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Affenpocken sollen nicht heimisch werden in der EU

EU-Zulassung für MPX-Impfstoff Organisationen mahnen zu Vorsicht und Eigenverantwortung

ms - 26.07.2022 - 10:00 Uhr

Die EU-Kommission hat jetzt den Impfstoff Imvanex des Herstellers Bavarian Nordic im Kampf gegen die Affenpocken zugelassen. Die Hoffnung ist nun groß, dass mit diesem Schritt noch in diesem Jahr auch eine erhöhte Produktion und eine damit bessere Versorgung mit dem Impfstoff in den Ländern der Europäischen Union gelingen könnte – bisher ist der Impfstoff sehr knapp bemessen, weswegen in Deutschland momentan angedacht ist, nur die erste von zwei Impfdosen zu spritzen und mit der zweiten Einheit bis zum Eintreffen von rund 200.000 weiteren Imvanex-Dosen während des laufenden, dritten Quartals zu warten.

Mit der jüngsten Entscheidung folgt die EU-Kommission der Empfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) – damit ist der Impfstoff ab sofort in allen EU-Staaten sowie auch in Norwegen, Island und Liechtenstein offiziell zum Schutz gegen MPX zugelassen. Bisher galt der Impfstoff nur zum Schutz für Humane Pocken, auch wenn einige Länder wie auch Deutschland bereits vorab mit der Vergabe des Impfstoffes begonnen hatten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte zuvor am Wochenende nach weiteren Beratungen den internationalen Notstand ausgerufen. Rechtlich bindende Konsequenzen hat dieser Schritt nicht, sondern dient eher als verstärktes Signal an alle Länder, aktiv Maßnahmen und Schritte gegen eine weitere Ausbreitung der Infektion zu erarbeiten. Die EU-Kommission hat sich inzwischen mehr als 160.000 Impfdosen für die EU-Staaten gesichert, einzelne Länder wie auch Deutschland können aber gesondert Impfstoff bestellen und Verträge mit den Zulieferfirmen abschließen.

Mit gestrigem Stand gibt es laut dem Robert-Koch-Institut mehr als 2.350 Fälle von Affenpocken in Deutschland, Epizentrum bleibt Berlin mit aktuell allein rund 1.250 MPX-Positiven. Mehrere Studien der letzten Woche belegten dabei mit Fakten untermauert auch, dass sich bis heute beinahe ausschließlich schwule und bisexuelle Männer (MSM) infiziert haben und dass die Infektion ebenso beinahe ausschließlich durch Sex übertragen worden ist. Grundsätzlich ist MPX allerdings keine rein sexuell übertragbare Krankheit, sondern kann auch anderweitig durch engen Körperkontakt oder die Benutzung infizierter Gegenstände wie Sexspielzeug weitergegeben werden. Verschiedene Organisationen warnen gerade mit Blick auf die Risikogruppe MSM davor, leichtfertig mit der Erkrankung umzugehen – es bestehe ansonsten die Gefahr, dass die Affenpocken ein langfristiges Problem gerade auch in der Gay-Community darstellen könnten. Vorsicht und Eigenverantwortung seien nach wie vor die Schlagwörter der Stunde. Das RKI erklärte zuletzt dazu: „Eine weitere Verbreitung der Affenpocken sollte jetzt so gut wie möglich verhindert werden – einerseits, um Krankheitsfälle und gegebenenfalls auch schwere Verläufe in der aktuellen Situation zu vermeiden, andererseits, um zu verhindern, dass sich Affenpocken als Infektionskrankheit in Deutschland etablieren. Sollte dies passieren, wäre mittelfristig auch mit Fällen in besonders gefährdeten Gruppen zu rechnen. Außerdem besteht immer ein gewisses Risiko, dass sich das Virus verändert und möglicherweise auch krankmachender werden könnte (…) Es scheint weiterhin möglich, den aktuellen Ausbruch in Deutschland zu begrenzen, wenn Infektionen rechtzeitig erkannt und Vorsichtsmaßnahmen umgesetzt werden.“

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