Direkt zum Inhalt
Black Eyed Peas beim Neujahrskonzert im polnischen Fernsehen
Rubrik

Regenbogen-Armbinden Black Eyed Peas beim Neujahrskonzert im polnischen Fernsehen

co - 02.01.2023 - 17:39 Uhr

Der polnische staatliche Fernsehsender TVP organisierte zum Neujahrsabend das Konzert „New Year’s Eve of Dreams“. Die amerikanische Pop-Band Black Eyed Peas waren als Headliner geladen. Geschätzt 8,3 Millionen Menschen schalteten bei der Live-Übertragung ein.

Für die LGBTI*-Community

Während des Konzerts trug die Band Regenbogen-Armbinden. Zusätzlich zum bunten Schmuck widmete die Gruppe ihren Hit „Where Is the Love“ dem „Zusammenhalt“. Dabei nannte sie Gemeinschaften, die Hass erfahren: zum Beispiel Menschen jüdischen Glaubens oder afrikanischer Abstammung und LGBTI*-Personen.

Eine eindeutige Botschaft

„Wir sind die Black Eyed Peas … oder man kann auch Black Eyed Peace sagen, denn wir stehen für Frieden, Gleichheit und Harmonie“, erklärte Rapper und Bandgründer Will.i.am. „Wir sind nicht die Black Eyed PiS“, fügte er hinzu – eine klare Referenz zu Polens führender Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). „Wir stehen für Einheit, Liebe, Toleranz, Einigkeit … manchmal muss man dorthin gehen, wo die Menschen nicht die gleichen Ansichten haben, um sie dazu zu inspirieren, sich zu ändern und ihnen zu zeigen, wie Toleranz aussieht.“

Feldzug gegen LGBTI*

Seit ihrem Regierungsantritt 2015 nutzte die PiS-Partei eine äußerst LGBTI*-feindliche Sprache, um Stimmungsmache zu betreiben und sich vor allem die konservative Wählerschaft zu sichern. Dabei stellte sie die von ihnen so genannte „LGBTI*-Ideologie“ als ein fremdes Wertesystem vor, das „noch gefährlicher“ sei als der Kommunismus und das die polnische Familienstruktur und den polnischen Staat bedrohe. Der Staatssender TVP soll bei der Verbreitung dieser Darstellung eine wesentliche Rolle gespielt haben.

Aufschrei und Empörung 

Seit dem Auftritt der Black Eyed Peas häufen sich die Empörungsrufe aus dem rechten Milieu. So schrieb beispielsweise der stellvertretende Justizminister Marcin Warchoł von der rechten politische Gruppe Vereinigtes Polen (Solidarna Polka) laut PinkNews: „LGBTI*-Promotion in TVP2. SCHANDE! Es ist keine Silvesternacht der Träume, sondern eine Silvesternacht der Entartung.“ Auch der stellvertretende Landwirtschaftsminister Janusz Kowalski twitterte: „Homopropaganda auf TVP für 1 Million Dollar.“

Hetze abstellen“

PiS-Abgeordnete Joanna Lichocka, die zum Nationalen Medienrat gehört, ermutigte ihr Kollegium jedoch dazu, die Aufführung einfach zu genießen und nicht zu kommentieren: „Meine Herren vom Vereinigten Polen, trinken Sie Champagner in der Silvesternacht. Anstatt sogar jetzt politisch auszuteilen. Polen will heute Spaß haben – schalten Sie die Hetze ab. Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr.“ TVP-Moderator Tomasz Kammel, der für das Neujahrskonzert verantwortlich war, erklärte, dass „jedes Element ihrer Outfits“ und des Auftritts geplant war. Dieser kostete das öffentlich-rechtliche Fernsehen wohl tatsächlich 1 Million Dollar.

Ersatz für Mel C

Ursprünglich sollte das ehemalige Spice-Girls-Mitglied Melanie C das Neujahrskonzert im Höhenkurort Zakopane anführen. Diese sagte jedoch ab, nachdem ihre Fans sich über ihre Zusage empört hatten. Zu ihrer Absage erklärte die Sängerin: „Angesichts einiger Probleme, auf die ich aufmerksam gemacht wurde und die nicht mit den Gemeinschaften übereinstimmen, die ich unterstütze, fürchte ich, dass ich nicht mehr in der Lage sein werde, wie geplant an Silvester in Polen aufzutreten.“

TVP erklärte laut Notes from Poland auf seiner offiziellen Website, dass man über die Planänderung überrascht sei. Der Sender betonte: Das Silvester-Konzert ist „für alle, die das neue Jahr mit Spaß feiern wollen“. Seither sind alle Ankündigungen für Mel Cs Auftritt von der Website und den sozialen Medien der Sendeanstalt verschwunden.

Auch Interessant

Bewunderung von Schwulen

Jennifer Coolidge und die Community

Warum sind schwule Jungs der Hollywood-Schauspielerin Jennifer Coolidge (2 Broke Girls) seit langem verfallen? Coolidge lüftete jetzt das Geheimnis!
Tom Daley im Reality-TV

Ein Schloss voll LGBTIQ+-Promis

Die BBC dreht mit 19 Promis derzeit das neue Reality-Format „Celebrity Traitors“ - mit dabei sind LGBTIQ+-Lieblinge wie Tom Daley und Stephen Fry.
Rekorde bei Beyoncé

Mega-Erfolg des Community-Lieblings

Die US-Pop-Sängerin und Community-Liebling Beyoncé schreibt neue Rekorde während ihrer Mega-Tour in diesen Tagen in den USA und Großbritannien.
Siegried & Roy als Serie

Die Zauberer kommen zurück

Comeback von Siegfried & Roy: In einer Mini-Serie soll das Leben der Magier nachgezeichnet werden, in den Hauptrollen Jude Law und Andrew Garfield.
Berühmtes Milliardärs-Outing

Barry Diller ist schwul

Der Ehemann von Modeschöpferin Diane von Fürstenberg, Barry Diller, hat sich mit 83 Jahren als schwul geoutet - nach rund 24 Jahren Ehe.
Madonna bei Netflix

Mini-Serie über die Queen of Pop

Madonna kommt zu Netflix! Der Streamingdienst plant eine Mini-Serie über die Queen of Pop und will dabei auch ihre Beziehung zu LGBTIQ+ thematisieren.
Staunen in der Gay-Sauna

Ein besonderer Gast geht viral

Eine Sauna und ihr 93-jähriger Gast sorgen in den USA derzeit für viel Gesprächsstoff - die Rede ist von einem "dritten Bein" beim Senioren.
Schwärmereien von Billy Idol

Schwulenclubs und die Community

Der britische Rockmusiker Billy Idol ist der Gay-Community bis heute sehr verbunden und erinnert sich an die Anfänge seiner Karriere in Schwulenclubs.
Kritischer Blick auf den ESC

Nemo gibt Tipps zum ESC-Gewinn

Der Schweizer Shootingstar Nemo rät zu einem neuem Umgang mit dem ESC-Trubel und gibt Tipps, wie sich der mediale Irrsinn überleben lässt.