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Die alte Dame „Gloria“ feiert ihren 60. Geburtstag.

60 Jahre Gloria in Köln Vom Lichtspielhaus zur Institutiion

vvg - 31.08.2017 - 17:02 Uhr

Die alte Dame „Gloria“ feiert ihren 60. Geburtstag. Wir sprachen mit Claudia Wedell, Betriebsleiterin und Michael Zscharnack, Chef des Hauses. Die Beiden sind seit 15 Jahren ein Paar und leiten das Gloria seit 13 Jahren.

 

Wann habt ihr das Gloria erstmals bewusst wahrgenommen?

Michael war 1999 privat auf einer Party im Gloria. Es war Liebe auf den 1. Blick. „Ein solches Haus zu führen und zu gestalten wäre ein Traum, aber ein utopischer“, dachte er damals. 2000 betreute er als Techniker bei „Wer Liebe sucht“ die Produktion von Wally Bockmayer und blieb als technischer Leiter subunternehmerisch im Haus. Als ihm das Gloria 2004 angeboten wurde, fiel die Entscheidung nicht schwer. Zusammen mit Claudia, der als „kölsches Mädchen“  das Gloria  vielmehr als eine  Institution war, wagte er das Abenteuer.

Könnt ihr kurz die Geschichte des Hauses umreißen?

Das Gloria wurde 1956 als Kino mit dem Heimatfilm „Verlobung am Wolfgangsee“ eröffnet. Danach folgten Hollywood Blockbuster wie „Frühstück bei Tiffany“, „Hausboot“ oder „Susi & Strolch“. Als Mitte der 70er die Aufklärungswelle mit Oswald Kolle und Beate Uhse rollte, entwickelte sich das Kino zum Porno-Kino und wurde immer verruchter. Bis 1989 lief alles unter einer einzigen Betreiber-Gesellschaft. 1991 übernahm das Haus die legendäre Büchel & Dick Gruppe, die es zu einer Off-Location mit Bühne, Tresen und freier Bestuhlung umbaute.

Das Gloria setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen …

„Genau, wir machen viele Veranstaltungen. Alle großen Comedians wie Hella von Sinnen, Gaby Köster, Ingo Appelt, Johann König, Tim Fischer, Georgette Dee sind bei uns „Zuhause“. Wir sind die Hauptspielstätte vom „Köln Comedy Festival“ & „Sommerblut“. Dann haben wir das Glück das Bands wieder mehr live spielen wollen. Im Gloria hat man überall gute Sicht zur Bühne, ist nah am Geschehen und wir sind technisch auf dem neusten Stand. Große Stars wie P!nk, Coldplay, Oasis und Placebo sind hier aufgetreten, und die Toten Hosen haben uns als einen der schönsten Clubs Deutschlands bezeichnet. Außerdem finden Lesungen statt, „Caveman“ hatte über 200 Vorstellungen und „Fang den Mörder“ spielt bei uns seit über 15 Jahren. Ein wichtiger Baustein sind die Parties wie die „Elektro Swing Party“ die „Retro Clash“, die „I love 90´s“. Auch geboxt und Rollschuh gefahren wurde bereits im Gloria, Fußball geschaut wird zur WM & EM.

War immer alles „Glanz und Gloria“?

Nein, ganz und gar nicht. Die ersten Jahre waren hart, da ist viel Schweiß und Herzblut geflossen. Wir wussten oft nicht, ob wir den nächsten Sommer überstehen; das war schon ein Überlebenskampf. Was wir total unterschätzt hatten, war, dass das Gloria einen negativ verruchten Ruf hatte, da mussten wir viel Aufklärungsarbeit leisten. Dabei haben uns die TV-übertragungen wie „Night-Wash“, „Ladies Night“, „Rockpalast“ und „Dinner op Kölsch“ geholfen, die bundesweit ausgestrahlt wurden. Dies brachte uns wiederum einen guten Ruf als Spielstätte. Und Michael hat als technischer Leiter immer schwerpunktmäßig in die neuste und modernste Technik investiert.

Welche Veranstaltungen sind euch besonders im Gedächtnis geblieben?

Claudia ist ein großer Fan der „(P)op Kölsch“, weil das etwas Besonderes ist. Da kommen Kölner Stars auf die Bühne, die weltbekannte Pop-Hits in kölschen Dialekt übersetzen und singen. Sie fand Pink großartig und ist ein großer Kiefer Sutherland Fan. Dass der jetzt als Country Sänger auftrat ... muss man mögen. J Aber es war schon Klasse, so einen Weltstar hier im Hause begrüßen zu dürfen. „Das ist auch die Magie hier und das, was uns am Herzen liegt: Wir wollen gute Gastgeber sein, egal ob das kleine, unbekannte Künstler sind, oder echte Weltstars. Wir bieten jedem Künstler die gleiche Bühne.“

Wie viele Mitarbeiter habt ihr?

Als wir hier anfingen waren es 30, inzwischen haben wir ein Team von über 70 Mitarbeitern. Dazu gehören die freien Techniker, die Sicherheitskräfte, die Gastro-Crew, Veranstaltungskaufleute, Büro-Mitarbeiter, Aushilfen für Theke und Garderobe, sowie Reinigungskräfte. Ohne diese Mitarbeiter ständen wir nicht da, wo wir heute sind und dafür möchten wir mal ein großes Dankeschön aussprechen.

Gab es besonders kuriose Erlebnisse mit Künstlern?

Bei einem japanischen Konzert mussten wir alle Spiegel abhängen, weil die angeblich ein schlechtes Karma hatten und das Feng Shui nicht stimmte. Und in der Garderobe wurde Salz verstreut - gegen die bösen Geister. Und eine Band hat bei einer Geburtstags-Feier Backstage eine riesige Tortenschlacht veranstaltet. Ansonsten waren die Künstler doch eher pflegeleicht.

Wer war euer häufigster Star?

Wir vermuten Georgette Dee, die schon Mitte der 90er auftrat und im regelmäßigen Jahresturnus immer wieder bei uns auftritt. Sie hat damals schon schöne, traurige Lieder über Seemänner gesungen. Kasalla spielen seit Jahren ihre Abschlusskonzerte im Gloria – 5 Abende hintereinander!

Wie schaut es mit dem Denkmalschutz aus?

Das Gloria steht nicht unter Denkmalschutz. Wir verschönern unser Haus immer im Sommer, bewahren aber den alten Charme. Dabei nehmen wir uns jedes Jahr einen anderen Teil des Hauses vor, zurzeit verändern wir die WC-Anlagen; damit das Gloria zum „60.“ allen Grund zum Strahlen hat.

Was macht den Charme des Gloria aus?

Irgendeine Magie muss das Gloria haben, weil sich wirklich alle immer sehr wohl fühlen und begeistert sind. Die Größe des Veranstaltungsraumes ist optimal. Der Kontakt zwischen Künstler und Publikum ist selten so eng wie bei uns. Man ist einfach nah dran.

Das Gloria steht kurz vor der Rente, könnt ihr schon Nennenswertes für die Zukunft verraten?

Jetzt steht erst einmal die Jubiläumsfeier am 1. September an, zu der über 600 geladene Gäste kommen werden, darunter die Wegbegleiter der letzten Jahre: Künstler, Agenturen, Veranstalter, ehemalige Kollegen, Freunde sowie Zeitzeugen des Gloria. Es soll mit einem bunten Bühnenprogramm einer unserer schönsten Abende werden.

www.gloria-theater.com

 

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