Schauspieldebüt von Tan France Der Queer-Eye-Star zeigt seine dunkle Seite und wünscht sich mehr "Bad Guys"-Rollen
Seit Anbeginn gehört der britisch-amerikanische Modespezialist Tan France (41) zu den Fab Five: In bisher neun Staffeln der Netflix-Serie „Queer Eye“ steht France mit Lebens- und Stilratschlägen den Protagonisten zur Seite – mit Erfolg, und das nicht nur für die Teilnehmer. France war inzwischen als Moderator in mehreren anderen Fashion-Shows zu sehen, doch nun betritt er Neuland: In der neuen Serie „Deli Boys“ gibt er ab Donnerstag sein Schauspieldebüt.
Ein Bösewicht im Edelzwirn
Die zehnteilige amerikanische Comedy-Serie erzählt von zwei verwöhnten pakistanisch-amerikanischen Brüdern, die nach dem Tod ihres Vaters gezwungen sind, die familieneigene Ladenkette zu übernehmen. Dabei müssen sie feststellen, dass der liebe Herr Papa in einige zwielichtige Geschäfte verwickelt war. Kurz darauf treffen die beiden Brüder deswegen auch auf den fein gekleideten Londoner Bandenchef Zubair – dargestellt von Tan France.
Kurz vor der Premiere beim Streamingdienst Hulu hat der 41-Jährige nun verraten, dass er damit endlich „etwas körperlicher“ vor der Kamera werden durfte und hofft nun auf weitere Szenen und Rollen mit viel Action. Dabei schätzt er an der neuen Serie überdies, dass sie mit viel Humor den Klischees und Vorurteilen gegenüber der pakistanischen Community auf den Grund geht: „Ja, manchmal denkt ihr vielleicht, wir sind so, aber wir sind auch alles andere. Wir haben die ganze Bandbreite an Emotionen, und wir sind vollwertige Menschen. Und ich denke, das ist etwas, worauf wir wirklich sehr stolz sein können“, so France, der 1983 als Sohn muslimisch-pakistanischer Einwanderer im englischen Doncaster geboren wurde.
Outing erst durch Queer Eye
Jahrelang war seine Homosexualität ein Problem, Schwule und Lesben wurden als in seiner Jugend als minderwertig angesehen. Erst mit „Queer Eye“ gelang France das vollständige Coming-Out, wie er jetzt verriet: „Bevor Queer Eye herauskam, habe ich mich nicht vor allen geoutet – nicht vor einem Großteil meiner Familie – und Queer Eye hat mir die Kraft gegeben, jedem in meinem Leben ganz offen zu sagen: ´Ich bin ein schwuler Mann.´ Und es gab mir die Kraft, der Öffentlichkeit, einem sehr großen Publikum, zu sagen: ´Ich bin ein queerer muslimischer Mann´, und das machte mich wirklich stolz.“
Tan France – einmal ganz anders
Jetzt in die Rolle des Bösewichts zu schlüpfen, sei ihm trotzdem gar nicht so schwer gefallen, vor allem dank dem speziellen Outfit, bei dem er kein Mitspracherecht hatte, wie er ausdrücklich betont. „Jeden Morgen, wenn ich dieses Outfit anzog, half es mir zu vergessen, dass ich Tan France bin. Es erinnerte mich daran, dass es heute nicht um mich geht; ich spiele jemand ganz anderen. Und das hat mir gefallen. Ich meine, was ich im Fernsehen mache, ist ganz Tan France, und was man sieht, ist, was man bekommt. Wenn man mich kennt, weiß man, dass ich immer so bin, also war es wirklich schön, das abzuschalten und mich selbst zu etwas herauszufordern, das überhaupt nicht ich war.“ Sein jahrelanger Einsatz für „Queer Eye“ habe ihm aber insofern trotzdem geholfen, denn er war beim Seriendreh nicht mehr aufgeregt, vor einer Kamera zu agieren, so France weiter.
Die gewalttätige Seite des Modeexperten
Der Fashion-Designer scheint dabei sichtlich Freude an bösen oder zwielichtigen Rollen gefunden zu haben, wie er auf die Frage nach einer künftigen Wunsch-Gastrolle bestätigt: „Irgendetwas aus der Welt der Peaky Blinders, denn ich habe bei den Vorbereitungen für diese Serie eine ganze Menge Peaky Blinders gesehen – nur um wirklich zu versuchen, den bösen Londoner zu verkörpern. Und dann auch alles aus der Marvel-Welt, wo es einen Bösewicht gibt. Alles, was ich will, ist, in Zukunft gewalttätige Charaktere zu spielen. Ich habe es geliebt.“
Ebenso begeistert sei er dabei auch von seinem Stunt-Training gewesen, das ihm viel Spaß bereitet habe. „Seit ich ein Kind war, fiel mir die gewalttätige Komponente leicht, und ich glaube, deshalb hat mir das Stunttraining auch so viel Spaß gemacht. Denn mein Körper spricht diese Sprache sowieso, und das schon seit langer Zeit. Und so dachte ich einfach: Das ist eine Möglichkeit, dem Publikum eine andere Seite von mir zu zeigen, die es vielleicht nicht kennt.“ Bei der zehnten Staffel von „Queer Eye“ sollten die anderen Fab-Five-Mitglieder also vielleicht künftig vorsichtiger sein, bevor sie Tan France Widerworte geben.