Will Youngs neues Leben Schwules Dating auf dem Land – und das Glück eines Sandwichs
Berühmt wurde der schwule Sänger Will Young (45) durch „Pop Idol“, er war der Gewinner der allerersten Ausgabe der britischen Castingshow 2002. Im gleichen Jahr outete er sich als homosexuell. Was folgte, war eine internationale Karriere und große Erfolge. Allein sein Song „Anything Is Possible“ ist bis heute die meistverkaufte Debüt-Single in der Geschichte der britischen Charts. Nebst seinem Heimatland feierte Young die größten Erfolge in Deutschland sowie in Italien und den Niederlanden. Nun hat der 45-Jährige sein Leben geändert.
Selbstbewusstsein und frei von Zweifeln
Erstmals hat Young mit seinem neuen Album „Light It Up“ nicht nur eine klassische Pop-Platte auf den Markt gebracht, sondern auch sein Leben entschleunigt – innerlich wie äußerlich. Er kaufte sich ein renovierungsbedürftiges Haus im ländlichen Wiltshire und ist inzwischen mit sich selbst im Reinen, gerade auch als schwuler Mann, der zwei Jahrzehnte lang im Scheinwerferlicht stand: „Ich muss heute nicht mehr zweifeln, ich bin in meinen Vierzigern!“, so Young gegenüber dem britischen Magazin Attitute. Er habe für sich zu einem neuen Selbstbewusstsein gefunden, betont er weiter.
Sein frühes Outing direkt nach seinem ersten großen Erfolg bereut er aber glücklicherweise bis heute nicht: „Ich glaube nicht, dass es meine Karriere beeinflusst hat. Als ich mich geoutet habe, habe ich doppelt so viele Alben verkauft.“ Nur die Werbebranche habe ihn wahrscheinlich eher ignoriert aufgrund seiner Homosexualität: „Wahrscheinlich habe ich solche Gelegenheiten verpasst und das könnte daran gelegen haben, dass ich offen schwul war. Ich könnte mir allerdings nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn ich mich die ersten zehn Jahre meiner Karriere verstellt hätte. Ich glaube, das wäre furchtbar gewesen.“
Flucht vor der Enge Londons
Young will auch weiterhin ehrlich und offen sein als homosexueller Mann, auch auf seinem neuen Album – ein neuer Song darauf hat auch stark autobiografische Züge: „Ich denke, es war ein wirklich ehrlicher Song, und ich schreibe eigentlich keine autobiografischen Songs. Das war eine ganz neue Art des Schreibens, was ziemlich aufregend ist. Ich dachte mir: 'Oh, ich schreibe einen Song darüber, wie es ist, in den Vierzigern zu sein, und darüber, ein schwuler Mann zu sein, der umherwandert und sein Spiegelbild betrachtet´. Das war irgendwie sehr ehrlich.“
Zu seinem neuen Leben auf dem Land erklärt er weiter: „Ich habe mich nie wirklich als Stadtkind gefühlt. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, daher fühlt es sich in gewisser Weise wie eine Heimkehr an. Ich glaube, ich fühlte mich in London ein wenig eingeengt. Das spüre ich jetzt nicht mehr“, so der Brit-Award-Gewinner.
Angst vor dem Tod
Young ruht heute mehr denn je in sich, Angst habe er nur noch immer vor dem Tod, nachdem sein Zwillingsbruder Rupert 2020 Selbstmord beging: „Es ist nicht mehr so schlimm wie früher, aber ich habe manchmal ein bisschen Angst vor dem Tod. Ich weiß nicht, ob es eine erstaunliche, brillante, therapeutische Antwort gibt, die ich durch einen Arzt finden könnte, aber ich denke, es ist wahrscheinlich das Unbekannte. Ich glaube, es ist fast wie eine Falle. Das Gefühl, an einem Ort gefangen zu sein und zu denken: ´Oh, ich mag es hier nicht, aber ich kann nicht zurück.´ Ich denke auch, dass es einfach ein bisschen unverschämt ist. Wem kann ich schreiben? Wem kann ich eine SMS schicken und sagen: 'Das ist lustig hier!´ Ich denke, das ist wirklich unfair. Das Leben macht wirklich Spaß!“
Schwules Dating auf dem Land
Freude hat der 45-Jährige indes nach wie vor am Dating-Leben als schwuler Mann, gerade auf dem Land seien schwule Dating-Apps wichtig, denn Schwulenclubs oder Bars gebe es hier eben nicht: „Es ist ein bisschen wie eine Lotterie. Mein letzter Freund kam über eine App. Und der Mann, mit dem ich mich gerade treffe, kam auch über eine App, und der davor auch. Also ja, es waren immer Apps. Vielleicht ist es eine Schande, ich weiß nicht. Vielleicht vermisst meine romantische Seite die Art von 'man sieht sich auf der anderen Seite eines Raumes'. Vielleicht sind diese Tage aber auch einfach vorbei.“
Allerdings sei die Dating-Landschaft für schwule Männer auch auf dem Land durchaus spannend: „Es sind wirklich interessante Leute. Es sind viele Leute, die aus London weggezogen sind. Es sind erstaunliche Menschen, die Erstaunliches geleistet haben und dies auch weiterhin tun – sie wollen nur nicht in einer Großstadt leben.“
Abschließend nach Glück und Zufriedenheit befragt, betont Young: „Ich würde sagen, ich bin zufrieden. Glück kann schwanken, aber zufrieden zu sein und friedlich zu leben, das ist wesentlich. Mit sich selbst zufrieden zu sein, glaube ich, ist das Allerwichtigste.“ Und wie genießt er sein Glück am liebsten? „Mir fallen viele Dinge ein, die ich gerne mache. Ich liebe es zum Beispiel, mit einem Sandwich in einem Zug zu sitzen. Ich liebe es wirklich sehr!“