Schwule Tony Awards Viele Preise gingen an schwule und queere Künstler – berührend die Rede von Schauspieler Harvey Fierstein
So schwul und LGBTIQ+-positiv war die Verleihung der Tony Awards wohl noch nie – in diesem Jahr schien es beinahe so, als wäre die ganze Verleihung rund um die besten US-Theater- und Musicalproduktionen des Jahres ganz im Sinne des Regenbogens. Die Presse feierte die 78. Tony Awards als „funkelndes Schaufenster in eine LGBTIQ+ -Herrlichkeit“. Der berührendste Moment war die Rede von US-Schauspieler Harvey Fierstein.
Tony schreibt Geschichte
Von den queeren Kostümen, der Moderation und den Songs bis hin zu den Preisträgern und ihren Dankesreden war die meiste Zeit demnach alles sehr bunt angehaucht. Moderiert wurde das Event von Cynthia Erivo, die an dem Abend selbst einen Tony gewann und in der Eröffnungsshow einen beeindruckenden Moonwalk sowie zehn Outfitwechsel in der Radio City Music Hall hinlegte.
Erstmals wurde der Tony auch an eine nicht-binäre Person vergeben, Cole Escola bekam den Preis für die Rolle als Mary Todd Lincoln in „Oh, Mary!“ und schrieb damit Geschichte. Gekleidet in ein glitzerndes, silbernes Kleid bedankte Escola sich dann bei einem Grindr-Date und sorgte damit für den skurrilsten Moment des Abends. Die beste Regie ging dann an den schwulen „Oh, Mary!“-Regisseur Sam Pinkleton.
Schwule Preisträger
Der schwule, britische Schauspieler Andres Scott („Sherlock“, „All Of Us Strangers“) wurde für sein Solo-Stück „Vanya“ als Bester Solo-Performer ausgezeichnet. Den Preis für die beste Choreografie ging an den schwulen Theatermacher Jerry Mitchell für „Boop! The Musical“. Der schwule Brite Jak Malone wurde dann als bester Schauspieler in einem Musical für seine Darstellung in „Operation Mincemeat“ ausgezeichnet.
Als Bestes Musical wurde zudem „Maybe Happy Ending“ ausgezeichnet vom schwulen Kreativteam Will Aronson und Hue Park – letzterer betonte eindringlich in seiner Dankesrede, dass er derzeit Single und auf der Suche sei. Insgesamt gewinnt das Musical sechs Tonys, darunter auch jenen für die beste Filmmusik. Der schwule Kostümbildner Paul Tazewell schrieb mit seinem Tony Gewinn dann ebenso Geschichte – er ist der erste schwarze Künstler, der den Preis für Kostümdesign gewonnen hat. Freudig kann er die Trophäe nun wohl neben den Oscar und den BAFTA stellen, die er beide für das Filmmusical „Wicked“ bereits gewonnen hat. Zwei weitere Preise gingen an die Gay-Community: Branden Jacobs-Jenkins wurde für sein Werk „Purpose“ mit der Auszeichnung des bestes Theaterstücks geehrt und Schauspieler Francis Jue gewann den Tony für seine Rolle in „Yellow Face“.
Berührende Rede
Zuletzt wurde der schwule US-Schauspieler Harvey Fierstein („Mrs. Doubtfire“, „Independence Day“) dann mit dem Special Tony Award fürs Lebenswerk ausgezeichnet. In einer bewegenden Dankesrede erzählte er von seinem eigenen Coming-Out in den 1980er Jahren und vom Kampf gegen HIV.
Eines der Highlights des Abends war auch der singende Auftritt des schwulen Schauspielers Jonathan Groff, der kurzerhand während seiner Performance auf die Rückenlehne von Keanu Reeves sprang und ihm dabei erotisch über die Wangen und die Brust streichelte – Reeves schien es zu gefallen. Daneben blieb auch der Auftritt von Drag-Legende und zweimaliger Drag Race-Gewinnerin Jinkx Monsoon als Piratenmädchen mit einem Ausschnitt aus „Pirates! A Penzance Musical“ an der Seite von David Hyde Pierce in Erinnerung.