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Der LSVD Hamburg feiert in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag

25 Jahre für Vielfalt Der LSVD Hamburg feiert in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag

km - 01.04.2020 - 16:30 Uhr
Lesben- und Schwulenverband Hamburg

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Hamburg feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen und 10-jähriges Jubiläum der Jugendbegegnung mit St. Petersburg. Der Verein hatte zu Beginn noch Startschwierigkeiten, doch hat bis heute jede Menge geschafft. Wie alles begann, was der LSVD erreicht hat und wie die Arbeit in Zeiten von Corona weiter geht , hat SCHWULISSIMO für Euch zusammengetragen.

Am 11. Februar 1995 war die Geburtsstunde des Vereins. Damals gegründet als SVD-Hamburg, also Schwulenverband in Deutschland - Landesverband Hamburg, wurde vier Jahre später der LSVD daraus.
Bis 2007 war der Verein mal mehr und weniger aktiv, einige Jahre sogar vorstandslos. Das änderte sich 2008 und der Landesverband ging neu an den Start: „ Den LSVD kannte ich vor 2008 überhaupt gar nicht.“ , erinnert sich der fast 60-jährige Landesvorstand Wolfgang Preussner: „Ich habe den CSD 2001 und 2002 mitorganisiert und auch in Hamburg, gerade was Kultur anging, viel getan. Dann hat man gesagt, du kannst das und du machst das.
Jetzt bin ich im 13. Jahr mit meiner Kollegin Barbara Mansberg und es macht immer noch jeden Tag Spaß.“

Die Landesvorsitzenden Barbara Mansberg und Wolfgang Preussner

Inzwischen hat der Verein viele Dinge auf den Weg gebracht und hat sich von Anfang an auch in die Politik eingemischt. So konnte der Kontakt zu allen Parteien, abgesehen von der AfD, weiter ausgebaut werden.
Die gute Vernetzung mit der Hamburger Community zeigt sich im festen Jahresprogramm, welches Kooperationen, gemeinsame Veranstaltungen, sowie Unterstützung von Projekten beinhaltet. Vertreten ist der Verein unter anderem in der LAG L+S Hamburg, einem paritätischem Netzwerk, in dem die einzelnen, eigenständigen Einrichtungen und Projekte arbeitsteilig und in enger Kooperation verbunden sind, im Lesbennetzwerk Hamburg (das u.a. den Dyke*March organisiert), in der Hamburger Vernetzung pro LSBTI*- Geflüchtete sowie im „Netzwerk::Jugendarbeit Hamburg::St. Petersburg“.

Letzteres ist ein besonderes Highlight für Wolfgang Preussner: „ Wir haben natürlich im zehnten Jahr mit den Jugendlichen aus St. Petersburg immer Gruppen dabei, die einen besonders am Herzen liegen. Ich habe hier Bilder die sie erstellt haben, als Collage und wenn ich da drauf gucke, freue ich mich, dass ich die immer mal wieder sehe. Leider nicht alle, aber einige davon. Es freut mich, dass wir für sie in Hamburg viel erreichen konnten, was für sie auch in St. Petersburg wirkt.“

Denn im Rahmen der Städtepartnerschaft Hamburg – St. Petersburg wird seit Jahren bilaterale Menschenrechtsprojekte für LGBTI* im Bereich der Jugendarbeit durchgeführt. Trotz aller Widrigkeiten auf russischer Seite und dank Unterstützung aus Hamburg (Politik, Stiftung Deutsch- Russischer Jugendaustausch und nicht zuletzt der Community) sowie dem Auswärtigen Amt konnten der Fachkräfteaustausch und die Jugendbegegnungsmaßnahmen jährlich wie geplant stattfinden. Für die Partnerorganisationen des LSVDs „Coming Out“, „Side by Side“ und „T-Action“ sind diese Austausche enorm wichtig. Anschläge des Putin-Regimes auf Freiheit und Menschenrechte reißen nicht ab. Antihomosexualitätsgesetz, Agentengesetz, Medienkontrolle, Anschläge auf Menschenrechtsverteidiger und Minderheiten – staatliche Repressionen und die deutliche Zunahme von Gewalt sind für die LGBTI*-Aktivist*innen immer bedrohlicher. Schikanen und Behinderungen gehören zum Alltag. Die Zahl derer, die diesen Druck nicht mehr aushalten können und ausreisen wollen, nimmt stetig zu.

