Direkt zum Inhalt
Frust in Bayern
Rubrik

Frust in Bayern LGBTI*-Verbände machen mobil gegen die politische Einschläferungstaktik der Regierung beim Aktionsplan

ms - 15.05.2024 - 16:00 Uhr

Es ist die ewige Mär vom bayerischen Aktionsplan für mehr LGBTI*-Akzeptanz im Freistaat: Vor der Landtagswahl in Bayern 2023 hatte Ministerpräsident Markus Söder noch erklärt, diesen zeitnah umsetzen zu wollen. Nach der Stimmenabgabe fiel ihm auf, er müsse sich erst einmal darüber mit den Freien Wählern beraten, denn immerhin sei man ja in einer Regierungskoalition. Geschehen ist seitdem wenig – und der Frust wächst.  

Das Klima in Bayern wird rauer

Bis heute ist Bayern das einzige Bundesland ohne einen solchen Maßnahmenkatalog, der mehr Gleichstellung für LGBTI* bringen soll; das kritisierten die größten CSDs im Freistaat bereits in der letzten Pride-Saison 2023. Seitdem haben sich die Fälle von Hasskriminalität im Freistaat binnen eines Jahres verdoppelt, die meisten Opfer sind homosexuelle Männer. 

Es geht um Beleidigungen, Bedrohungen, Diskriminierung, aber auch um tätliche Angriffe. „Das gesellschaftspolitische Klima wird rauer. Debatten werden mit viel Empörung geführt, schlagen oft in verbale Gewalt und mitunter in körperliche Angriffe um“, so Conrad Breyer vom CSD München.  

Halbherzigkeit in der Staatskanzlei 

Ein LGBTI*-Aktionsplan sei daher „nötiger denn je“. Markus Apel, Sprecher vom LSVD Bayern, beteuert zwar, dass der Prozess angelaufen sei und dass das Sozialministerium die Aufgabe bekommen habe, in den nächsten Jahren zusammen mit der LGBTI*-Community geeignete Maßnahmen zu definieren, aber: „Die Staatsregierung torpediert das Vorgehen immer wieder!“, so Breyer weiter. 

Apel wiederum bekräftigt: „Im Jahr 2024 kann auch Bayern die gesellschaftliche Realität nicht mehr ignorieren: Queere Menschen gehören zu Bayern. Der Freistaat muss aber auch endlich seiner Pflicht nachkommen, sie vor Diskriminierung und Gewalt zu schützen! Nur mit ernsthaftem politischen Handeln, einer konsequenten Anerkennung von diversen Lebensrealitäten und einem wirksamen Aktionsplan gegen Queer-Feindlichkeit kann das gelingen. Mit Lippenbekenntnissen, planlosen Beteiligungsverfahren und queerfeindlicher Stimmungsmache droht die Gefahr, dass der finale Aktionsplan ein Papiertiger wird, der weder ausreichend finanziert, noch gesamtgesellschaftlich wirksam ist.“

Demonstration am Marienplatz

Noch in dieser Woche beim IDAHOBIT am kommenden Freitag, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit, will das Team des CSD München mit einer großen Kundgebung am Marienplatz zusammen mit den Organisationen diversity München, LSVD Bayern, Regenbogenfamilienzentrum, LesCommunity, People Like Us, Bi+ München und dem Münchner Löwen Club auf die Missstände aufmerksam machen – mögen sie endlich auch in der Staatskanzlei Gehör finden. 

Auch Interessant

Sparkurs Berlin

Diversität besonders betroffen?

Berlin muss sparen - überproportional betroffen seien nun aber von den Einsparungen Diversitäts-Projekte, kritisieren Berliner Kulturanbieter.
Eklat beim Klimagipfel

Keine Frauenrechte wegen Homophobie

Eklat beim Klimagipfel: Der Vatikan verbündete sich offenbar mit homophoben Staaten, damit homosexuelle Frauen nicht geschützt werden.
Differenzen bei der Akzeptanz

Schweizer und die LGBTI*-Community

Mehr Zuspruch für Homo- und Bisexuelle, eher Ablehnung bei Trans- und nicht-binären Menschen - so die Ergebnisse einer neue Befragung der Schweizer.
Augen zu bei US-Hassverbrechen

Warum werden Theaterstücke zensiert?

Zensur an US-Schulen: Immer öfter wird offenbar versucht, das Theaterstück über den Mord an dem schwulen Studenten Matthew Shepard zu verhindern.
E-Zigaretten bei LGB

Trend bei Schwulen und Bisexuellen

Homo- und Bisexuelle in den USA greifen überdurchschnittlich oft zur E-Zigarette, warnen jetzt US-Experten. Die Frage ist, warum?
Rotstift bei Lambda Berlin

Queere Organisation schlägt Alarm

Das Jugendnetzwerk Lambda in Berlin schlägt Alarm: Die geplanten Kürzungen der Stadt bedrohen demnach die Existenz des Vereins für LGBTI*-Jugendliche.
Skandalfall P. Diddy

Neue Vergewaltigungsvorwürfe

Der Skandal um US-Rapper P.Diddy weitet sich aus, immer mehr Männer und Frauen berichten von äußerst brutalen Vergewaltigungen.