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Diskriminierung in Österreich
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Diskriminierung in Österreich Vier von fünf LGBTI*-Österreicher haben Suizidgedanken!

ms - 08.06.2023 - 14:00 Uhr

Fast alle LGBTI*-Menschen in Österreich erleben aufgrund von gesellschaftlichen Normvorstellungen nach wie vor Diskriminierung – über die Hälfte von ihnen leidet deswegen an Depressionen. Österreichs Gesundheitsminister Johannes Rauch stellte nun im ersten LGBTI*-Gesundheitsreport für das Jahr 2022 die aktuelle Lage detailliert dar.

Zufriedenheit geringer als unter Heterosexuellen

Für die Studie wurden Daten weiterer internationaler Erhebungen herangezogen, in Österreich selbst wurden dann über ein halbes Jahr lang rund 1.050 Personen befragt. Der Großteil der Befragten war schwul (26%), lesbisch (22%) oder bisexuell (19%). Weitere 15 Prozent definierten sich als queer.  Mehr als die Hälfte (60%) der Teilnehmer gab an, mit dem allgemeinen Gesundheitszustand zufrieden zu sein, weitere 29 Prozent bewerten diesen als „mittelmäßig“. In der Gesamtbevölkerung hingegen liegt die Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit um rund zehn Prozentpunkte höher. Mit Blick auf die sexuelle Orientierung sprachen 71 Prozent der Homosexuellen von einem „guten bis sehr guten“ Gesundheitszustand.

Minderheitenstress und Mobbing

Ein wesentlicher Aspekt bei der Frage nach der eigenen  Gesundheit hängt dabei auch mit den Erfahrungen zusammen, die LGBTI*-Menschen in puncto Stigmatisierung und Diskriminierung erlebt haben. Die Studie weiter: „Diskriminierungen haben häufig ihren Ursprung in heteronormativen Geschlechtervorstellungen und können sich für LGBTIQ+-Personen in Vorurteilen, Mobbing und Übergriffen, einem Ausschluss von rechtlichen Ansprüchen oder auch in der Nichtanerkennung angeborener Variationen der Geschlechtsmerkmale äußern. Für LGBTIQ+-Personen kann sich diese Diskriminierung als Stress bis hin zu einer verinnerlichten Ablehnung, verringerte Selbstakzeptanz sowie Einsamkeit äußern, die allesamt negative Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit nach sich ziehen können.“

Jeder zweite LGBTI*-Österreicher hat Depressionen!

In der Studie zeigt sich im Vergleich mit anderen Daten aus der Allgemeinbevölkerung auch, dass bei den chronischen Erkrankungen wie Allergien, Rückenschmerzen oder Kopfschmerzen LGBTI*-Menschen deutlich stärker betroffen sind als heterosexuelle Personen, teilweise sind die Fallzahlen doppelt so hoch. Nur 27 Prozent der LGBTI*-Menschen in Österreich leiden unter keiner chronischen Erkrankung.

Noch dramatischer sind die Zahlen in puncto Depressionen: 53 Prozent der Teilnehmer leiden unter Depressionen, 39 Prozent unter Angststörungen und 34 Prozent unter einem Burn-out. Jeder fünfte LGBTI*-Mensch in Österreich hat eine Essstörung (19%). Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung litten nur acht Prozent unter Depressionen.

Mehrheit spielt mit Suizid-Gedanken

Beim Thema Drogen zeigt sich, dass illegale Substanzen und Partydrogen nur für einer Minderheit von bis zu sieben Prozent ab und an eine Rolle spielen – anders sieht es dagegen beim Alkohol aus, 39 Prozent greifen täglich oder mehrmals wöchentlich zur Flasche.

Beim Thema Suizid offenbart die Studie, dass vor allem queere Menschen bereits mit dem Gedanken gespielt haben, sich umzubringen (79%) – bei schwulen Männern waren es 51 Prozent. Tatsächlich einen Suizidversuch unternommen hat jeder fünfte queere Mensch (19%) und acht Prozent der Schwulen. Am höchsten sind die Suizidraten dabei unter den 15-19-Jährigen.

Diskriminierung ist Alltag in Österreich

Diskriminierung ist zudem allgegenwärtig in Österreich, 89 Prozent der LGBTI*-Menschen haben diese binnen der letzten zwei Jahre erlebt, die meisten davon in den sozialen Medien oder online (72%) gefolgt von knapp über 50 Prozent im Job oder im Gesundheitswesen. Dabei ist auch klar: Die große Mehrheit der Befragten (75%) wird noch immer aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert.

Mehr als die Hälfte (61%) erlebte im Gesundheitswesen auch bereits unangebrachte Kommentare oder Beleidigungen, rund jeder dritte LGBTI*-Menschen (27%) wurde schon einmal direkt abgewiesen. Gesundheitsminister Rauch erklärte bei der Vorstellung der Daten, dass Österreich zwar ein „hervorragendes Gesundheitssystem“ habe, es aber dennoch Handlungsbedarf gibt. Nebst der Sensibilisierung des Gesundheitspersonals wird nun auch ein Aktionsplan angedacht, der die Lebensbedingungen von LGBTI*-Menschen in Österreich verbessern soll.

 

Hier gibt es Hilfe

Die Berichterstattung über Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.

Mit Beratung steht dir auch der Coming Out Verein via Messenger oder E-Mail unter www.coming-out-day.de zur Seite. Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de

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