Jugendbegegnung in St. Petersburg

Das Engagement des Vereins wird immer wieder mit Preisen belohnt. Unter Anderem hat der Verein 2012 den Demokratiepreis erhalten, mit dem das Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt vorbildliche Projekte auszeichnet wird.
2014 verlieh Hamburg Pride e.V. den Pride Award an den LSVD. Dieser Preis ehrt Menschen, die sich um das queere Leben in Hamburg verdient gemacht haben und mit ihrem Tun vorbildhaft in die Stadtgesellschaft hineinwirken.

2019 wurden der Verein für das Rainbow Exchange Programm im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz 2019“ mit einem Preis ausgezeichnet.

Aber nicht die Preise machen die Arbeit so besonders, sondern das, was sie repräsentieren: „Was ich an der Arbeit beim LSVD so wertschätzt, ist, dass ich hier viel bewirken kann. Wir haben für die LGBTI* in Hamburg viel bewegt. Mit der Unterstützung der gesamten Community, alleine schafft man das natürlich nicht. Das ist das Schönste daran, dass wir trotz vieler widriger Umstände, egal aus welchen Ecken ,doch sehr viel erreicht haben.“, schwärmt Wolfgang Preussner über seine Arbeit.

Engagement des LSVD Hamburgs sorgte für Preise

Allerdings hat man sich den 25-jährigen bzw.- 10-jährigen Geburtstag ein bisschen anders vorgestellt. „Wir sind schon seit zwei Jahren am Planen, was wir alles schönes machen können und nun kommt Corona. Wir arbeiten quasi von Tag zu Tag und wissen nicht, was dieses Jahr noch stattfinden kann. Wir müssen abwarten was jetzt passiert und noch entschieden wird. Den Empfang am 4. April haben wir bereits in den Herbst verschoben. Am 23. Oktober feiern wir außerdem mit einem Senatsempfang im Rathaus, im Rahmen unseres Bund-Länder-Treffens, das 2020 vom LSVD Hamburg ausgerichtet wird.“

Der LSVD Hamburg wird auch 2020 seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen und die Menschenrechtsarbeit vorantreiben. Es gibt noch viel zu tun, doch durch die aktuelle Situation wird diese Arbeit erschwert: „Wir arbeiten momentan per Mail oder per Telefon. Wir mischen uns gerade noch in die Koalitionsverhandlungen ein. Wir haben Wahlprüfsteine erstellt im Februar und jetzt müssen wir den Politikern noch mal sagen, was auf jeden Fall in den Koalitionsvertrag mit rein muss, was LGBTI* betrifft. Ansonsten planen wir noch den Rainbow Flash, der ist noch nicht abgesagt. Und wir planen noch den CSD und den Fachkräfteaustausch im September.“, so Preussner.

Seit 2009 wird der Rainbowflash organisiert und jedes Jahr am 17. Mai, von einem stetig wachsenden Bündnis getragen. Mit der Aktion, die weit über Hamburgs Stadtgrenzen hinaus bekannt ist, setzt der Verein ein deutliches Zeichen für Menschenrechte am Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie.

Der LSVD arbeitet also trotz Corona-Krise weiter und Landesvorstand Wolfgang Preussner blickt optimistisch in die Zukunft: „Ich bin guter Dinge und glaube fest an ein Leben nach Corona und wir, der LSVD, ist mit dabei.“

25 Jahre LSVD

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