Innere Einkehr bei Lukas Gage Der schwule US-Schauspieler spricht offen über sein altes Leben
Der US-Schauspieler Lukas Gage (30) ist in Deutschland vor allem durch seine Rollen in „You“, „The White Lotus“, „Euphoria“ sowie „Love, Victor“ und der Serienadaption „Dead Boy Detectives“ bekannt, zuletzt überzeugte er im Kino-Thriller „Companion – Die perfekte Begleitung“ als schwuler Begleitroboter. International für Schlagzeilen sorgte Gage 2023 mit seiner Kurzzeit-Hochzeit mit dem Promi-Friseur Chris Appleton. Wie es dazu wirklich gekommen ist, hat der 30-Jährige jetzt verraten.
Jahrelange Angriffe bei Social Media
Der medienträchtigen Hochzeit 2023 in Las Vegas waren jahrelange Angriffe auf seine Person vorausgegangen, immer wieder kam es zu heftigen Queerbaiting-Vorwürfen über seine Homosexualität, die angeblich nur erfunden sei, um queere Rollen in Hollywood zu bekommen. „Man warf mir abwechselnd vor, ich hätte meine Homosexualität zu lange verborgen oder ich hätte Rollen von anderen queeren Menschen übernommen, die sie eigentlich verdient hätten“, so Gage. Online hatte er sich mit Statements wie „Ihr kennt mein Alphabet nicht“ gewehrt.
Irgendwann habe er genug von den ständigen Vorwürfen gehabt, die Hochzeit sei so kurzentschlossen ein „Akt der Auflehnung“ gewesen. Das Paar hatte nach kurzer Kennenlernphase im April 2023 geheiratet in einer Zeremonie, die von Kim Kardashian geleitet und auch in der vierten Staffel von „The Kardashians“ ausgestrahlt wurde, und sich dann sechs Monate später noch im selben Jahr wieder getrennt. Im Juni 2024 wurde die Scheidung dann offiziell vollzogen.
Neustart nach Troll-Attacken
Inzwischen hat sich der Schauspieler von den digitalen Attacken distanziert und kann selbstbewusster auf die Zeit von vor zwei Jahren zurückblicken. „Mit meiner sehr öffentlichen Beziehung habe ich in gewisser Weise rebelliert, weil ich mich von den Leuten beobachtet fühlte. Ich dachte, ich müsste laut und immer lauter über meine Beziehung sprechen – bis zum Überdruss. Ich habe mich von einem sehr ruhigen und zurückgezogenen Menschen zu einem lauten und übermäßig offenen Menschen gewandelt, weil mich diese Trolle im Internet so sehr beeinflusst haben.“
Nach dem Ende der Hochzeit folgte dann die Selbstreflektion und eine Therapie – beides habe ihm geholfen, sein impulsives Verhalten und seine hypermanischen Episoden besser in den Griff zu bekommen, so Gage im Podcast „Not Skinny But Not Fat“. Der Leidensweg indes begann bereits viel früher, wie Gage auch in seinen Memoiren „I Wrote This For Attention“ verarbeitet hat.
Flucht in Fantasiewelten
Als Kind in einer schwierigen suchtkranken Familie in San Diego aufgewachsen, dachte er sich immerzu Geschichten aus, in denen er angeblich ein Pferd besaß oder Gewinner von American Idol war. „Ich glaube, es war eine Art Selbstschutzmechanismus, mit dem ich die Wahrheit über das, was vor sich ging, ausblenden wollte, und angesichts einiger der dunkleren Dinge, mit denen ich zu Hause zu kämpfen hatte, wollte ich die Geschichte für mich selbst irgendwie umschreiben – sei es, um mein Leben spannender und glamouröser erscheinen zu lassen, oder um so zu tun, als wäre meine Familie eine perfekte Einheit und als wäre alles in Ordnung.“ Als Teenager geriet er in Konflikte mit dem Gesetz, die Eltern steckten ihn mehrfach daraufhin in Erziehungscamps – irgendwann kam dann sein Coming-Out und der Einstieg in die Filmbranche.
„Ich denke, wir alle müssen Verantwortung für unsere Fehler übernehmen, für unsere Unzulänglichkeiten oder dafür, dass wir ein schlechter Partner, ein schlechter Freund oder ein schlechtes Familienmitglied waren. Und ich glaube nicht, dass irgendjemand nur schlecht ist. Niemand ist nur gut oder schlecht, jeder ist beides. Darin liegt eine besondere Lektion: zu akzeptieren, dass man manchmal ein Arschloch sein kann, anzuerkennen, dass man nicht immer das Opfer ist und dass man auch in der Lage ist, Menschen zu verletzen. Das ist wichtig, wenn man sich in der Welt bewegt“, so Gage heute nachdenklich.
Bereit für neuen Herzschmerz
Auch in der Liebe habe der 30-Jährige dabei durchaus einige „Arschlöcher“ kennengelernt, sei aber mitunter auch selbst eines gewesen. Trotzdem beteuerte der Schauspieler abschließend: „Ich würde lieber hundertmal hinfallen und mir das Herz brechen lassen, als es nie zu erleben und mich davor zu schützen. Ich glaube, Herzen sind dazu bestimmt, gebrochen zu werden, und man sollte sich nicht davor schützen, weitere Herzschmerzen zu erleben, nur weil man schon einmal damit zu tun hatte. Ich kann es kaum erwarten, wieder ein gebrochenes Herz zu haben! Ehrlich, das meine ich so!“