit knapper Mehrheit ein erstes Lebenspartnerschaftsgesetz mit vielen Einschränkungen verabschiedet, Norwegen war dabei nach Dänemark das zweite Land weltweit, das dies ermöglichte. Im Jahr 2009 schließlich folgte die Eheöffnung für homosexuelle Paare inklusive allen Rechten wie beispielsweise der Adoption von Kindern. Im Laufe der Jahre reformierte sich auch die Norwegische Kirche, die inzwischen ebenso gestattet, schwule und lesbische Paare kirchlich zu vermählen.
Vielfältiges Programm für zehn Tage
Norwegen hat also viel zu feiern und viel zu bewahren – seit dem 10. November gab es dazu in Tromsø die Möglichkeit bei über 135 LGBTIQ+-Veranstaltungen, darunter queere Quiz-Abende und Tanzkurse, Filmvorführungen, Live-Talkrunden mit Persönlichkeiten aus der Community sowie Workshops und Diskussionsrunden, Crash-Kurse zum Thema sexuelle Gesundheit, Speed-Dating und queere norwegische Kochkurse – und darüber hinaus Fetisch-Abende, Open-Mic-Events, Seminare über queere Rechte und lange Clubnächte und viele Sauna-Treffen.
Wärme im Herzen an kalten Wintertagen
Das Team des Arctic Pride betonte zum zehnjährigen Jubiläum: „Es ist etwas sehr Besonderes im ätherischen Schein der Mitternachtssonne umgeben von der lebendigen Vielfalt den Arctic Pride zu feiern. Unser faszinierendes Fest verwandelt das ´Tor zur Arktis´ einmal im Jahr in einen schillernden Mittelpunkt der Inklusivität, des künstlerischen Ausdrucks und des unbeugsamen Geistes der LGBTIQ+-Community im hohen Norden. Hier kommen Tausende von Feiernde aus aller Welt zusammen, um Liebe, Vielfalt und die unbestreitbare Magie der Arktis unter dem faszinierenden Licht der Aurora Borealis zu feiern.“
Höhepunkt in diesem Jahr war einmal mehr die Northern Lights Parade, bei der die Pride-Teilnehmer unter den tanzenden Farben der Nordlichter am Himmel den nördlichsten CSD der Welt feierten und durch die Innenstadt zogen. „Wir zelebrieren die Vielfalt bei 69 Grad Nord. Gemeinsam feiern wir die Menschenwürde und haben große Freude daran, in einer kalten Winterwoche so viel Wärme zu schaffen“, so ein Sprecher des Prides abschließend.