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Aufruf zum Massenmord

Aufruf zum Massenmord Eine "Kugel in den Hinterkopf" löse das Problem mit den Homosexuellen, predigten Pastoren in den USA

ms - 08.07.2025 - 16:00 Uhr
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Erneut sorgt eine homophob-christliche Glaubensgemeinschaft in den USA international für Schlagzeilen – dieses Mal allerdings durch besonders extreme Aussagen. Der Kirchenführer der Sure Foundation Baptist Church sowie einige seiner Priester forderten dazu auf, homosexuelle Männer zu erschießen. 

Kopfschuss als Lösungsangebot 

Die Glaubensgemeinschaft mit Hauptsitz in Indianapolis hat Niederlassungen sowohl an der Ost- wie auch an der Westküste der USA und auch in Großbritannien. Sie ist zwar eigenständig, gehört aber zum Verbund der Southern Baptist Convention (SBC) mit über 13 Millionen Mitgliedern in mehr als 47.000 Gemeinden. In einer Predigt von letzter Woche erklärte Pastor Stephen Falco: „Es gibt nichts Gutes daran, stolz darauf zu sein, eine Schwuchtel zu sein. Du solltest dir selbst eine Kugel in den Hinterkopf jagen. Du bist so ekelhaft.“ Eine von mehreren Äußerungen, die sich gezielt gegen Schwule richteten. 

Mittels YouTube gelangte der Mitschnitt in die Welt – und sorgte sowohl für Zustimmung wie auch Kritik. Mehrere Radiosender übernahmen die Predigt und strahlten sie im US-Bundesstaat aus. Falco legte daraufhin nach und sagte: „Warum ich Sodomiten hasse? Warum ich Schwuchteln hasse? Weil sie Kinder angreifen, sie sind hinter euren Kindern her, sie greifen sie heute in Schulen an, und nicht nur in Schulen, sondern auch an öffentlichen Orten, und sie sind stolz darauf! Betet die Schwulen weg!“ 

Sehnsucht nach der Prügelstrafe 

Nach Ansicht des Pastors würden Menschen homosexuell, weil ihnen ein Mangel an Disziplin und körperliche Bestrafung fehle, dadurch sei der moralische Verfall über die Gesellschaft gekommen. Er bedauere sehr, dass das Schlagen von Kindern in der amerikanischen Kultur verloren gegangen sei, so Falco. 

Dem schloss sich inzwischen ein zweiter Prediger namens „Bruder Wayne“ an. Er ergänzte mit Blick auf schwule Männer: „Ich denke, sie sollten hingerichtet werden. Weißt du was, ich gehe sogar noch weiter. Ich denke, sie sollten zuerst in der Öffentlichkeit verprügelt werden für all ihre kranken und verrückten Dinge, die sie unseren Schulen, unserer Regierung, unseren Institutionen und unseren Kirchen antun. Diese Leute sollten verprügelt und in den Schlamm gestampft werden, und dann sollte man eine Waffe nehmen und ihnen den Hinterkopf wegblasen.“

Mordaufruf ohne Konsequenzen? 

Die Frage aller Fragen ist dabei: Blieben die Aufforderungen zum Mord ohne Konsequenzen? Nicht ganz. Die christliche Bürgerrechtsgruppe Concerned Clergy of Indianapolis erklärte: „Solche Botschaften sind nicht nur theologisch unverantwortlich, sondern auch seelsorgerisch gefährlich. Die Kanzel darf niemals als Waffe benutzt werden, um Menschen zu entmenschlichen, zu isolieren oder Angst zu schüren.“ Und die queere Organisation Equality Indiana bezeichnete die Predigt als „aufrührerisch und extremistisch“. Die Regierung indes griff bisher nicht ein, angesichts der Religionsfreiheit als hohes Gut der amerikanischen Rechtsprechung. 

Schlussendlich äußerte sich auch der Kirchenleiter Justin Zhong zu seinen homophoben Pastoren, die zur Tötung von Schwulen aufgerufen hatten. Reue oder eine Entschuldigung? Nicht direkt: „Die Bibel ist kristallklar, dass Sodomiten – Homosexuelle – die Todesstrafe verdienen, die von einer Regierung vollstreckt wird, die sich tatsächlich um das Gesetz Gottes kümmert. Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass wir das Wort Gottes predigen. Wir sollten für ihren Tod beten. Wir scheren uns nicht darum, was die Welt, die Kultur oder die Medien denken. Es ist schon komisch, dass einige ´Christen´ diese Botschaft nicht gutheißen. Das zeigt mir einfach, dass sie sich nicht wirklich um die Bibel kümmern. Die Sure Foundation Baptist Church schützt Kinder vor Raubtieren. Wir entlarven Perverse und Pädophile. Homosexuellen wird es niemals erlaubt sein, an Gottesdiensten teilzunehmen.“ Sicherheitshalber betonte Zhong mit Blick auf den Gesetzgeber dann allerdings doch noch: „Um das klarzustellen: Wir haben nur die Regierung aufgefordert, diese Leute hinzurichten. Wir sind gegen Selbstjustiz.“ So schön kann eben gelebte christliche Nächstenliebe sein. 

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