Gefahr für LGBTIQ+ Brasilien Debatte über Verbote im digitalen Raum
In Australien ist es bereits seit 2024 Gesetz, in Deutschland wird eifrig darüber diskutiert, in Brasilien könnte es im Dezember Realität werden: Die Rede ist von einem landesweiten Verbot von Social Media für Jugendliche unter 16 Jahren. Nun schlagen mehrere queere Vereine im Land Alarm und sprechen von einer besonderen Bedrohung für die junge LGBTIQ+-Community.
Netzwerk der Solidarität
IT-Experten, Jugendbeauftragte, Sozialarbeiter und queere Verbände in Brasilien warnen explizit vor dem Wegfall der „lebenswichtigen Unterstützung“ von LGBTIQ+-Jugendlichen. „Das bevorstehende Verbot der Nutzung sozialer Netzwerke für Minderjährige unter 16 Jahren beunruhigt LGBTIQ+-Jugendliche, die in ländlichen und abgelegenen Regionen des Landes leben, zutiefst. Für diese Jugendlichen sind digitale Plattformen nicht nur Unterhaltung, sondern ein wichtiger Zufluchtsort, an dem sie Akzeptanz, Unterstützung und ein Netzwerk der Solidarität finden, das ihnen im realen Leben oft fehlt“, so ein Sprecher von Projekt Rainbow Shoelace. Online berichten viele queere Jugendliche, wie digitale Plattformen und soziale Medien die Rettung für sie gewesen ist. Endlich konnten sie Gleichgesinnte treffen, offen und lebensfroh sein.
Details noch unklar
Brasiliens Regierung plant ein Verbot der sozialen Medien möglicherweise ab Mitte Dezember, betroffen davon sind alle Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok, Snapchat, X oder auch YouTube. Mittels Alterskontrollen sollen Jugendliche unter 16 Jahren dabei ausgeschlossen werden. Auch die internationale Rainbow Advocacy Alliance warnte bereits davor, dass diese Sperre viele queere Jugendliche noch weiter isolieren könnte. Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatte die Regierung ein Handyverbot an Schulen durchgesetzt.
Obwohl die Regierung angibt, LGBTIQ+-Verbände und Mental-Health-Gruppen gesondert zu bewerten, ist noch völlig offen, ob diese mit ihren Angeboten ab Ende des Jahres zensiert werden oder nicht – und ebenso unklar ist, wie konkret welche Verbote dann technisch umgesetzt werden sollen. „Für die queere Community in ländlichen Gebieten sind soziale Netzwerke viel mehr als nur Unterhaltung: Sie sind der schmale Grat zwischen Verlassenheit und der Hoffnung auf Zugehörigkeit. Und solange die Politik diesen Bedürfnissen nicht gerecht wird, könnte die Zukunft dieser Jugendlichen noch einsamer werden“, so eine Sprecherin der Organisation weiter.