Eklat in Köln Chef-Ermittler erhebt schwere Vorwürfe gegen den Kardinal
Und abermals gerät das Erzbistum Köln sowie Kardinal Rainer Maria Woelki in die Schlagzeilen – der Vorsitzende der unabhängigen Kommission, die die massiven Missbrauchsfälle an Minderjährigen aufarbeiten sollte, verlässt das Gremium. Als Begründung erklärte der Staatsrechtler Stephan Rixen gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur, dass sich seine Zweifel bestätigt hätten, dass die Aufklärungskommission nicht unabhängig oder effektiv arbeiten würde.
Zweifel von Anfang an
Grundlage der Kommission ist eine Vereinbarung zwischen dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, und der Deutschen Bischofskonferenz – die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte dann trotz bereits anfänglich geäußerter Zweifel ob der realen Chance einer sachlichen Aufklärung im Juni dieses Jahres den Fachmann Rixen in das Gremium entsandt, um fundiert und sachlich korrekt den hundertfachen Missbrauch im Erzbistum aufzuarbeiten.
Der Papst schweigt weiter zu den Vorwürfen
Immer wieder geriet dabei auch Bischof Woelki in die Schlagzeilen, weil er nach Angaben mehrerer ehemaliger Mitarbeiter bereits schon früh von den Missbrauchsfällen wusste, diese aber verschwiegen haben soll und später auch Akten über die kriminellen Machenschaften von Priestern vernichtet lassen haben soll – Woelki selbst bestritt dies mehrfach, obwohl sich zuletzt die Anzeichen gegen ihn immer mehr verdichtet hatten. Beim päpstlichen Treffen aller deutscher Bischöfe in Rom im November 2022 war die Thematik offensichtlich auch ein Gesprächsthema, Konsequenzen will Papst Franziskus aber seit Monaten nicht ziehen und schweigt.
Kein Vertrauen in Woelki
Rixen selbst hatte mehrere Gespräche mit Kardinal Woelki gehabt. Diese Gespräche hätten dabei ein "massives Störgefühl" bei ihm hinterlassen, so Rixen. Er wolle sich nicht ständig fragen müssen, ob ihm jemand wirklich die Wahrheit sage: "Mir fehlt das Vertrauen, dass eine Aufarbeitung, die auch Kardinal Woelki selbst betrifft, wirklich gewünscht ist." Laut dem Fachmann herrsche im Erzbistum ein Klima, im dem möglicherweise mit Kalkül Missverständnisse geschürt werden, um am Ende immer zu dem einen Schluss zu kommen: Kardinal Woelki habe keinen Fehler gemacht. Offenbar gibt es nach wie vor große Angst vor Woelki, viele Mitglieder sowohl von der Kommission wie auch im Erzbistum selbst wollen anscheinend nicht beim Kardinal anecken. In der Kommission sitzen dabei Vertreter des Bistums selbst sowie aber auch Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Verwaltung und Justiz.
41.000 Kölner treten aus der Kirche aus
Im Zentrum der Anschuldigungen steht dabei unter anderem der Kölner Priester und langjährige Sternsinger-Präsident Winfried Pilz, der sich mehrfach seit den 1970er Jahren an Minderjährigen vergangen haben soll. Woelki wurde immer wieder vorgehalten, das Bistum nicht frühzeitig über die Vorwürfe gegen den Geistlichen informiert zu haben – es geht dabei auch um eventuelle Falschaussagen und mögliche Vertuschungsversuche, weswegen auch die Kölner Staatsanwaltschaft derzeit ermittelt. Derweil geht die Welle der Austritte aus der katholischen Kirche im Erzbistum Köln unbeirrt weiter, zuletzt traten im Jahr 2021 rund 41.000 Kölner aus der Kirche aus.