Wegen LGBTI*-Unterstützung Konservative Gruppe protestiert gegen Coldplay in Indonesien
Eigentlich ist Indonesien sekulär geprägt und gilt schon lange als religiös äußerst tolerant. Doch in den letzten Jahren wurde eine extremistische Gruppe von dem Islam angehörenden Menschen immer lauter. Dabei kommt es zunehmend zu lauten Protestmärschen, so zum Beispiel gegen die britische Band Coldplay.
Für „Glaube und Moral“
Am Mittwoch marschierten mehr als 200 Musliminnen und Muslime durch Indonesiens Hauptstadt Jakarta, um gegen ein Coldplay-Konzert in derselben Nacht zu protestieren. Sie wollten, dass der Auftritt abgesagt wird, weil die Band die LGBTI*-Community unterstützt. Der Marsch fand etwa einen Kilometer vom Veranstaltungsort entfernt statt. Ein riesiges Banner proklamierte: „Coldplay-Konzerte ablehnen, absagen und auflösen“. Die Band betreibe „LGBTI*-Propaganda“, was „dem Glauben und der Moral“ schade. Dieselbe Gruppe protestierte schon letzte Woche an verschiedenen Orten in Jakarta, darunter vor der britischen Botschaft.
Hintergrund der Proteste
Vermutlich haben die Proteste mit abgesagten Konzerten der ebenfalls aus Großbritannien stammenden Alternative-Rock-Band The 1975 zu tun. Nachdem The-1975-Sänger Matty Healy auf der Bühne des malaysischen Festivals Good Vibes seinen Bassisten Ross MacDonald küsste und sich über die malaysische Gesetzgebung lustig machte, wurde nicht nur der Auftritt, sondern wenig später auch das gesamte Festival abgebrochen. Daraufhin sagte The 1975 auch seine Konzerte in Indonesien und Taiwan ab (SCHWULISSIMO berichtete).
Über Coldplay
Die Pop-Rock-Band Coldplay existiert seit 1996. Sie gehört zu den weltweit erfolgreichsten Gruppen der 2000er-Jahre. Ihre Mitglieder lernten sich kennen, als sie am University College London studierten. Nach dem Demo-Album „Safety EP“ erhielt Coldplay einen Vertrag beim Independent-Label Fierce Panda Records, bei dem 1999 das Album „Brothers and Sisters“ entstand. Danach unterschrieb die Band einen Fünf-Alben-Vertrag mit ihrer heutigen Plattenfirma Parlophone. Schon das erste Album mit dem neuen Verleger („Parachutes“) war ein großer kommerzieller Erfolg und wurde in den Kritiken hoch gelobt.
Die Band ist dafür bekannt, ihre Ansichten und Werte auch in ihren Bühnenshows deutlich zu machen. So zum Beispiel ihr Engagement für ökologische Nachhaltigkeit, beispielsweise im Rahmen der Oxfam-Kampagne „Make Trade Fair“ oder für die Umweltorganisation The Ocean Cleanup und die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd. Daneben finanziert die Band auch ein Flussreinigungssystem. Frontsänger Chris Martin tritt außerdem oft in Regenbogenfarben auf und schwenkt während Auftritten die Pride-Flagge.