ESC 2026 in Wien Island raus, Deutschland plant Vorentscheid
Der Eurovision Song Contest (ESC) 2026 in Wien steht weiter unter Druck. Nach mehreren Rückzügen hat nun auch Island seine Teilnahme verweigert. Der öffentlich-rechtliche Sender RÚV erklärte, man könne unter den aktuellen Umständen nicht am Wettbewerb teilnehmen. Hintergrund ist die Entscheidung der Europäischen Rundfunkunion (EBU), Israel trotz anhaltender Kritik weiterhin zuzulassen.
Fünf Länder nicht dabei
Island reiht sich damit in die Boykottliste der vergangenen Woche ein: Bereits die Niederlande, Spanien, Irland und Slowenien hatten ihren Rückzug erklärt. RÚV verwies darauf, dass die Startberechtigung Israels „Uneinigkeit sowohl unter den Mitgliedern der EBU als auch in der breiten Öffentlichkeit“ ausgelöst habe. Die EBU hatte in Genf beschlossen, auf eine formelle Abstimmung über einen Ausschluss Israels zu verzichten. Eine Mehrheit der Mitgliedssender war der Auffassung, die jüngsten Änderungen am Wettbewerbsverfahren seien ausreichend. Island hatte zuvor auf frühere Präzedenzfälle verwiesen und einen Ausschluss des israelischen Senders KAN gefordert, um Reputationsschäden vom ESC abzuwenden.
RÚV-Generaldirektor Stefán Eiríksson betonte, der Wettbewerb solle die Menschen in seinem Land zusammenbringen. Unter den aktuellen Bedingungen sei dies nicht möglich. „Angesichts der öffentlichen Debatte hierzulande und der Reaktionen auf die EBU-Entscheidung der letzten Woche ist klar, dass weder Freude noch Frieden in Bezug auf die Teilnahme von RÚV am Eurovision herrschen werden“, sagte Eiríksson. Vor der Entscheidung hatten sich Demonstranten vor dem Sendergebäude versammelt, um einen Boykott zu unterstützen. Ob der isländische Vorentscheid „Söngvakeppnin“ 2026 stattfindet, ließ RÚV offen.
Unterdessen hat Polen klargestellt, dass es trotz anderslautender Spekulationen dabei sein wird. Auch Belgien und Portugal haben ihre Teilnahme bestätigt. Insgesamt sind derzeit 34 Länder gemeldet. Bulgarien, Moldau und Rumänien kehren zurück; für Armenien steht eine Bestätigung noch aus. Deutschland ist bereits für das Finale am 16. Mai 2026 gesetzt und informierte jetzt über erste Details zum nationalen Vorentscheid.
Deutscher Vorentscheid am 28. Februar
Das Finale des deutschen ESC-Vorentscheids soll am 28. Februar live im Ersten und in der ARD-Mediathek übertragen werden. In der Samstagabendshow treten sowohl Solokünstler als auch Bands an. Der federführende Südwestrundfunk (SWR) erklärte, die Acts seien über ein mehrstufiges internes Verfahren ausgewählt worden. Dazu gehörten auch Songwriting-Camps, in denen „Artists mit international renommierten Songwritern und Producern gemeinsam Songs für den ESC entwickelt haben“. Die finale Entscheidung über Songs und Künstler sei von Experten aus der Musikbranche, einer internationalen Jury und Publikumsjuroren getroffen worden.
SWR-Delegationschefin Tina Sikorski sagte, seit 70 Jahren zeige der Wettbewerb „wie kraftvoll und magisch die Musik als Verbindung sein kann, aber auch, wie kontrovers immer wieder um Themen gerungen wird“. Sie freue sich darauf, beim deutschen ESC-Finale „großartige Performances“ zu sehen und „den perfekten Act“ zu finden, „der Deutschland beim 70. Eurovision Song Contest leuchten lässt“. Die Namen der Teilnehmer sollen im Januar veröffentlicht werden. Der ESC findet vom 12. bis 16. Mai 2026 in der Wiener Stadthalle statt.