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Prostatakrebs werde oftmals leichtfertig unterschätzt
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Ärzte rufen zur Vorsorge auf Rechtzeitig erkannt, leidet auch die Sexualität nicht unter einem Eingriff

ms - 10.08.2022 - 11:30 Uhr

Die Organisation Prostata-Hilfe Deutschland hat jetzt Männer dazu aufgerufen, öfter zur Prostatakrebs-Vorsorge zu gehen. Nach wie vor erkranken jedes Jahr rund 62.000 Männer daran, die Krebsart ist die häufigste bei Männern, wobei die Heilungschancen groß sind, wenn ein Karzinom früh erkannt wird. Dabei trügt das Klischee: Nicht nur heterosexuelle Männer zeigen sich oftmals von der Analuntersuchung abgeschreckt, auch viele Homosexuelle stehen der Untersuchung oftmals grundlos ablehnend gegenüber. Ratsam ist eine regelmäßige Untersuchung dabei ab dem 45. Lebensjahr – ab diesem Zeitpunkt zahlen die gesetzlichen Krankenkassen auch einmal im Jahr die Tastuntersuchung.

Gegenüber der Deutschen Welle bekräftigt dabei Dr. Markus Graefen von der Martini-Klinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, dass die Untersuchung selbst nur wenige Sekunden dauere und schmerzfrei sei: "Die Vorsorge dient dazu, einen Tumor früh genug zu entdecken, sodass man schonend und erfolgreich behandeln kann. Diese Chance kann man ohne Vorsorge verpassen, denn ein Prostatakarzinom bereitet in den frühen Stadien typischerweise und tückischerweise keine Beschwerden. Die kommen erst, wenn das Karzinom weiter fortgeschritten und häufig auch schon metastasiert ist." Neben dem Abtasten der Prostata wird zumeist auch eine Blutentnahme gemacht, um den PSA-Wert zu bestimmen – dabei wird ein Eiweiß überprüft, das nur von den Zellen der Prostata hergestellt und als wichtiger Indikator für eine mögliche Krebserkrankung herangezogen wird.

Oftmals meiden gerade auch schwule Männer eine Prostatauntersuchung aus Angst, bei einem möglichen Eingriff nach einer positiven Krebsdiagnose inkontinent zu werden. Dies ist laut dem Hamburger Facharzt inzwischen zumeist eine unbegründete Sorge, gerade einmal bei zwei bis drei Prozent aller Fälle kommt es noch zu solchen Problemen. Und selbst in diesen Fällen könne durch operative Maßnahmen Abhilfe geschaffen werden. Eine weitere Angst ist jene vor Erektionsproblemen – diese sogenannte erektile Dysfunktion tritt in der Tat bei rund 30 Prozent aller Fälle auf, zumeist allerdings dann, wenn der Krebs nicht im frühen Stadium erkannt worden ist. Doch selbst in diesen Fällen ist der Penis nach wie vor sensibel auf Berührungen, auch ein Orgasmus ist weiterhin möglich, sodass in puncto Standhaftigkeit mit der Einnahme von Tabletten (Viagra) nachgeholfen werden kann. Klar ist: Bei einer regelmäßigen Kontrolle kann Prostatakrebs früh erkannt und zumeist geheilt werden, sodass auch die Sexualität nach einem operativen Eingriff nicht leidet. "Haben Sie keine Angst vor der Vorsorge. Die Vorsorge kann sehr beruhigend sein, wenn die Untersuchung keinen Verdacht auf einen Prostatakrebs zeigt, und das ist meistens der Fall. Wenn sich jedoch tatsächlich ein Karzinom entwickelt hat, kann die Vorsorge Leben retten", so Graefen abschließend gegenüber der Deutschen Welle.

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