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Young & Successful - Nico Abrell // © instagram.com/nicoabrell

Young & Successful Nico Abrell

km - 17.08.2019 - 07:00 Uhr

“Für mich bedeutet Homosexualität Freiheit!“

Mitten in der Nacht sucht sich der von Schlaflosigkeit geplagte Teenager den Weg ins Bad. Seine lichtscheuen, halb offenen Augen gewöhnen sich langsam an das Badezimmerlicht. Er überprüft sich im Spiegel. In seinem Kopf herrscht Krieg. Auf der einen Seite schöne Erinnerungen an diesen ganz besonderen Jungen, der ihm jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht zaubert, wenn er nur an ihn denkt. Der es geschafft hat, übers Wochenende sein wahres Ich in ihm wachzurütteln. Auf der anderen Seite all der Selbstzweifel, angefeuert durch das Mobbing von Mitschülern. Mobbing das ihn krank gemacht hat. Inmitten dieses Krieges öffnet er den Mund um zu sagen, was er irgendwie schon immer wusste, aber nie wahrhaben wollte. Angst vor den Konsequenz der Menschen, die bereits von dieser Erkenntnis ausgegangen sind. Er verharrt eine Weile und nahm all sein Mut zusammen und sagte zu sich: „ Ich bin schwul.“

Dieser rothaarige, 1999 geborene Junge heißt Nico Abrell. Wohnhaft in Bayern produziert er regelmäßig YouTube-Videos, ist auf Spotify mit seinen eigenen Songs zu finden und als wäre das nicht genug schreibt er auch Bücher. Wie stellt man sich bei so viel verschiedenen Tätigkeitsfeldern vor, fragt man sich? „Ich sage immer, ich arbeite im Social Media Bereich und schreibe Bücher! Das ist am einfachsten und ich muss am wenigsten erklären.“, erläutert der junge Autor lachend.

Auf seinem YouTube-Kanal „NICO“ geht es um die Themen LGBTI*, Bücher „und das Leben wie es eben so ist“. Mit seinen über 25.000 Abonnenten teilt er beantwortet Fragen aus seiner Community, outet sich in einer christlichen Hotline, testet Apps für Schwule und spricht über Bücher, Filme und Serien, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch die Reaction-Videos und Challenges dürfen für einen erfolgreichen YouTuber nicht fehlen.

Nico war immer ein introvertierter Mensch, doch durch seine Arbeit im Social Media Bereich hat sich das geändert: „Es hat sich auf jeden Fall geändert! Wenn man sich jeden Tag vor dem Spiegel, in der Kamera, beim Schneiden, beim Fotos machen und vielem mehr sieht, lernt man irgendwann, sich bis zu einem gewissen Punkt selbst zu lieben – weißt du, was ich meine? Ich habe gelernt, zu mir selbst zu stehen, da ich ja nichts anpreisen kann, was ich selbst nicht lebe bzw. ausführe.“
Ebenfalls gibt es Videos mit seinem Freund David Milan, der auch einen YouTube-Kanal führt. Nico hat ihn sogar über YouTube kennengelernt und die beiden sind sozusagen ein YouTube-Paar. Nimmt diese mediale Aufmerksamkeit Einfluss auf die Beziehung? „Das kann ich bisher noch nicht wirklich sagen. Wir entscheiden, was wir posten und wir sind uns auch bewusst darüber, dass uns potenziell tausende von Leuten auf Social Media verfolgen. Aber an unserer Beziehung hat das bisher nichts geändert.“, äußert sich Nico zu dem Thema.

Ein anderes großes Thema neben YouTube ist die Arbeit als Autor. In seinem Buch „Ich bin Ich und jetzt?“ schreibt er über Mobbing, sein Outing vor sich selbst, seinen Freunden und seiner Mutter. Er gibt Tipps mit an die Hand und teilt seine Erfahrungen als junger Homosexueller. „Ich glaube schon, dass ich junge Menschen damit unterstützt habe! Ich bekomme noch immer extrem viele Nachrichten von Teenagern, denen ich beim Outing etc. geholfen habe. Spaß und Helfen gingen dabei einher – natürlich macht es mir Spaß zu helfen. Außerdem verfasst er Romane, eine Roman-Dilogie um genau zu sein. „Rising Sparks“ war sein Debut, mit dem er zusammen mit Hugendubel auf Tour ging und den dritten Platz der Jahresbestseller auf Book on Demand belegte. Der zweite Teil „Flying Sparks“ ist das Finale der Protagonisten Skye und Kiran. Doch neben viel Lob, gab es auch viel Kritik, zu der er in einem Video Stellung bezog.

Kritik ist in der digitalen Welt ein großes Thema und bei den älteren Menschen genießen Influencer und YouTuber keinen guten Ruf. „Ernstzunehmender Kritik gehe ich natürlich nach und versuche diese umzusetzen. Dabei ist es mir allerdings wichtig, immer ich selbst zu bleiben. Hass-Kommentare hingegen nehme ich überhaupt nicht ernst und lache eher, da die meisten mit 1000 Rechtschreibfehlern versehen sind.“ Auch in der eigenen Familie muss sich Nico mit Kritik auseinander setzen: „Mein Opa zum Beispiel versteht noch immer nicht, was ich da eigentlich mache und wie ich mein Geld verdiene, weshalb ich auf seine „super netten“ Kommentare nicht allzu viel setze.“

Dieses Jahr hat er sein Abitur erfolgreich abgeschlossen und hat viele Projekte in der Mache „Es wird wieder bunt gemischt. Von Musik bis zu neuen Büchern und noch vieles mehr“, teasert das Multitalent.

SCHWULISSIMO wünscht weiterhin viel Erfolg und ist gespannt auf seine Vorhaben.

Schaut doch mal auf Nicos Instagram vorbei: @nicoabrell

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