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Gefühltes Tagebuch: aber, aber, Aberglaube

Apropos Leben Gefühltes Tagebuch: aber, aber, Aberglaube

rb - 01.02.2022 - 10:00 Uhr
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Unser Alien bemüht die Logik: „Neulich lief mir eine schwarze Katze über den Weg. Das erzählte ich meinem Nachbarn. Der fragte, ob von links oder rechts. Das habe ich nicht verstanden. Was macht das für einen Unterschied? Das eine bedeutet Glück, das andere Unglück, so der Nachbar. Das ist doch für die Katz!“

Der Volksmund behauptet es oft so: Geht die schwarze Katze von rechts nach links, gelingt's. Es gibt aber auch die gegenteilige Überzeugung. Hier spielt dann die Religion mit hinein. Denn danach stellen sich beim Jüngsten Gericht die Guten auf die rechte Seite und die Schlechten auf die Linke. Politisch betrachtet, sieht die Sache womöglich anders aus. Wie dem auch sei, der Aberglaube ist auch heutzutage noch sehr präsent. In der Reisebranche gilt dies besonders in westlichen Ländern. Hotelzimmer mit der Nummer 13 wird man in unseren Breiten eher vergebens suchen. Der 13. Stock fehlt in vielen Hotelgebäuden. Auch bei unserer Bahn ist der Waggon 13 kaum zu finden. Und Flugzeuge haben oft keine Reihe 13. Auch hier ist die Bibel ausschlaggebend: Judas war der 13. am Tisch und hat Jesus verraten. Und wenn dann noch der Freitag hinzukommt, dann wird es richtig schwer. An diesem Wochentag wurde Jesus gekreuzigt. Statistisch gesehen ist Freitag der 13. allerdings nicht besonders gefährlich. Diese Vorstellungen sind als mittelalterlich zu bezeichnen, also vor der Aufklärung entstanden. Sie haben eine lange Tradition und sind für viele fest in ihrem Leben verankert. Seltsam ist die Herkunft des Wortes Aberglaube. Denn es bedeutet soviel wie „gegen den Glauben“. Und dabei speist sich der Aberglaube eben doch oft aus der religiösen Überzeugung. Mancher Aberglaube ist durchaus sinnvoll: Man soll nicht unter einer aufgestellten Leiter durchgehen. Tatsächlich könnte da etwas von oben herunterfallen. Und ein zerbrochener Spiegel kann nicht nur sieben Jahre Unglück, sondern auch Schnittverletzungen nach sich ziehen. Auch das Aufspannen von einem Regenschirm im Haus kann praktische Nachteile verursachen. 

© G-Stock Faces
© G-Stock Faces

Gerade zum Jahreswechsel gibt es viele Hoffnungen und Befürchtungen. Um das Schicksal nicht herauszufordern und die Weichen für die Zukunft gut zu stellen, sollte man zwischen den Jahren keine Wäsche waschen. Nach heidnischem Glauben könnten sich in der Wäsche böse Geister verfangen. Rote Unterwäsche an Silvester zu tragen, soll Glück in der Liebe bringen. Aber der Slip muss ein Geschenk sein. Eigentlich logisch, denn Liebe macht ja in Gesellschaft am meisten Spaß. In normalen Zeiten sollen Böller an Silvester böser Geister verscheuchen. Das Thema ist ja erst mal vom Tisch. Dafür darf immer noch Blei gegossen werden. Aus den teilweise skurrilen Ergebnissen kann man dann nach Handzettel die Zukunft ablesen. Die Liste der Do's und Dont’s ist lang, diese sind aber nur wirklich von Bedeutung, wenn man auch daran glaubt. Es ist wohl mehr ein geselliges Vergnügen geworden, vielleicht mit einem Quäntchen Glaube. Erstaunlich ist trotz allem, dass wir in unseren aufgeklärten Zeiten, mit einem hohen Maß an wissenschaftlichen Erkenntnissen, vielen Dingen verhaftet sind, die objektiv nicht nachvollziehbar sind. Und in Zeiten der Unsicherheit wird diese Tendenz sicher nicht abnehmen. Im Gegenteil: Das magische Denken und die Rückkehr zu irrationalen Ansichten wird wohl neue Urstände feiern. Der französische Aufklärer und Philosoph Voltaire meinte dazu: „Je weniger Aberglaube, desto weniger Fanatismus, und je weniger Fanatismus, desto weniger Unheil.“ In diesem Sinne spucken wir am besten dreimal über die linke Schulter und hoffen auf das Beste!

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