Steuerflucht nach München Ehemaliger Chef-Butler Peter Hince über das Erfolgsgeheimnis der Band Queen
Elf Jahre lang – von 1975 bis 1986 – begleitete der Brite Peter Hince (68) die legendäre Band Queen auf ihren Tourneen in aller Welt. Jetzt stellte er sein neues Foto-Buch „Queen Uncovered“ vor. Dessen deutsche Ausgabe erscheint 2024 im Hannibal Verlag, die englische Ausgabe erschien bereits im Wellbeck Verlag. Interessierte können viele der Aufnahmen in einer begrenzten Auflag in der Galerie Stephen Hoffman erwerben.
Wegen zu hoher Steuern
„Queen musste ein Jahr lang außerhalb von England leben, um die exorbitant hohen Steuern von damals mehr als 90 Prozent zu umgehen“, so Hince im Interview mit Bild. „Wir starteten im Sommer 1978 in Montreux.“ In den berühmten Mountain Studios dieses malerischen Ortes in der Schweiz nahm die Band ihr siebtes Studio-Album „Jazz“ auf. Die zugehörige Tour startete Ende Oktober. Doch am Ende fehlten noch sechs Wochen, bis das Jahr vorbei war. „Die Band entschied sich für München. Das dortige Musicland Studio im Arabellapark hatte einen fanstastischen Ruf“, erklärte Hince.
Queen in München
Dem ersten längeren Aufenthalt in München folgten sechs Jahre lang unzählige weitere. Insgesamt entstanden vier Studio-Alben in den Musicland Studios. Queen wohnte stets im Hilton Hotel, und „Freddie hatte immer die Präsidentensuite, Roger Taylor die nächst größere Suite, Brian May eine doppelstöckige Suite, John Deacon ein normales Zimmer und ich eines direkt neben ihm.“ Dabei hatte die Band einen besonderen Deal mit dem Hotel: „Wir zahlten weniger, dafür cash in D-Mark. Wir haben in München sehr viel Geld ausgegeben, auch für die Drinks, wenn wir ausgingen. Und immer alles bar bezahlt.“
„Freddie hatte in München etliche Lover, mal länger, mal kürzer“, so Hince. „Er zog nachts gern durch die Schwulenviertel, ging in Kai’s Bistro, ins Henderson’s, auch ins Restaurant Aubergine. Irgendwann kam er dann zu uns ins ‚Sugar Shack‘ an der Herzogspitalstraße. Das war der beste Nachtclub, den ich je gesehen habe.“ Mitte der 80er verliebte sich der Sänger in Winfried „Winnie“ Kirchberger, der das Restaurant Sebastianstuben am Viktualienmarkt betrieb. Mit ihm blieb er laut Hince etwa 15 Monate lang zusammen.
Bis Mercury Kirchberger kennenlernte, war er mit Mary Austin verlobt. Obwohl die beiden ihre Verlobung lösten, blieben sie sich nahe. Laut Hince wohnt Austin noch immer in dem Haus in London, das der Sänger ihr schenkte. Sie war es auch, die Mercury beerbte: „Das Erbe zu verwahren war nicht nur ein Geschenk, es lastete auch schwer auf ihren Schultern“, so Hince. Daher ließ sie im September alles bis auf die Immobilie versteigern (SCHWULISSIMO berichtete).
Hince über Freddie Mercury
Während seiner Zeit bei Queen schoss Hince unzählige private Fotos. Das erste Foto von Freddie Mercury mit seinem charakteristischen Schnauzbart entstand im Musicland Studio. Auf die Idee kam er durch die regionale LGBTI*-Szene: „Er lernte von seinen schwulen Münchner Freunden, dass Schnauzbart in der Szene absolut in war.“
„Freddie war für mich wie ein Onkel. Ein frecher Onkel“, so Hince über den verstorbenen Sänger. „Ihn über so viele Jahre begleiten zu dürfen, war ein Geschenk. Ein Privileg.“ Mercury habe laut ihm zwei völlig verschiedene Gesichter gehabt: „Eines, wenn er auf der Bühne stand: Der Star, voller Energie, mit seinem Publikum flirtend. Und eines, wenn er privat war: Still, mit seinen Katzen spielend, Tee trinkend. Er liebte Katzen und Scrabble.“ Tatsächlich mochte die Musik-Ikone das Rampenlicht überhaupt nicht. Manchmal habe er zu Hince gesagt: „Darling, fuck it. Ich möchte nicht Freddie Mercury sein. Ich möchte ich sein. Mir nicht mehr diesen Mantel des Stars anziehen, den alle erwarten.“